Eine Anmerkung kann ich mir nicht verkneifen. Hätte Obama mal den Klimawandel in seiner Politik und in seinem Wahlkampfauftritt nicht völlig rausgelassen, dann käme Sandy zum allerbesten Zeitpunkt. Zumindest liest man derzeit häufiger, dass Sandy bzw. die katastrophalen Folgen ohne den anthropogenen Klimawandel kein größeres Problem wäre, die paar Grad mehr über dem Ozean und die paar Zentimeter höheres Meer scheinen aber zumindest die New Yorker U-Bahn versenkt zu haben. Obama hat nicht mal versucht sein Volk von der Plausibilität wissenschaftlicher Erkenntnisse um den Klimawandel zu überzeugen. Der war auch kein Thema bei den Debatten oder den Conventions. Was wäre das für ein Schub gerade in den Swingstates, die jetzt absaufen, wenn mal mehr als 50% daran glauben würden. Oder ist Sandy doch nur die Kollektivstrafe Gottes für vorehelichen Sex und Homosexualität?
Gibt ja Leute, die darauf hoffen, dass dieses Ausblenden des Klimawandels nun bald Geschichte ist. Bill Clinton immerhin spricht den Klimawandel im Wahlkampf jetzt an:
Wobei es natürlich bei einem solchen Prozess immer schwierig ist, Senatoren und Abgeordnete, die in Legislaturperioden denken, dazu zu bringen, ihren Wählern was zuzumuten: Es heißt dann lange, man wisse ja gar nicht, ob der Klimawandel nun überhaupt real / menschengemacht sei; ist er dann weit genung fortgeschritten, heißt es, dass Gegenmaßnahmen nun ja auch nichts mehr brächten. Man sollte natürlich auch die Öllobby nicht unterschätzen sowie die Tea-Party-Kohorten, die ständig Eingriffe in individuelle Freiheitsrechte wittern; selbst über Obamas Ratschlag, während des Hurrikans gefälligst den Anweisungen der Katastrophenschutzbehörden zu folgen, wurde gegeifert, das sei der Beginn faschistischer Zustände. Aber vielleicht setzt ja jetzt doch ein Umdenken ein. Mehr dazu hier:
http://andrewsullivan.thedailybeast.com/2012/10/is-sandy-a-climate-game-changer. html
Ein bemerkenswertes Interview gab es heute auf FOX: Der republikanische Gouverneur des vom Sturm besonders übel verwüsteten Staates New Jersey, zuverlässige Romney-Unterstützer und prominente Sprecher auf dem Wahlparteitag der GOP Chris Christie wurde zunächst gefragt, ob er denn mit Romney einen Wahlkampfauftritt inmitten der Zerstörung plane; ein sichtlich genervter Christie antwortete, sowas interessiere ihn momentan aber mal überhaupt nicht, er habe viel Wichtigeres zu tun. Später wurde er auf Obama angesprochen: Ja, der Präsident sei sehr hilfreich gewesen, habe öfters mit ihm telefoniert, mache gerade einen großartigen Job. Die FOX-Schergen waren baff. Zu sehen hier:
http://wonkette.com/488206/mitt-romney-can-kiss-chris-christies-fat-ass
Die letzte Woche hat ihr Thema gefunden. Und zwar ohne ideologische Debatten um Klimawandel! Das ist Obamas Vorteil, wenn FEMA jetzt gut funktioniert. Ich betone: WENN!
The lesson here is simple. At a deep ideological level, Republicans believe that federal bureaucracies are inherently inept, so when Republicans occupy the White House they have no interest in making the federal bureaucracy work. And it doesn't. Democrats, by contrast, take government services seriously and appoint people whose job is to make sure the federal bureaucracy does work. And it does.
http://tv.msnbc.com/2012/10/30/romney-doesnt-want-to-talk-about-fema-anymore/
In einigen knappen Staaten ist die von Romney zu Jahresbeginn kritisierte FEMA ,in der Tradition Bushs, sehr beliebt.
You know why he might not want to talk about it? Because you know who likes FEMA? Florida,” Reid said on Now with Alex Wagner Tuesday. “Florida loves FEMA, and Florida’s a very close state [in the election], and Florida has had to rely on FEMA a lot because a lot of hurricanes hit there. And you know who else is about to like FEMA? West Virginia, Virginia, and North Carolina.”
Er war als VP von Romney im Gespräch, der Gov. von New Jersey Chris Christie. 2016 ist er 54 und wenn für ihn alles gut geht Romney nicht Präsident.
"Morgen Nachmittag wird der Präsident nach New Jersey reisen und gemeinsam mit Gouverneur Christie die Sturmschäden begutachten, Gespräche mit betroffenen Bürgern führen und den Rettungskräften für ihren Einsatz danken. Details folgen."
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Die Fernsehbilder werden den Präsidenten am Mittwoch Seit' an Seit' mit einem führenden Republikaner mitten im Katastrophengebiet zeigen, gemeinsam besorgte Blicke, gemeinsam besorgtes Schulterklopfen für die Flutopfer, auf jeden Fall All-Wetter-Jacken, vielleicht sogar Gummistiefel. Die Botschaft: Vergesst den Parteienstreit, in der Krise stehen wir zusammen.
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Zudem hat Krisenmanager Obama viel zu verteilen. Anders als Vorgänger Bush hat er die Zivilschutzbehörde FEMA schon kurz nach Amtsantritt aufgewertet. Und weil das neue Haushaltsjahr gerade erst begonnen hat und "Sandy" die erste Katastrophe ist - so rechnet es das US-Magazin "Politico" vor - kann die FEMA über gut 7,8 Milliarden Dollar verfügen. Zudem könne der Kongress problemlos noch weitere elf Milliarden Dollar freigeben, ohne dass es dazu eines neuen Gesetzes bedürfe. Das Geld scheint auch nötig, auf mindestens 20 Milliarden Dollar werden die ökonomischen Folgekosten des Sturms geschätzt.
Die Fernsehbilder werden den Präsidenten am Mittwoch Seit' an Seit' mit einem führenden Republikaner mitten im Katastrophengebiet zeigen, gemeinsam besorgte Blicke, gemeinsam besorgtes Schulterklopfen für die Flutopfer, auf jeden Fall All-Wetter-Jacken, vielleicht sogar Gummistiefel. Die Botschaft: Vergesst den Parteienstreit, in der Krise stehen wir zusammen.
Als ich das auf SPON gelesen habe, keimte ja schon der Verdacht auf, dass Caro heimlich für den Spiegel schreibt. Oder schreibt SPON von ihm ab?
Christie scheint sich als der nächste Präsidentschaftskandidat vorbereiten zu wollen, wenn die Republikaner nicht noch weiter nach rechs driften. Das waren ja erstaunliche Lobeshymnen auf Obama, bei FOX in Echtzeit, da werden einige in Romneys Team heftig sauer sein. Christie hätte für den Vizeposten unter Romney den Gouverneursposten aufgeben müssen und er glaubt nicht an dessen Sieg. Mit Obama konnte er schon immer und jetzt können sich beide als Macher profilieren, Christie zudem als einer, der über dem Parteiengezänk steht. Die Medienaufmerksamkeit ist ihnen in den nächsten Tagen sicher, die Dauerwerbewahlsendungen im Fernsehen nerven und so sind ein paar launige Bemerkungen eines Republikaners kurz vor der Wahl mehr wert als ein paar Millionen Dollar für nutzlose Fernsehzeit. Die Umfrageinstitute können kaum noch arbeiten, so gibt es wenigstens kein Gerede mehr von "Momentum" und "Trend". Ob das Ergebnis knapp wird, wird man sehen. Für Romney wirds sehr schwer.
Der Hass der Konservativen auf Nate Silver und 538, schon seit einigen Wochen manifest in diversen Artikeln in rechten Medien, treibt immer wildere Blüten - der Washington Examiner krittelte jetzt, er wirke einfach "schwul" (und manipuliere sein Modell selbstredend so, dass Obama gegen alle Wahrscheinlichkeit vorn liege).
Nate Silver is a man of very small stature, a thin and effeminate man with a soft-sounding voice that sounds almost exactly like the “Mr. New Castrati” voice used by Rush Limbaugh on his program. In fact, Silver could easily be the poster child for the New Castrati in both image and sound. Nate Silver, like most liberal and leftist celebrities and favorites, might be of average intelligence but is surely not the genius he's made out to be.
Zwar steht Silver selbst in der Tat wie vom Artikel behauptet den Demokraten nahe, aber seine Prognosen im demokratischen Seuchenjahr 2010 waren trotzdem recht gut, aber solche Feinheiten interessieren die wütenden Republikaner nicht, ist 538 doch eine mittlerweile recht einflussreiche Seite, die der von Romneys Camp lancierten Story vom unaufhaltsamem Vormarsch ihres Kandidaten beharrlich widerspricht.
Mehr zum Thema, auch diese Grafik zu den Werten diverser Prognose-Seiten:
http://andrewsullivan.thedailybeast.com/2012/10/the-wizard-of-polling.html
Eine Alternative bleibt dem engagierten Konservativen jedoch, eine angeblich wahrhaft objektive Seite publiziert ihre eigene Prognose für ihn, welche im Moment so aussieht:
http://www.unskewedpolls.com/unskewed_projection_2012%20president_02.cfm
Da gerade die rechte Basis sich ihre Informationen ja gern so zusammensucht, dass die eigenen Präferenzen darin abgebildet werden, dürfte es für viele am nächsten Mittwoch ein schmerzliches Erwachen geben, wenn Oregon, New Mexico, Michigan oder Minnesota (Staaten, in denen 538 die Wahrscheinlichkeit eines Romney-Sieges auf zwischen einem und drei Prozent schätzt, ungefähr so hoch also wie die eines Obama-Triumphs in Missouri) doch nicht ins konservative Lager übergelaufen sind.
Derweil hat Romney einen Wahlkampfauftritt in Ohio flugs zur Spendenaktion umdeklariert; Teilnehmer an der Veranstaltung sollten Hilfsgüter mitbringen, die dann unter anderem von Romney höchstpersönlich vor den Kameralinsen auf einen Laster geladen wurden, um ins Katastrophengebiert abtransportiert zu werden. Ob das sinnig ist, ist die eine Frage; echt war das ganze offenbar mal wieder nicht. Romneys Wahlkampfteam selbst kaufte für 5000 Dollar im örtlichen Walmart Windeln und Dosensuppe ein, die die Basis dem Kandidaten dann überreichen durfte. Definiere "symptomatisch".
http://www.buzzfeed.com/mckaycoppins/the-making-of-romneys-storm-relief-event
Diverse Seiten kommentieren ein Phänomen dieser Wahl, das jetzt augenfälliger wird mit neuen Umfragen aus solide blauen oder roten Staaten: In diesem Jahr werden entweder die landesweiten Umfragen (die Romney im Schnitt vorn sehen) oder die Umfragen aus den Einzelstaaten danebenliegen.
You can poke holes in this model, to be sure, but I think the simplest explanation is that the state and national polls really are saying different things, at least for now. In other words, if you are calling for the state polls to be right, you are pretty much necessarily calling for the national polls to be wrong, and vice versa.
Rechnet man nämlich die Stimmen aus, die Obama insgesamt aufgrund seiner Umfrageergebnisse in den Einzelstaaten bekommen sollte, dann müsste er insgesamt mehr als einen Punkt vor Romney liegen; im RCP-Durchschnitt der USA-weiten Erhebungen liegt er aber 0,7 Punkte hinter diesem. Mal sehen, welche Umfragen richtig liegen; das 538-Modell stützt sich übrigens auf beide, gewichtet die Umfragen aus den Einzelstaaten aber deutlich stärker. Sean Trende führt Argumente für staatenspezifische wie landesweite Umfragen auf:
How do we resolve this? Which will be correct? My best answer is “I don’t know; it is a source of uncertainty in projecting the election.” I suspect one group of polls will converge upon the other in the next week, and we’ll get a better idea.
After all, there are several good arguments for favoring the state polling: (1) you have more polls -- a much larger collective “n”; (2) you compartmentalize sampling issues -- pollsters focused exclusively on Colorado, for example, seem less likely to overlook downscale Latinos than pollsters with a national focus; and (3) the state pollsters were better in 1996 and 2000, two years that the national pollsters missed (although the truly final national pollsters in 2000 got it right, suggesting that perhaps there was a late shift in the race).
But this is by no means a cut-and-dried case. Among national pollsters, you have a battle-tested group with a long track record performing national polls. Of the 14 pollsters producing national surveys in October, all but three were doing the same in 2004 (although AP used Ipsos as its pollster that year rather than GfK, and I believe a few others may have changed their data-collection companies). Of the 14 pollsters surveying Ohio in October, only four did so in 2004 (five if you count CNN/USAToday/Gallup and CNN/Opinion Research as the same poll).
Pollsters such as ABC/Washington Post, Gallup, Pew, Battleground, and NBC/WSJ are well-funded, well-staffed organizations. It’s not immediately obvious why the Gravises, Purple Strategies and Marists of the world should be trusted as much as them, let alone more. And since virtually none of the present state pollsters were around in 1996 or 2000 (except Rasmussen Reports, which had a terrible year in 2000 and has since overhauled its methodology), it’s even less clear why we should now defer to state poll performance based upon those years.
Finally, remember that in 2008, the national polls were pretty much spot-on; the state polls were off by a couple of points. Although they actually tended to favor McCain that year, it’s just further proof that the larger “n” isn’t a guarantee of greater accuracy.
For now, I think the best thing to do is wait, and to remember that there is probably more uncertainty in this election than partisans on either side would care to admit.
http://www.realclearpolitics.com/articles/2012/10/31/here_comes_the_landslide_11 5998.html
Ich wäre vorgestern all-in gegangen für Obama. Ich rechne inzwischen mit einem deutlicheren Sieg für Obama in Schlüssel-Swing-States. Der Schulterschluss Obamas mit Christie, Keynote-Speaker für Romney auf dem Parteitag kostet Romney seine Chancen. Ein ausserordentliches Ereignis, ein black swan, kann die Demographie ja nicht ändern, aber sie wirkt sich nun anders aus.Schärfer,gnadenloser. Romney kann wenig tun, nur hoffen, dass Fema und big government in einer Situation versagt für die sie geschaffen wurde. Keine Zeit für Technokraten der Privatisierung.
Bin gerade unterwegs und habe Schwierigkeiten den ABC-Poll zu verlinken.Wanli,hilf!;
Bin gerade unterwegs und habe Schwierigkeiten den ABC-Poll zu verlinken.Wanli,hilf!;
Was Du allerdings nicht schreibst: Bei der Frage nach der Wahlpräferenz liegen beide nach wie vor gleichauf bei 49%. Mittlerweile glaub ich zwar auch, dass Sandy klar Obama stärkt, aber an der Wahlurne wird das nicht so viel ausmachen, einbrechen wird Romney nicht. Entscheidend können natürlich auch kleine Verschiebungen sein.
Beide Lager scheinen angesichts etwas widersprüchlicher Umfragezahlen nach wie vor zu glauben, gewinnen zu können - eigentlich ein Glücksfall für die Demokratie:
http://campaignstops.blogs.nytimes.com/2012/10/30/douthat-the-polling-bias-debat e/
In den nächsten Wochen und Monaten finden u.a. folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden (voraussichtlich) Märkte aufgesetzt:
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1. Halbjahr
2. Halbjahr
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