Wahl-O-Mat futsch!!!

  • Wahl-O-Mat futsch!!!

    gruener (Luddit), 21.05.2019 00:10
    #1

    Der war eh fragwürdig, wenn nicht gar für'n Arsch.

    Jetzt ist er vom Netz!

    Man merke: Ohne Volt kein Watt. Da kann sich das arme Ampere auf die Hinterbeine stellen und mit den nicht vorhandenen Ohren wackeln. Es hilft nichts! Am Ende der Rechnung steht immer 0 Watt - weiß der Mathematiker in mir - sprich: Null Leistung, null Verbrauch, null Information.

    Das Verwaltungsgericht Köln hat am Montag (20.05.2019) der Bundeszentrale für politische Bildung untersagt, ihr Online-Format "Wahl-O-Mat" in seiner derzeitigen Form weiter anzubieten. Anlass war eine Klage der Partei Volt Deutschland, die sich durch das Angebot benachteiligt fühlt. Die Bundeszentrale nahm die Seite am Montagabend vom Netz.

    https://www1.wdr.de/nachrichten/wahl-o-mat-urteil-100.html

    Bedauerlich ist allerdings, dass man die lustigen und sinnbefreiten Kommentare der (auch nicht wählbaren) Die Partei nicht mehr einsehen kann.

    Die Partei war eh die einzige Kandidierende, die den Wahl-O-Mat jemals hinreichend verstanden hat. (Im Sinne der alten Dame, die bei der Uraufführung vom "Bolero" lautstark ausgerufen haben soll: "Hilfe, ein Verrückter!" --- Damaliger Kommentar von Ravel: "Sie ist die Einzige, die mich verstanden hat.")

  • RE: Wahl-O-Mat futsch!!!

    last-exit, 21.05.2019 01:02, Antwort auf #1
    #2

    Du lässt den einzig echt "lustigen" Part außer Acht. Aber daran glaubten nicht einmal mehr die Richter.

    "Der Einwand der Bundeszentrale für politische Bildung, ein anderer Mechanismus sei technisch nicht möglich, sei nicht hinreichend glaubhaft gemacht worden, so die Richter."

    Ein Armutszeugnis!

    Man wundert sich: Eine wichtige meinungsbildende Plattform ist so unausgereift, dass sie maximal acht unterschiedliche Ergebnisse ermöglicht.

  • RE: Wahl-O-Mat futsch!!!

    an-d, 21.05.2019 06:22, Antwort auf #2
    #3

    "Der Einwand der Bundeszentrale für politische Bildung, ein anderer Mechanismus sei technisch nicht möglich, sei nicht hinreichend glaubhaft gemacht worden, so die Richter."

    Ein Armutszeugnis!

    Man wundert sich: Eine wichtige meinungsbildende Plattform ist so unausgereift, dass sie maximal acht unterschiedliche Ergebnisse ermöglicht.

    Dass eine Datenbankabfrage nur maximal 8 Auswahlmöglichkeiten bzw. Ergebnisse hat - nun ja... Vor 25 Jahren hätten das einem bestimmt nicht wenige geglaubt. ....ein Fahrzeug kann ja auch nur maximal 4 Personen befördern...

    Armutszeugnis ist genau das richtige Wort.

  • RE: Wahl-O-Mat futsch!!!

    an-d, 21.05.2019 20:00, Antwort auf #3
    #4

    In einem Interview im Deutschlandfunk wird die technische Möglichkeit auch gar nicht bestritten (sic!) und das ganze mit Didaktik (!!!) begründet. So ein Quatsch. Bzw. insofern richtig: Es ist eine böse, u.a. auch verfassungswidrige Didaktik. Das Große und Bekannte begünstigend - eine lenkende Didaktik. Aus dem Interview:

    Beim Wahl-O-Mat muss (Didaktik!!!) man zu Beginn acht Parteien auswählen, unter denen sich dann – mittels 38 Fragen oder Thesen, zu denen man seine Meinung äußern soll – eine persönliche Präferenz erstellt wird.

    Die Richter am VG Köln bemängelt diesen Mechanismus, sahen in der Auswahl der acht Parteien eine „faktische Benachteiligung kleinerer beziehungsweise unbekannterer Parteien“, zu denen auch die Antragstellerin gehöre. „Dieser Anzeigemechanismus verletze jedenfalls mittelbar das verfassungsrechtlich gewährleistete Recht der Antragstellerin auf Chancengleichheit“, so das Verwaltungsgericht Köln und sagte auch, dass die Bundeszentrale eine technische Unmöglichkeit „nicht hinreichend glaubhaft gemacht“ habe.  https://www.deutschlandfunk.de/beschwerde-eingereicht-bundeszentrale-will-wahl-o -mat.1769.de.html?dram:article_id=449328

    Das es auch anders geht zeigt z.B.

    https://parteivergleich.eu/index.php?Wahl=Europawahl2019

    Die Fragen dort finde ich in der Gesamtheit besser als beim Wahlomaten (was ich im übrigen auch ein Armutszeugnis f.d. Bundeszentralle für politische Bildung finde.)

    Die BpB hat beim OVG Münster Beschwerde eingereicht. Bleibt zu hoffen, dass die Richter dort das Treiben der BpB durch einen entsprechenden Beschluss beenden.

    Um Missverständnissen vorzubeugen: Volt finde ich nicht gut, den Prozess aber schon und das Urteil - auch wenn es erstmal nur erstinstanzlich ist -  super. Ein kleiner Schritt nach vorn. Den Wahlomaten finde ich super bzw. er könnte super sein. Wenn mir die BpB 5 oder 10.000 Euro gibt könnte ich denen auch einen sinnvolleren und qualifizierteren Fragenkatalog zusammenstellen.Und in jeder Großstadt gibt es IT-Firmen, die problemlos ein derartiges System aufsetzen und betreuen können und die Welt kostet das auch nicht.

    In der Machart wie es jetzt ist, hat es leider Schülerzeitungsniveau und wäre in einem Abitursjahrgang für mich keine Eins. Eine echte Peinlichkeit für eine Bundeseinrichtung. Die Verantwortlichen für dieses Projekt sollten alle mit anderen Dingen beschäftigt werden, vielleicht in der KFZ-Zulassungsstelle, weil es offensichtlich bei einem so wichtigen Projekt dermaßen dumm und dazu noch verfassungswidrig zugeht (Sorry für diese Polemik die nicht gegen Mitarbeiter* in Zulassungsstellen gerichtet ist, sondern darauf abzielt, Menschen aus Positionen zu entfernen in denen sie den demokratischen Prozess beschädigen und in eine Bereich zu versetzen wo Unfähigkeit oder Willfährigkeit einen geringeren Schaden anrichten).

    Die Wahl ist die Ursuppe der Demokratie und da darf man weder Nichtkönnende und noch weniger Menschen, die Tendenzen erzeugen wollen, heranlassen. Letzteres will ich fairerweise nicht unterstellen  - bleibt also die Dummheit. Ich weiss - ich bin immer zu naiv, wenn ich an das Gute im Menschen glaube (in diesem Fall: das dumme...).

  • RE: Wahl-O-Mat futsch!!!

    drui (MdPB), 21.05.2019 23:30, Antwort auf #4
    #5

    Das es auch anders geht zeigt z.B.

    https://parteivergleich.eu/index.php?Wahl=Europawahl2019

    Die Fragen dort finde ich in der Gesamtheit besser als beim Wahlomaten (was ich im übrigen auch ein Armutszeugnis f.d. Bundeszentralle für politische Bildung finde.)

    Hmm, ich weiss nicht, bei mir kommen da etwas komische Resultate raus. Hinten, okay, ist der rassistische Block schön zusammen, 3.Weg, AfD, Rechte, NPD und ganz hinten Volksabstimmung (hatte ich gar nicht auf dem Schirm, wie bescheuert die sind). In der Mitte die ideologischen Eso-Parteien kuschelig eng, Violette, FDP, MLPD, passt, aber vorne?

    BIG, Diem, Piraten, NL?  Mit denen habe ich nicht viel gemeinsam und sie stehen für andere Inhalte als bei den Fragen erfragt. Die Gewichtung der Fragen erst am Ende der Befragung finde ich beim Wahlomat besser, auch wenn man da mehr abstufen müsste.

    Allgemein finde ich die Undifferenziertheit der Fragen oft problematisch. Eine Antwort hängt ja oft von Kontext, Finanzierung, Implementierung etc. ab und eigentlich müsste man die Hälfte der Fragen stets mit neutral beantworten. Man sieht ja schon bei einer scheinbar einfachen Frage wie Brexit, dass die Realität komplizierter ist und die Umstände und Bedingungen wichtig für eine Entscheidung.

  • RE: Wahl-O-Mat futsch!!!

    an-d, 22.05.2019 00:15, Antwort auf #5
    #6

    Hmm, ich weiss nicht, bei mir kommen da etwas komische Resultate raus. Hinten, okay, ist der rassistische Block schön zusammen, 3.Weg, AfD, Rechte, NPD und ganz hinten Volksabstimmung (hatte ich gar nicht auf dem Schirm, wie bescheuert die sind). In der Mitte die ideologischen Eso-Parteien kuschelig eng, Violette, FDP, MLPD, passt, aber vorne?

    BIG, Diem, Piraten, NL?  Mit denen habe ich nicht viel gemeinsam und sie stehen für andere Inhalte als bei den Fragen erfragt. Die Gewichtung der Fragen erst am Ende der Befragung finde ich beim Wahlomat besser, auch wenn man da mehr abstufen müsste.

    Allgemein finde ich die Undifferenziertheit der Fragen oft problematisch. Eine Antwort hängt ja oft von Kontext, Finanzierung, Implementierung etc. ab und eigentlich müsste man die Hälfte der Fragen stets mit neutral beantworten. Man sieht ja schon bei einer scheinbar einfachen Frage wie Brexit, dass die Realität komplizierter ist und die Umstände und Bedingungen wichtig für eine Entscheidung.

    Ja, BIG war bei mir auch relativ weit vorne - vlt. haben die sich ein spezielles Antwortprofil überlegt, damit sie progressiv wirken. Die inhaltliche Übereinstimmung war bei mir auch bei Wahlomaten besser - bei den Parteien, wo ich's beurteilen kann.

    Die undifferenzierten Fragen sind ein wirkliches Problem. Bsp aus dem von mir verlinkten: Antibiotika in der Landwirtschaft oder nicht? Ich habe dann nein angekreuzt aber nur schwach gewichtet. Das ist aber gar nicht meine Position. Ich habe kein Problem damit, dass auch ein Tier zur Gesundung ein Antibiotikum bekommen kann, jedoch sehr mit der Massenanwendung oder der zweckfremden Anwendung zum Beispiel "Prophylaxe". Und so geht es dann weiter. Für Menschen, die differenziert politisch reflektieren ist das wahrscheinlich eher ein lustiges Spiel oder tatsächlich ein Hinweis, um zu entdecken, dass sich bei z.B. Volksabstimmung, was erstmal so ganz positiv daherkommt richtiger brauner Dreck verbirgt. Das ist dann vlt. einfacher als in ein Programm zu schauen. Für Uninformierte ist das ganze sehr problematisch, selbst wenn sie die Frage inhaltlich verstehen, was keineswegs immer gewährleistet ist.

    Von der von mir verlinkten Seite fand ich bspw. die Eingangsfrage auch hart: Die (zumindest theoretisch) Unabhängigkeit und Freiheit des Mandates ist ein Kern parlamentarischer Demokratie - ich kann mir vorstellen, dass da viele in Unkenntnis der Hintergründe dieser verfassungsrechtlichen Regelung ankreuzen, dass die Mehrheit der bevölkerung die Abstimmung vorgibt.  Das rührt dann auch gleich noch an den Minderheitenschutz. So kann man aus Uninformiertheit leicht in einer sehr falschen Gewichtung landen. Oder anderes Beispiel: Wer versteht, was eine matriachale Wirtschaftsordnung ist?   Tja, umso enttäuschender finde ich, dass die BpB mit ihrem riesigen Mitarbeiterstab einen so schwachen Fragenkatalog entwickelt. Das könnte man deutlich verbessern. einerseits fehlen Felder, es sind Fragen irreführend - wie du richtig schreibst weil so undifferenziert. Wünschen würde ich mir auch Kurzerklärungen zu den Fragen für Uniformierte.

    Das Grundprinzip finde ich schon gut, aber es kommt mir immer so wie von Anfängern gemacht vor. Gute Idee, aber nicht gut umgesetzt.Und damit auch tendenziell manipulierend, selbst wenn as keine konkrete Stoßrichtung hat. Das könnte man abmildern.

    Ein Grundproblem ist m.e. dass es um die politische oder auch allgemein um die Bildung in D nicht gut steht. Bildung wird verwechselt mit Wissenvermittlung (f.d. prüfung und dann ist fast alles wieder weg). Bildung ist komplexer und setzt auch widersprüchliche Diskurse voraus, Recherche lernen.... Das wird in der Schule viel zu wenig gefördert, stattdessen Stoff, stoff, stoff...

    Mein etwas böser beitrag oben gegen die BpB hatte einfach den Grund, dass ich es wichtig finde, die noch vorhandenen guten Dinge des Grundgestzes auch aktiv mit Leben zu füllen und immer wieder entsetzt bin ob der Unkenntnis von Verantwortlichen auf allen Ebenen. Insofern freue ich mich über jedes Urteil, dass (selbst wenn es vlt. weiter oben erstmal wieder einkassiert wird) Problemstellungen aufzeigt und Grundrechte schützt und damit zumindest partiell Problembewusstsein schärft.

  • RE: Wahl-O-Mat futsch!!!

    gruener (Luddit), 22.05.2019 01:01, Antwort auf #6
    #7

    nun,

    jedes noch so gut gemeinte projekt kann, sofern schlecht gemacht, sich als kontraproduktiv und der demokratie damit einen bärendienst erweisen.

    beinahe schon beleidigt stellte der pressesprecher der bpb heute auf ndrinfo fest, dass der wahl-o-mat, so wie er ist, seit 2002 überaus erfolgreich laufe.

    auch das muss man sich auf der zunge zergehen lassen: seit 2002 ist der also unverändert online? dazwischen liegen wie viele computergenerationen? - für mich klingt das so, als hätte bereits mein (ur-)großvater kurz nach dem "aufstand der friedensbedürftigen sozialpolitiker" (a. rosenberg) versucht, vor der wahl zur verfassungsbildenden weimarer nationalversammlung mittels des heute noch aktuellen wahl-o-mats herauszufinden, ob er rosas rote kp oder lieber nur die uspd ankreuzen soll.

  • RE: Wahl-O-Mat futsch!!!

    drui (MdPB), 22.05.2019 07:28, Antwort auf #7
    #8

    Ich denke beim Wahlomat ist vor allem das Problem zu sehen, dass die bpb eben eine staatliche Einrichtung ist, die explizit neutral und nicht parteipolitisch sein darf. Ansonsten bietet sie mit dem Instrument ja nur eine Informationshilfe an, die man nehmen oder lassen kann, jedenfalls von der Meinungsfreiheit gedeckt ist. Das Verbot spricht nicht gerade dafür, dass man den Bürger für mündig und klug genug hält, sich seine politische Meinung selbst zu bilden. Mich wundert da ein wenig, dass dies so Viele begrüßen, es ist nicht viel anders als die Zensur eines Buches. Ich bin gegen die Zensur von Büchern, selbst wenn sie dumm oder unsäglich sind. Die Profilierungssucht von Volt ist da völlig nebensächlich, natürlich ist das praktisch für sie so kurz vor der Wahl, aber das Gericht hat entschieden und trägt für die Zensur die alleinige Verantwortung.

  • RE: Wahl-O-Mat futsch!!!

    sorros, 22.05.2019 11:12, Antwort auf #8
    #9

    Also ich fand das auch immer unangenehm, daß man sich nur 8 Parteiene anzeigenlassen konnte.
    Es ist schon wahr, daß das für die Kleinen eine Verzerrung der Chancengleichheit ist.

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