Eine amerikanische Feministin regt sich über Sarah Palin auf, so weit, so öde. Aber dann: Ihre Vorstellung von einer seriösen Politikerin. Angela! Zumindest die Amis wissen also, was wir an ihr haben:
"Consider Angela Merkel. The press (the foreign press, mostly) went wild when she wore a low-cut gown to the opening of the Oslo opera house last year. If you Google her, "Angela Merkel cleavage" is the first suggested search term that comes up--but Merkel herself doesn't engage with media-style hyped-up feminine self-presentation. She dresses in a nondescript way, doesn't wear a lot of makeup--in fact, she looks like she doesn't wear any makeup--and her hair is so ordinary, I can't even remember how she wears it. Her husband is not part of her day-to-day story. She is a middle-age woman with a PhD in physics, a pleasant lined face and a low-key, straightforward manner. Even people who would never vote for her seem to respect her as a human being. So far as I know, there are no Angela Merkel nutcrackers or plastic dolls in slutty costumes for sale on the Internet.
Diverse Journalisten machen sich Gedanken über die gar nicht so kleine amerikanische Rechte, die zunehmend in einem Paralleluniversum zu leben scheinen mit einem quasi faschistischen Dikator an der Staatsspitze. Die BEwegung wird befeuert von den Tea-Parties, auf den ersten Blick eine Graswurzelbewegung, die allerdings von Big Money finanziell unterstützt wird. Zentrum der Bewegung ist der erfolgreiche Kabelkanal FOX News, dessen Promi-Journalisten offen auf Seiten der paranoiden Rechten stehen und die GOP vor sich hertreiben:
"The protesters do not look to politicians for leadership. They look to niche media figures like Rush Limbaugh, Sean Hannity, Glenn Beck, Michael Savage, and their scores of clones behind local and national microphones. Because these figures have no responsibilities, they cannot disappoint. Their sneers may be false and hateful—they all routinely liken the President and the “Democrat Party” to murderous totalitarians—but they are employed by large, nominally respectable corporations and supported by national advertisers, lending them a considerable measure of institutional prestige. The dominant wing of the Republican Party is increasingly an appendage of the organism—the tail, you might say, though it seems to wag more often from fear than from happiness."
FOX manipuliert gegebenfalls schon mal Beiträge und lässt eine Demo gegen die Regierung weit größer aussehen, als sie wirklich ist; republikanische Fehler kommen im Programm quasi nicht vor:
"Fox presents an alternative reality where Republican hypocrisy, scandals and abuses of power are either spun into something they are not or, more frequently, simply not mentioned at all. As such, the depths of the historically unprecedented failure that was George Bush's presidency remain virtually unknown to Fox viewers. [...] It is with a sense of both shame and bemusement that we now witness good Americans agitated and drafted into protests over the very policies that the Republican failure has itself created and supported uncritically for years: record government expansion and deficits; massive Big Brother invasion of privacy; bureaucratic intrusion between patients and doctors; corporate bailouts courtesy of taxpayer largesse...."
FOX manipuliert gegebenfalls schon mal Beiträge und lässt eine Demo gegen die Regierung weit größer aussehen, als sie wirklich ist; republikanische Fehler kommen im Programm quasi nicht vor
Ist daran irgendwas Überraschendes? Das machen doch alle Leute mit Mission, Rechte wie Linke.
Na ja, wenn man sich als Nachrichtensender versteht (und nicht als Propagandaplattform), sollte man auf so was eher verzichten. Und es ist schon eklig, wie heute extreme Feindseligkeit gegen den gewählten Präsidenten als Patriotismus gepriesen wird, während ähnliches Verhalten vor einem guten Jahr noch Landesverrat war:
> Na ja, wenn man sich als Nachrichtensender versteht (und nicht als
> Propagandaplattform), sollte man auf so was eher verzichten. Und es ist
> schon eklig, wie heute extreme Feindseligkeit gegen den gewählten
> Präsidenten als Patriotismus gepriesen wird, während ähnliches Verhalten
> vor einem guten Jahr noch Landesverrat war:
Obama wird von einigen Gegnern nicht als Präsident anerkannt. Es soll ihm irgendwie an den von der Verfassung geforderten amerikanischen Wurzeln fehlen. Wieauchimmer.
Viele Nachrichtensender sind mehr oder weniger ideologisch gefärbt. Nicht jeder kann und will wie der BBC sein, der vor lauter Neutralität nicht mehr zwischen Mann und Frau, zwischen schwarz und weiß oder zwischen gut und böse zu unterscheiden weiß.
Auch seriöse Medien berichten ja durchaus vor dem Hintergrund einer gewissen Weltsicht: FAZ und FR beispielsweise unterscheiden sich schon. Natürlich steht es beispielsweise der FR auch frei, nicht nur über Ostermärsche der Friedensbewegung zu berichten, sondern sich auch positiv dazu zu äußern. Aber wenn sie ihre Artikel zu Ostermärschen heute mit den eindrucksvolleren Bildern von 1983 illustrieren würden, wäre das inakzeptabel. Und genau das hat FOX getan.
Andere als seriös geltende Medien illustrieren dafür Berichte über den angeblich menschgemachten Klimawandel mit Fotos von Eisbären oder von ins Meer stürzenden Eismassen in der Arktis. Auch das ist reine Manipulation. Vom preisgekrönten Al Gore Film ganz zu schweigen.
Ich möchte Fox News nicht verteidigen, so toll finde ich den Sender wirklich nicht. Aber ich sehe einfach nichts ungewöhnliches an der Verdrehung von Fakten in den Medien.
Nu ja, scheint mir doch etwas aders gelagert zu sein. Es ist ja nicht so offensichtlich, dass man Berichte über den Klimawandel nicht mit Eisbären illustrieren sollte, auch wenn es Gründe geben mag, die dagegen sprechen. Offensichtlich sollte aber sein, dass man kein Bildmaterial von Ereignis A für Ereignis B ausgibt. Um bei Deinem Beispiel zu bleiben: Man dürfte keinen Bericht über die Arktis mit Bildern vom Schelfeis der Antarktis bringen.
Und es war ja nicht das erste Mal, dass rechte Medien falsche Teilnehmerzahlen für ihre Protestmärsche gemeldet haben. Das beeinflusst aber in unzulässiger Weise die öffentliche Meinung. Genau wie der FOX-Journalist, der bei einer Demo Anwesende zum Parolen-Schreien animiert hat. Journalisten berichten über Ereignisse, sie schaffen sie nicht. Obwohl ich mir natürlich durchaus im Klaren darüber bin, dass das nicht nur bei FOX geschieht.
Was anderes: Obama sollte seine wichtigsten Vorhaben möglichst flott durch den Kongress bringen; nach den Midterm Elections dürfte das nämlich schwieriger werden. Nicht nur aufgrund allgemein erwarteter republikanischer Zugewinne, sondern auch, weil die eigenen Leute möglicherweise weniger pflegeleicht sein werden. Die aussichtsreichste Kandidatin für die Nachfolge von Ted Kennedy steuert bereits einen robusten Linkskurs (Raus aus Afghanistan, gegen die Gesundheitsreform, wenn sie den Abtreibungsgegnern wie in der House Bill entgegenkommt). Auch für die Kandidaten für 2010 wächst die Versuchung, sich vom Weißen Haus abzusetzen.
Und noch was anderes: Newsweek sieht in der Explosion der amerikanischen Schulden den Anfang vom Ende der Stellung als Supermacht - wer den Klassiker "Aufstieg und Fall der großen Mächte" gelesen hat, dem wird das Szenario bekannt vorkommen:
"This is how empires decline. It begins with a debt explosion. It ends with an inexorable reduction in the resources available for the Army, Navy, and Air Force. Which is why voters are right to worry about America's debt crisis. [...] If the United States doesn't come up soon with a credible plan to restore the federal budget to balance over the next five to 10 years, the danger is very real that a debt crisis could lead to a major weakening of American power."
Lustiges Detail am Rande: Wenigen Politikern steht die Linke so ablehnend gegenüber wie Senator Joe Liebermann, einst Demokrat, dann Unabhängiger und Wahlkämpfer für McCain. Bei den Senatswahlen 2012 würde man ihn gern loswerden. Also haben linke Demokraten Liebermanns "Liebermann Party" infiltriert und schließlich übernommen und verwenden sie jetzt gegen ihn. Ein Fernsehwerbespot der Partei erklärt ganz ernsthaft, als sei es ein Lob: "Senator Liebermann hat nie vergessen, wen er repräsentiert - sich selbst." Ob die Wähler das Spiel durchschauen?
Gna - die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln, mal wieder. Huckabee steckt in Schwierigkeiten, weil er in seiner Zeit als Gouverneur von Arkansas einen Mann begnadigt hatte, der wegen schwerer Raubüberfälle als Teenager zu einer Strafe von 108 Jahren Haft verurteilt worden war. Nach 11 Jahren ließ Huckabee ihn raus (auf Empfehlung einer Kommission). Der Kerl hat jetzt vier Polizisten erschossen, bevor er zur Strecke gebracht wurde. Jetzt die in den USA übliche Frage: Ist Huckabee zu weich? Er selbst sagt, ihm bereite seine Entscheidung von damals schlaflose Nächte, aber in Anbetracht der damals verfügbaren Informationen halte er seine damalige Entscheidung nach wie vor für gerechtfertigt. Wer nur an seine politische Karriere denke, werde nie jemanden begnadigen, wer ihn verurteile, solle doch selbst in die Politik gehen und könne dann nach Gusto den Gnadenlosen spielen.
Das alles spielt wie so of Sarah Palin in die Hände: Sie liebe ja Huckabee und er tue ihr leid, aber noch viel mehr empfinde sie für die Familien der Opfer. Sie selbst sei ja nicht dafür bekannt, Verbrecher zu begnadigen, sei immer auf Seiten der Guten:
"I’m on the good guys’s side,” she said. “I’m all about redemption and recovery and reform and all that. But I will always error on the side of punishing even stricter, even harder on the bad guys.”
www.politico.com/news/stories/1209/30344.html
Dat is zwar kein vernünftiges Englisch, aber wenn Huckabee politisch so beschädigt wird, dass er 2012 lieber gar nicht antritt, wär das für Sarah "ich komme gar nicht in solche Situationen, weil ich meine Ämter schnellstmöglich niederlege" Palin ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Präsidentschaftskandidatur. Man kann gar nicht so viel essen...