Krieg in der Ukraine ? und die deutschen?

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  • RE: Pussy Putin

    sorros, 11.09.2022 18:24, Antwort auf #580

    Der größte Waffenlieferant für die Ukraine heißt aktuell Russland. Gut, das militärische Gerät ist oft veraltet bzw. kaputt, aber dafür haben sie Unmengen an Munition bei ihrer überstürzten Abreise liegengelassen.

    Vor dem Kreml sollen Panzer aufgefahren sein, hört man. Nervöser Putin oder illoyale Armeeeinheiten?

    Wo hört oder liest man das?

  • RE: Pussy Putin

    drui (MdPB), 11.09.2022 19:06, Antwort auf #581

    Wo hört oder liest man das?

    https://mobile.twitter.com/kernytsky/status/1568654241425670145

    https://twitter.com/MarkHertling/status/1568625826106572802?ref_src=twsrc%5Etfw

    https://twitter.com/krides/status/1568645173910945794

    Alles nur Gerüchte, aber manchmal stellen die sich schnell als Tatsachen heraus. Und die Verschwörungstheorien in ultranationalistischen russischen Telegramkanälen entwickeln ev. eine Eigendynamik. Interessanterweise hat Putin Kritik aus diesen Richtungen nie unterbunden, ebensowenig wie das Gerede um Atomkrieg gegen die NATO bzw. Vernichtung aller Ukrainer in Talkshows des russischen Staatsfernsehens. Wenn Liberalen in Russland in Kindersendungen das Wort Krieg rausrutscht, werden sie sofort weggesperrt, völlig durchgeknallten Nazis und Verschwörungstheoretikern lässt man die vollständige Narrenfreiheit. Die Ultranationalisten fordern seit Monaten eine Generalmobilmachung, also faktisch den "totalen Krieg" mit allen Mitteln (den sie auch so nennen wollen) um die "russische Existenz". Da man bei der konventionellen Kriegsführung aktuell scheinbar unterlegen ist was Waffen und Personal angeht (auf tschetschenische Kämpfer, iranische Drohnen und nordkoreanische Munition angewiesen ist), dürfte es allerdings wenig bringen, nun Millionen untrainerte und unmotivierte Russen mit Waffen aus dem 2. Weltkrieg in der Ukraine zu verheizen. Wenn man nun den Weg des Atom- und Weltkrieges nicht gehen mag, brauchen sowohl die Ultranationalisten als auch die  Armee und russische Öffentlichkeit einen Schuldigen, der geopfert werden muss. Das muss (und wird) wahrscheinlich nicht Putin sein, aber er wäre die logische Wahl, weil er diesen in allen Aspekten verschissenen Krieg praktisch im Alleingang erzwungen hat und sein Volk seit 6 Monaten immer tiefer in die Scheiße reitet. Bislang kritisierten die Ultranationalisten va. den Verteidigungsminister, Generäle, Politiker, Eliten, etc., nur einer war ausgenommen: Putin. Nun wagen es erste Rechte in Telegramkanälen zu schreiben, Putin sei Jude und mache mit Zelensky gemeinsame Sache. Putins Tochter Ekaterina Tikhonova war in München heimlich mit einem Herrn Igor Zelensky zusammen, einem Ballettänzer, da sprießen jetzt natürlich die Verschwörungstheorien.

    https://www.wionews.com/world/vladimir-putins-daughter-katerina-tikhonova-has-be en-living-zelensky-in-secret-report-480573

  • RE: Pussy Putin

    Eckhart, 12.09.2022 13:35, Antwort auf #581

    Der größte Waffenlieferant für die Ukraine heißt aktuell Russland. Gut, das militärische Gerät ist oft veraltet bzw. kaputt, aber dafür haben sie Unmengen an Munition bei ihrer überstürzten Abreise liegengelassen.

    .....

    Wo hört oder liest man das?

    Auf Twitter kannst du eine große Zahl an Videos sehen, die Z-gekennzeichnete Panzer und andere Fahrzeuge sowie Munitionslager und andere Gerätschaften in großer Zahl abfilmen.
    Ist natürlich alles nicht verifizierbar, ob z.B. die Ortsangaben stimmen. Aber plausibel finde ich das schon.
    Die russische Logistik sei schwer abhängig von Verlegungen über die Schienenwege, und schnelles Umgruppieren heißt dann eben manchmal auch schweres Gerät zurücklassen, insbesondere weil die lokalen Schienenwege im Eilgang blockiert wurden, die die ganze nördliche Frontlinie mit Nachschub versorgte.
    Und natürlich wird da einiges zu wartendes oder beschädigtes Gerät dabei sein. Aber eben auch vielfach kompatibel zu dem, was Ukrainer eh schon einsetzen. Die müssen die gemischteste Ausrüstung aller Zeiten haben.
    Beim Rückzugverhalten kommt sicher hinzu, das viele der Soldaten aus den besetzten Gebieten mit starkem Druck rekrutiert wurden zu einer "Spezialoperation" die sie gar nicht kämpfen wollen und das in einem Gebiet das Ihnen komplett egal ist.

  • Im Süden was Neues

    drui (MdPB), 13.09.2022 03:27, Antwort auf #583

    Gerüchte, dass den Russen vor Kherson die Munition ausgeht und einige um ihre Kapitulation verhandeln. Mit etwas Glück und gutem Willen auf beiden Seiten bleibt die Stadt vielleicht heil.

    https://www.dailykos.com/stories/2022/9/12/2122443/-Some-Russian-troops-near-Khe rson-may-be-negotiating-their-surrender

    Praktisch dabei in den schönen neuen Handywelt: Surrender Cards mit QR-Code zu ev. lebensnotwendigen Telefonnumern und Telegramkanälen. Der "Back Alive Bot" gibt Infos.

    https://twitter.com/WhereisRussia/status/1569317899436978176

  • Lauterbach erklärt Russland den Krieg

    Kritischer Analyst (!), 03.10.2022 20:29, Antwort auf #10

    Karl Lauterbach hat auf twitter erklärt, Deutschland befindet sich im Kriegszustand mit Russland.

    Zitat: "Mal ehrlich: Was sollen denn jetzt Kniefälle vor Putin bringen? Wir sind im Krieg mit Putin und nicht seine Psychotherapeuten. Es muss weiter konsequent der Sieg in Form der Befreiung der Ukraine verfolgt werden."

    https://www.cicero.de/innenpolitik/karl-lauterbach-krieg-mit-putin-bundesregieru ng-ukrainekrieg-entlassung

    Die Menschenverachtung dieses Herren ist wirklich unfassbar. Corona reicht offenbar nicht mehr um genug Schrecken in der Bevölkerung zu verbeiten, jetzt soll ein Krieg, in dem Millionen Deutsche sterben würden, dies offenbar übernehmen. Wie krank ist dieser Typ in der Birne? Die Bundesregierung ist aufgerufen sich umgehend von diesem Psychopathen zu distanzieren, der Deutschland in den Abgrund stoßen will. Und die SPD muss sich wirklich fragen ob sie eine solche Person in den eigenen Reihen noch dulden kann, die derart ehr- und anstandslos ist und das Erbe Willy Brandts in einer solchen Art von Menschenverachtung in den Schmutz zieht.

    Es zeigt sich klar und deutlich: Dieser Herr hatte nie das Wohl und die Gesundheit der Menschen in Deutschland im Sinn. Wer derart verantwortlungslos agiert und das Leben Millioner Deutschen bewusst oder fahrlässig riskiert, in dem er einem Land den Krieg erklärt, muss wirklich schleunigst aus dem Verkehr gezogen werden. Andererseits: Man könnte es auch positiver formulieren:

  • Karl-Kraus-Preis für Prof. Lauterbach

    gruener (Luddit), 04.10.2022 00:46, Antwort auf #585

    das magazin cicero bezieht eindeutig stellung - bereits im ersten absatz seines berichts:

    Via Twitter verbreitet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die Bundesrepublik befinde sich im „Krieg“ mit Putin. Das ist nicht nur eine unfassbare Grenzüberschreitung, sondern auch eine Steilvorlage an den Kreml, um die Situation weiter zu eskalieren.

    Als Mitglied der Bundesregierung ist Lauterbach eine Gefahr für Deutschland. Er ist seines Amtes unwürdig und gehört unverzüglich entlassen.

    **********

    mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen.

    außer vielleicht: lauterbach steht deser bundesregierung irgendwie auch gut zu gesicht. in einem undefinierbaren brei von dillettanten fällt er im grunde gar nicht weiter negativ auf.

    **********

    aber vielleicht lesen wir ja in kürze die folgende schlagzeile:

    der papst hat angekündigt, an den nächsten kabinettssitzungen der deutschen bundesregierung teilzunehmen. er will, so der pontifex, möglichst immer dort sein, wo das elend am größten ist.

    zu befürchten ist allerdings, dass das oberhaupt der katholischen kirche in den kommenden monaten den klimawandel weiter forcieren wird, da ein ständiges pendeln zwischen washington dc, london und berlin zu erwarten ist.

  • RE: Karl-Kraus-Preis für Prof. Lauterbach

    Bergischer, 04.10.2022 02:08, Antwort auf #586

    ... nicht dass ich den Herrn mit der Fliege aus der Nachbarstadt und seine Politik besonders "symphatisch" finde - eigentlich eher das Gegenteil - aber natürlich befindet sich die Bundesrepublik im "Krieg" ("Gänsefüsschen" unten, "Gänsefüsschen" oben) mit Putin - eine kurze prägnante und absolut zuteffende Beschreibung für die derzeitige Beziehung zu dem "Oberarschloch" und seiner Bande im Kreml.

    Dass der "Hort der politischen Ausgewogenheit" (jedenfalls für "Corona-Leugner" und "Putinversteher") das "rechts-konservative" Polit-Magazin Cicero die "Gänsefüsschen" beflissentlich übersieht, um dies dann für einen weiteren "Schlag" (Imho unter die Gürtellinie) gegen ihren "Corona-Intimfeind" nutzt .... vorhersehbar und eigentlich nicht erwähnenswert - eigentlich. Interressant finde ich aber, bei welchen Usern derartige Cicero (Schmäh)Artikel wahre "Begeisterungsstürme" hervorrufen ...

    .... zu dem Karl-Kraus-Preis und dessen Hintergrund: die Fehde - bzw. der "Krieg" - zwischen Hermann Ludwig Gremliza (Preis-Gründer) und Günter Wallraff hatte ich hier im Forum schon mal referiert ...

  • RE: Karl-Kraus-Preis für Prof. Lauterbach

    Mirascael, 04.10.2022 02:33, Antwort auf #587

    Lauterbach hat doch recht.

    Putin führt Krieg gegen den Westen, hat er doch selber auch implizit so gesagt.

    Proaktive Unterwerfungsgesten, wie sie Pseudophilosophen ala Precht vorschweben, würden den Blutrausch des Politpsychopathen Putin nur noch stärker triggern.

    Letztlich muss die Ukraine entscheiden, was ihre territorialen Bedingungen für einen Frieden sind, anschliessend kann nur ihre NATO-Mitgliedschaft die Lösung sein. Rücksicht auf irgendwelche russischen Befindlichkeiten zu nehmen ist Geschichte, der Zug ist endgültig abgefahren, das hat Russland sich ganz alleine selber zuzuschreiben.

    Alle anderen Optionen und Kompromisse sind aufgrund des willkürlichen Angriffskriegs obsolet und wurden von Putin selber vom Tisch gefegt. Er hat nun wirklich oft genug unter Beweis gestellt, dass man ihm kein Stück trauen kann/darf und verbindliche Vereinbarungen mit ihm ohne eine klare militärische Drohkulisse nicht möglich sind. Nur eine starke, bis an die Zähne hochgerüstete NATO kann die imperialen Wahnvorstellungen Putins/Russlands dauerhaft im Schach halten und Frieden und Sicherheit in Europa bewahren bzw. wiederherstellen.

    Edit: Klar ist meiner Ansicht nach auch, dass ein Ende des Krieges mit einer Entmilitarisierung/Entrussifizierung Kaliningrads einhergehen muss.
  • RE: Karl-Kraus-Preis für Prof. Lauterbach

    drui (MdPB), 04.10.2022 04:14, Antwort auf #587

    Ich stimme Dir grundsätzlich zu, aber Lauterbach ist - auch wenn er international komplett ignoriert wird - einfach strunzdumm, so der Verteidigungsministerin der eigenen Partei in den Rücken zu fallen (und Munition für Putinisten aller Art zu liefern), während die in Odessa peinlichst versucht die Balance zu halten zwischen militärischer Unterstützung, Bildern auf Gepardpanzern und "keine Kriegspartei" sein. Sie dürfte zurecht stinksauer auf den egozentrischen Herren sein. Einfach mal die Klappe halten ist bei ihm wohl nicht möglich.

    Aber den "aufgeschreckten" Empörten sei empfohlen, doch mal die jüngsten Reden Putins anzuhören/ durchzulesen. Demnach kämpft Russland "existenziell", alleine und heroisch gegen die NATO und den gesamten Westen, wird atomar provoziert, der Westen wolle die Zerstörung Russlands und ist satanistisch, despotisch, totalitär, eine Apartheid, neokolonial und die USA hätten die Northstream-Pipelines gesprengt. Ich glaube nicht, dass sich ein Atomkrieg gerade am Heiner entzündet.

    Aktuell beschleunigt sich die Katastrophe für die glorreiche russische Armee, sowohl im Nordosten als auch im Süden, östlich von Kherson ist die ukrainische Armee heute wohl mehr als 30 (!) Kilometer vorgerückt und im Nordosten steht die strategisch wichtige Stadt Svatove vor dem Fall.

    Wie immer pflückt sich dailykos die neusten Twitter- und Telegramnachrichten aus russischen Quellen zusammen und ist damit Stunden bzw. Tage schneller als andere Nachrichtenquellen.

    https://www.dailykos.com/stories/2022/10/3/2126702/-Ukraine-update-There-s-no-st opping-the-Ukrainian-advance

  • Eine (seltene) Stimme der Vernunft - The Push for Peace?

    gruener (Luddit), 24.12.2022 02:13, Antwort auf #589

    der ehemalige us-außenminister henry kissinger hat vor einigen tagen im brtistischen spectator einen erwähnenswerten artikel zur ukraine veröffentlicht. ein appell an die vernunft, gleichsam auch eine warnung vor einem dritten weltkrieg.

    dergleichen ist akut selten, nicht zuletzt, dass ausgerechnet ein rep die dem-bellzisten ermahnt. - prädikat: unbedingt lesenswert. man muss ja nicht jeden satz, jede these oder aussage teilen. - und pflichtlektüre für baerbock und grüne konsorten.

    ich dokumentiere das essay im folgenden auf deutsch - der link führt zum englischen orginal. ein zweiter link behandelt die reaktionen auf ukrainischer seite. dort war man - vorsichtig formuliert - not amused über kissinger

    ******************

    Wie man einen weiteren Weltkrieg vermeiden kann
    Der Erste Weltkrieg war eine Art kultureller Selbstmord, der die Eminenz Europas zerstörte. Die europäischen Staats- und Regierungschefs schlafwandelten - um es mit den Worten des Historikers Christopher Clark zu sagen - in einen Konflikt hinein, den keiner von ihnen angezettelt hätte, wenn sie die Welt am Kriegsende 1918 vorausgesehen hätten. In den vorangegangenen Jahrzehnten hatten sie ihre Rivalität durch die Schaffung zweier Bündnisse zum Ausdruck gebracht, deren Strategien durch ihre jeweiligen Mobilisierungspläne miteinander verbunden waren. So konnte 1914 die Ermordung des österreichischen Kronprinzen in Sarajewo (Bosnien) durch einen serbischen Nationalisten zu einem allgemeinen Krieg eskalieren, der begann, als Deutschland seinen Allzweckplan, Frankreich zu besiegen, durch einen Angriff auf das neutrale Belgien am anderen Ende Europas umsetzte.
    Die europäischen Nationen, die nur unzureichend damit vertraut waren, wie die Technologie ihre jeweiligen Streitkräfte verbessert hatte, fügten sich gegenseitig beispiellose Verwüstungen zu. Im August 1916, nach zwei Jahren Krieg und Millionen von Opfern, begannen die Hauptkriegsparteien im Westen (Großbritannien, Frankreich und Deutschland) damit, Möglichkeiten zur Beendigung des Gemetzels zu erkunden. Im Osten hatten die Rivalen Österreich und Russland vergleichbare Fühler ausgestreckt. Da kein denkbarer Kompromiss die bereits erbrachten Opfer rechtfertigen konnte und niemand den Eindruck von Schwäche erwecken wollte, zögerten die verschiedenen Führer, einen formellen Friedensprozess einzuleiten. Daher ersuchten sie die Amerikaner um Vermittlung. Die Sondierungen von Colonel Edward House, dem persönlichen Gesandten von Präsident Woodrow Wilson, ergaben, dass ein Frieden auf der Grundlage eines modifizierten Status quo ante in Reichweite war. Wilson war zwar gewillt, die Vermittlung zu übernehmen, zögerte aber bis nach den Präsidentschaftswahlen im November. Bis dahin hatten die britische Somme-Offensive und die deutsche Verdun-Offensive weitere zwei Millionen Tote gefordert.
    In den Worten des Buches von Philip Zelikow über dieses Thema wurde die Diplomatie zum weniger befahrenen Weg. Der Große Krieg dauerte zwei weitere Jahre und forderte Millionen von Opfern, wodurch das Gleichgewicht in Europa unwiederbringlich gestört wurde. Deutschland und Russland wurden von Revolutionen zerrissen, Österreich-Ungarn verschwand von der Landkarte. Frankreich war ausgeblutet. Großbritannien hatte einen großen Teil seiner jungen Generation und seiner wirtschaftlichen Kapazitäten den Erfordernissen des Sieges geopfert. Der Strafvertrag von Versailles, der den Krieg beendete, erwies sich als weitaus brüchiger als die Struktur, die er ersetzte.
    Befindet sich die Welt heute an einem vergleichbaren Wendepunkt in der Ukraine, da der Winter eine Pause für groß angelegte Militäroperationen in der Ukraine vorschreibt? Ich habe wiederholt meine Unterstützung für die militärischen Bemühungen der Alliierten zum Ausdruck gebracht, um die russische Aggression in der Ukraine zu vereiteln. Aber es ist an der Zeit, auf den bereits vollzogenen strategischen Veränderungen aufzubauen und sie in eine neue Struktur zu integrieren, um Frieden durch Verhandlungen zu erreichen.
    Die Ukraine ist zum ersten Mal in der modernen Geschichte zu einem wichtigen Staat in Mitteleuropa geworden. Unterstützt von ihren Verbündeten und inspiriert von ihrem Präsidenten Wolodymyr Zelenskij hat die Ukraine die russischen konventionellen Streitkräfte, die Europa seit dem Zweiten Weltkrieg bedrohen, in die Schranken gewiesen. Und das internationale System - einschließlich China - wehrt sich gegen die Androhung oder den Einsatz von Russlands Atomwaffen.
    Dieser Prozess hat die ursprüngliche Frage nach der Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato in den Hintergrund treten lassen. Die Ukraine verfügt über eine der größten und schlagkräftigsten Landstreitkräfte in Europa, die von Amerika und seinen Verbündeten ausgerüstet wurde. Ein Friedensprozess sollte die Ukraine in die Nato einbinden, wie auch immer das ausgedrückt wird. Die Alternative der Neutralität ist nicht mehr sinnvoll, insbesondere nachdem Finnland und Schweden der Nato beigetreten sind. Aus diesem Grund habe ich im Mai letzten Jahres empfohlen, eine Waffenstillstandslinie entlang der bestehenden Grenzen einzurichten, an denen der Krieg am 24. Februar begann. Russland würde dann seine Eroberungen aufgeben, nicht aber das Gebiet, das es vor fast einem Jahrzehnt besetzt hatte, einschließlich der Krim. Dieses Gebiet könnte nach einem Waffenstillstand Gegenstand von Verhandlungen sein.
    Wenn die Vorkriegsgrenze zwischen der Ukraine und Russland weder durch Kampfhandlungen noch durch Verhandlungen erreicht werden kann, könnte der Rückgriff auf den Grundsatz der Selbstbestimmung erwogen werden. International überwachte Volksabstimmungen über die Selbstbestimmung könnten auf besonders geteilte Gebiete angewandt werden, die im Laufe der Jahrhunderte wiederholt den Besitzer gewechselt haben.
    Das Ziel eines Friedensprozesses wäre ein zweifaches: die Bestätigung der Freiheit der Ukraine und die Festlegung einer neuen internationalen Struktur, insbesondere für Mittel- und Osteuropa. Letztendlich sollte Russland einen Platz in einer solchen Ordnung finden.
    Manche bevorzugen ein Russland, das durch den Krieg ohnmächtig geworden ist. Dem stimme ich nicht zu. Trotz seiner Neigung zur Gewalt hat Russland über ein halbes Jahrtausend lang entscheidende Beiträge zum globalen Gleichgewicht und zur Machtbalance geleistet. Seine historische Rolle sollte nicht herabgewürdigt werden. Russlands militärische Rückschläge haben seine globale nukleare Reichweite nicht beseitigt, die es ihm ermöglicht, mit einer Eskalation in der Ukraine zu drohen. Selbst wenn diese Fähigkeit verringert wird, könnte die Auflösung Russlands oder die Zerstörung seiner Fähigkeit zu strategischer Politik sein 11 Zeitzonen umfassendes Territorium in ein umkämpftes Vakuum verwandeln. Seine konkurrierenden Gesellschaften könnten beschließen, ihre Streitigkeiten mit Gewalt beizulegen. Andere Länder könnten versuchen, ihre Ansprüche mit Gewalt auszuweiten. All diese Gefahren würden durch das Vorhandensein von Tausenden von Atomwaffen, die Russland zu einer der beiden größten Atommächte der Welt machen, noch verstärkt werden.
    Während sich die Staats- und Regierungschefs der Welt bemühen, den Krieg zu beenden, in dem zwei Atommächte gegen ein konventionell bewaffnetes Land antreten, sollten sie auch darüber nachdenken, welche Auswirkungen die aufkommende Hochtechnologie und künstliche Intelligenz auf diesen Konflikt und auf die langfristige Strategie haben. Es gibt bereits autonome Waffen, die in der Lage sind, ihre eigenen wahrgenommenen Bedrohungen zu definieren, zu bewerten und ins Visier zu nehmen, und die somit in der Lage sind, ihren eigenen Krieg zu beginnen.
    Sobald die Grenze zu diesem Bereich überschritten ist und Hightech zur Standardwaffe wird - und Computer die Hauptausführenden der Strategie werden -, wird sich die Welt in einem Zustand befinden, für den sie noch kein etabliertes Konzept hat. Wie kann die Führung Kontrolle ausüben, wenn Computer strategische Anweisungen in einem Ausmaß und in einer Art und Weise vorgeben, die den menschlichen Beitrag von Natur aus begrenzt und bedroht? Wie kann die Zivilisation inmitten eines solchen Strudels widersprüchlicher Informationen, Wahrnehmungen und zerstörerischer Fähigkeiten erhalten werden?
    Bislang gibt es keine Theorie für diese anrückende Welt, und Konsultationsbemühungen zu diesem Thema müssen sich erst noch entwickeln - vielleicht, weil sinnvolle Verhandlungen neue Entdeckungen ans Licht bringen könnten, und diese Offenlegung selbst ein Risiko für die Zukunft darstellt. Die Überwindung der Diskrepanz zwischen fortschrittlicher Technologie und dem Konzept von Strategien zu ihrer Beherrschung oder gar dem Verständnis ihrer vollen Tragweite ist heute ein ebenso wichtiges Thema wie der Klimawandel, und es erfordert Führungspersönlichkeiten, die sowohl die Technologie als auch die Geschichte beherrschen.
    Das Streben nach Frieden und Ordnung hat zwei Komponenten, die manchmal als widersprüchlich angesehen werden: das Streben nach Sicherheitselementen und die Forderung nach Versöhnungsakten. Wenn wir nicht beides erreichen können, werden wir auch keines von beidem erreichen können. Der Weg der Diplomatie mag kompliziert und frustrierend erscheinen. Aber der Weg dorthin erfordert sowohl die Vision als auch den Mut, ihn zu beschreiten.
    Geschrieben von
    Henry Kissinger
    *****************
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