So, ein unverhofft recht interessanter Urnengang. Romney und Santorum sollten hier Favoriten sein, aus ganz unterschiedlichen Gründen:
Romneys Vater George war hier Chef einer Autofirma und Ende der Sechziger ein beliebter Gouverneur, Mitt wuchs in dem Staat auf. 2008 gewann er das Primary mit knapp 39% der Stimmen.
http://en.wikipedia.org/wiki/Michigan_Republican_primary,_2008
Seine eigene Verbundenheit zum Staat und den Geist seines Vaters wird seine Medienoffensive sicherlich ebenso beschwören, wie sie seine Gegner attackieren wird. Und Michigans Fernsehsender werden sicher nen goldenen Schnitt machen, denn nach der Schlappe von gestern wird Mitt die Kriegskasse wohl erneut weit öffnen.
Allerdings gibt es auch Gründe für eine gewisse Skepsis. Michigan war ja einst eine Musterregion der Vereinigten Staaten, hier schlug das Herz der stolzen Automobilindustrie, Detroit war eine der bekanntesten Großstädte im Land. Dort sind mittlerweile viele Schaufensterscheiben vernagelt, der ganze Staat wurde wirtschaftlich hart gebeutelt - und Romney hat immer wieder lautstark betont, dass er die Rettung von General Motors durch die Obama-Administration für einen Fehler hält.
Santorum dagegen hat die Deindustrialisierung der Staaten zu einem seiner Kernthemen gemacht, ist vielleicht als Sprößling der Arbeiterklasse auch dem Durchschnittswähler näher als der aristokratische Romney. Wie werden die Wähler dessen Familiengeschichte betrachten: Als hoffnungsvollen Verweis auf einst bessere Zeiten oder als Geschichte der Entfernung einer zunehmend skrupellosen, mit Arbeiterschicksalen Monopoly spielenden Private-Equity-Heuschrecke von ihren Wurzeln?
Michigan und das zeitgleich stattfindende Primary in Arizona sind natürlich für die drei Kandidaten, die nicht Ron Paul heißen, auch deswegen relevant, weil hier vielleciht schon ein paar Weichen für den bald darauf folgenden Super Tuesday gestellt werden: Schafft Gingrich noch einmal ein Comeback? Kann Santorum einen Großteil von Newts Stimmen kapern?
538-Prognose (wird immer wieder den neuen Umfragezahlen angepasst) dort:
http://elections.nytimes.com/2012/fivethirtyeight/primaries/michigan
ARG:
1. Rick Santorum 33%
2. Mitt Romney 27%
3. Newt Gingrich 21%
4. Ron Paul 12%
1. Rick Santorum 39%
2. Mitt Romney 24%
3. Ron Paul 12%
4. Newt Gingrich 11%
http://politicalwire.com/archives/2012/02/13/santorum_leads_in_michigan.html
Klare Sache eigentlich, nur die Gingrich-Werte sind natürlich verdammt weit auseinander. Da darf jeder spekulieren.
Neue Erhebung von Rasmussen:
Santorum 35
Romney 32
Paul 13
Gingrich 11
Andere 1
Unentschlossen 8
Macht inzwischen drei aufeinanderfolgende Erhebungen mit Santorum in Führung. Dazu noch eine kleine Beobachtung von 538: In Umfragen (hier die von PPP) wurde Rick bislang meist eher unterschätzt:
Mitt wird was tun müssen, obwohl der oben verlinkte 538-Artikel sich fragt, wie sinnvoll oder schädlich eine Negativkampagne wirklich wäre für ihn. Planungen für eine solche sind auf wohl schon in der Mache, wenn man einem von Romneys Beratern glaubt:
"Santorum’s a blank slate, so everyone’s projecting on to him what they want because he’s the last anti-Romney," said the advisor. "Santorum is going to get introduced to people that don’t know him."
The Pennsylvania Republican will "be defined by two things," the advisor said.
The first is a comparison to Barack Obama: "He's never run anything," said the advisor. The Pennyslvanian's experience is limited to roles as a legislator and legislative staffer. "The biggest thing he ever ran is his Senate office," he siad.
The second is a challenge to Santorum's Washington experience.
"They’re going to hit him very hard on earmarks, lobbying, voting to raise the federal debt limit five times," said the advisor. "The story of Santorum is going to be told over the next few weeks in a big way." [...]
"The expectation is that Santorum, just given his personality, is going to whine like crazy about this," the advisor laughed.
http://www.buzzfeed.com/buzzfeedpolitics/heres-romneys-plan-to-take-out-santorum
538 zweifelt allerdings, ob Romney mit einer erneuten Negativkampagne nicht seine letzte Möglichkeit aufs Spiel setzt, zum Konsenskandidaten einer schließlich doch geeinten Partei zu werden:
First, Mr. Santorum might prove more resilient to the attacks. Mr. Romney will need to develop a more creative line than the one he has used so far, calling Mr. Santorum a “career politician.” That line may produce diminishing returns, since Mr. Romney has leveled a similar charge against opponents like Newt Gingrich and Rick Perry in the past, and since it is slightly discordant coming from someone who has spent most of the past six years running for president.
The bigger problem, however, is that negative ads are no way to increase your base; instead, they may alienate key constituencies within the party.
That could be especially important to Mr. Romney because the window of voting through Super Tuesday might represent the last chance for him to win the nomination by consensus, with voters coalescing around him. [...] Already, Mr. Romney’s unfavorable ratings are reaching dangerously high levels among both Republican and general election voters. If Mr. Romney is viewed unfavorably by the majority of Republicans, the party could be harmed in November even if he is the nominee — through diminished turnout or (less likely) the rise of a conservative challenger who would run as a third party.
Auch konservative Kommentatoren sind skeptisch:
[T]he assumption that a Romney “carpet bombing” of Santorum would achieve the same result as the attacks on Gingrich that have helped derail the former speaker’s presidential hopes is mistaken. Going negative on Gingrich merely reinforced the public’s doubts of the speaker’s character and record. ... An assault on Santorum may actually play into his hands, because it will make Romney appear like a bully trying to pick on the one candidate who has tried to run a clean campaign.
http://www.commentarymagazine.com/2012/02/07/romney-negative-santorum-missouri-m innesota/
Die Fernsehwerbespots von Romney und Santorum im Wolverine State:
http://www.nationalreview.com/corner/291036/romney-personal-katrina-trinko
Neue Umfrage in Michigan:
Santorum 34
Romney 25
Paul 11
Gingrich 5
Unentschieden 25
http://politicalwire.com/archives/2012/02/15/another_poll_shows_santorum_leading _in_michigan.html
Im RCP-Average der drei letzten Umfragen liegt Santorum damit 9 Punkte vor Romney.
Beide führenden Kontrahenten haben in Michigan neue Fernsehspots am Laufen: Romneys ist ein sehr direkter Angriff auf alle möglichen Verfehlungen Santorums während seiner Zeit im Senat, gestrickt nach dem gleichen Muster wie die Angriffe auf Gingrich in Florida - und auch hier sind nicht alle Vorwürfe so wirklich zutreffend. Santorums Spot thematisiert Romneys Angriffsmaschinerie und bezichtigt ihn einer Schmutzkampagne - auf sehr unterhaltsame Art, das Filmchen ist mal nen Blick wert.
http://www.salon.com/2012/02/15/the_anti_santorum_onslaught_begins/singleton/
Noch heftiger als in Florida zwischen Romney und Gingrich das Missverhältnis zwischen den Ausgaben beider Lager: Pro Santorum-Dollar investiert Romney 29. Krass.
Mal wieder eine gute Gelegenheit, ein Star-Wars-Bild zu posten:
http://images.wikia.com/starwars/images/5/50/AvengerChaseFalcon-ST.jpg
Zwei Dinge mögen Rick allerdings helfen: Zum einen merkt mittlerweile wohl jeder Vorwähler, wie Romney mit seinen Gegnern umspringt: Er lässt sie (von seinem Super PAC) einfach brutalst attackieren, wobei sie nicht die Mittel haben, sich zu wehren. Irgendwann zieht die Masche vielleicht nicht mehr.
Zum anderen stimmen die konservativen Meinungsmacher anders als gegen Gingrich mehrheitlich nicht in die Schmähgesänge gegen Santorum ein, kritisieren eher Mitts Taktik:
http://gop12.thehill.com/2012/02/kristol-romney-attacks-are-juvenile.html
Hochspannend, was da im Moment in Michigan passiert.
Sonderbare Werte: Keiner traut sich was...
Wer noch nicht in Michigan investiert ist: Die Summe der Verkaufskurse liegt unter dem Preis eines Bündels. Schnell verdientes (virtuelles) Geld.
Mitchell:
Romney 32
Santorum 30
Gingrich 9
Paul 7
http://politicalwire.com/archives/2012/02/21/romney_retakes_lead_in_michigan.htm l
Vor drei Wochen hatte Romney bei dem Institut noch einen dicken Vorsprung, vor einer Woche lag Santorum klar vorn, jetzt führt Romney wieder (sehr knapp natürlich). In Michigan geht's rund.
In den nächsten Wochen und Monaten finden u.a. folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden (voraussichtlich) Märkte aufgesetzt:
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