Nicht klar ist mir, mit welcher Fragestellung Du da rangehen willst. Der Senat wird ja einen eigenen Gesetzentwurf verabschieden, der weniger progressiv sein wird als der des Repräsentatntenhauses: Dort sind immerhin 39 Demokraten nicht der Parteilinie gefolgt, im Senat müssen 60 Senatoren für die Eröffnung der Debatte stimmen und später ebenfalls 60 für eine Abstimmung (Stichwort "Filibuster"). Die Dems haben aber insgesamt nur 60 Senatoren, dabei sind unsichere Kantonisten wie Liebermann, Demokraten aus "roten" Staaten sowie solche Senatoren, die im nächsten Jahr um ihre Wiederwahl kämpfen müssen, schon mitgezählt. Unter den GOP-Senatoren gibt es wohl nur eine, die vielleicht ebenfalls für das Gesetz stimmen könnte. Wird ein tierisches, wochenlanges Gefeilsche, bis Harry Reid seine 60 Stimmen zusammen hat - wenn es denn überhaupt klappt. Und danach (wohl erst im nächsten Jahr) wird dann ein Kompromiss aus den Vorschlägen des Hauses und des Senats gezimmert. Wie schon geschrieben - irgendeine Reform wird letztendlich wohl verabschiedet werden; fragt sich nur, wann und wie ambitioniert die dann ausfällt.
Wird der Senat bis zum Jahreswechsel einen Gesetzentwurf verabschieden?
Wie viele Senatoren stimmen für das im Senat vorgelegte GEsetz zur Gesundheitsreform?
Re: ObamaCare eine Runde weiter - Bitte Markt eröffnen
Letztendlich würd ich aber vorschlagen, zunächst die Finger von solchen Märkten zu lassen. Lieber warten, bis beide Kammern sich auf einen Kompromiss geeinigt haben, und dann einen Markt: Wird dieser Kompromiss verabschiedet? Ne klare Fragestellung; der Markt würde dann allerdings wohl erst zum neuen Jahr kommen.
Re: ObamaCare eine Runde weiter - Bitte Markt eröffnen
> Letztendlich würd ich aber vorschlagen, zunächst die Finger von solchen
> Märkten zu lassen.
Zustimmung. Es ist imo nicht möglich, eine Fragestellung zu finden, die halbwegs klar ist.
> Lieber warten, bis beide Kammern sich auf einen
> Kompromiss geeinigt haben, und dann einen Markt: Wird dieser Kompromiss
> verabschiedet?
Selbst das wäre noch nicht eindeutig. Es kann im Zuge der dann nötigen weiteren Abstimmungen wieder Änderungen im Text geben. Und bei solchen Materien ändern oft Formulierungsdetails das ganze Gesetz gravierend.
Und was macht man, wenn sich Senat und House auf eine "Reform" einigen, die Obama dann nicht unterschreibt?
Ein Kriterium wäre zB die "Public Option", ob die Gesetz wird. Aber auch das kann am Ende so formuliert sein, dass diese Option in Wahrheit, also in der Realität, keine ist, weil sie de facto kaum beansprucht wird. (ZB weil für die Adressaten unfinanzierbar.)
Irgend ein Gesetz wird wohl kommen. Aber ich sehe Streit vorprogrammiert, ob und wie dieses oder jenes dann in dem Gestz steht oder nicht.
Re: ObamaCare eine Runde weiter - Bitte Markt eröffnen
>Ne klare Fragestellung; der Markt würde dann allerdings wohl erst zum neuen Jahr kommen.<
Wann ist egal, Hauptsache klare Fragestellung und Regeln. Nix is langweiliger als Regeldiskussionen oder nicht auswertbare Märkte, siehe EU Parlament.
Soll sagen nur Märkte die durchdacht und auswertbar sind. Wie z.B. Fußball :-).
Re: ObamaCare eine Runde weiter - Bitte Markt eröffnen
> > Lieber warten, bis beide Kammern sich auf einen
> > Kompromiss geeinigt haben, und dann einen Markt: Wird dieser Kompromiss
> > verabschiedet?
>
> Selbst das wäre noch nicht eindeutig. Es kann im Zuge der dann nötigen
> weiteren Abstimmungen wieder Änderungen im Text geben. Und bei solchen
> Materien ändern oft Formulierungsdetails das ganze Gesetz gravierend.
>
> Und was macht man, wenn sich Senat und House auf eine "Reform" einigen, die
> Obama dann nicht unterschreibt?
Wenn beide Kammern sich auf einen Entwurf geeinigt haben, glaub ich nicht, dass der dann noch verändert werden kann - bin aber auch nicht ganz sicher, werd mal die Augen aufhalten. Ich denke alleerdings, dass Obama so ziemlich jeden Kompromiss unterschreibt - er hat ja den Abgeordneten eh schon die Federführung bei der Formulierung überlassen, wäre sonderbar, wenn er dann plötzlich gegen ihr Ergebnis zu Felde zöge. Außerdem muss er dringend was vorweisen; je eher, desto besser.
Was die Public Option angeht, teile ich Deine Bedenken - da gibt's zu viele Unwägbarkeiten. Vielleicht findet man nen anderen Begriff, dann geht der Streit los, ob das wirklich ne Public Option ist. Und es kursieren ja auch Modelle, nach denen so eine öffentliche Krankenversicherung erst Jahre später eingeführt werden soll, wenn bestimmte Kriterien nicht erreicht wurden. Wie bewertet man das dann?
Ich stimme auf jeden Fall ausnahmsweise mal der konservativen National Review zu, die über das heute verabschiedete GEsetz schreibt, es sei eine Totgeburt:
"The House bill has passed — barely and belatedly — and it is now dead. Nothing like it will ever pass the Senate. The question now is whether anything will, now that the voters have spoken in New Jersey and Virginia — and now that the exceedingly narrow margin in the House will likely invite even greater scrutiny of that which is being proposed."
Wobei die Demokraten vermutlich mehr als 220 Ja-Stimmen hätten zusammentrommeln können; Pelosi hat ja wohl einigen Demokraten mit größeren Sorgen um ihre Wiederwahl signalisiert, dass sie ruhig dagegen stimmen können, da die Mehrheit gesichert sei. Ist schon lustig: Für den einzelnen demokratischen Abgeordneten ist es am günstigsten, wenn das GEsetz verabschiedet wird, er / sie aber dagegen gestimmt hat. Bringt das GEsetz dann spürbare Erleichterungen für die Bürger, fällt der Glanz des demokratischen Projekts auch auf ihn (und bestimmt nicht auf den konservativen Herausforderer). Gibt's dagegen Ärger mit den neuen Regeln, kann er darauf verweisen, das geahnt und entsprechend abgestimmt zu haben. Nur kann das leider nicht jeder demokratische Repräsentant so halten...
Ach ja: Ein sehr guter Artikel über das weitere Schicksal der Gesundheitsreform findet sich hier:
Joe Liebermann hat schon ausgeschlossen, für eine Public Option stimmen zu können; er würde wohl sogar einen Filibuster dagegen unterstützen. Die einzige gesprächsbereite Republikanerin Snowe würde wohl das oben beschriebene Modell akzeptieren, wonach das öffentliche Angebot nur unter bestimmten Umständen Jahre später installiert wird. Jetzt diskutiert man auch eine öffentliche Krankenversicherung, bei der die Einzelstaaten entscheiden, ob sie auf ihrem Gebier angeboten wird. Mal ehrlich: Fast jedes Industrieland hat nen Mix aus öffentlicher und privater Gesundheitsversorgung. Und damit fährt man in der Regel besser und günstiger als die Amis mit ihrem strikt privaten Modell. Und trotzdem heulen die rum, wenn dieser große Fehler ihres Systems beseitigt werden soll. Alles Irre...
Re: ObamaCare eine Runde weiter - Bitte Markt eröffnen
Hoffmann hat noch eine klitzekleine Chance auf den Sieg; sein Gegner sitzt allerdings schon im Parlament und hat schon für die Gesundheitsreform gestimmt. Auch irgendwie komische Zustände, aber das ist ja nix neues bei Wahlen in den USA:
"The latest totals from the New York State Board of Elections show Mr. Owens in the lead with 66,698 votes, or 48.7 percent. Mr. Hoffman trailed with 63,672 votes, or 46.5 percent. Ms. Scozzafava had 6,485, or 4.7 percent."
> Hoffmann hat noch eine klitzekleine Chance auf den Sieg; sein Gegner sitzt
> allerdings schon im Parlament und hat schon für die Gesundheitsreform
> gestimmt. Auch irgendwie komische Zustände, aber das ist ja nix neues bei
> Wahlen in den USA:
>
Hi, Wanli !
Man stelle sich vor, hierzulande sitzen die Parlamentarier vor der amtlich bestätigten Wahl im Nationalrat und beschließen Gesetze.......
So als Anmerkung von mir *grins*
Ich musste über deine Bemerkung ja lachen; danke für den Lacher übrigens. Wenngleich es dabei nichts zu Lachen gibt.
Haben wir nicht über die Vor- und Nachteile im Forum zwischen unserem und dem amerikanischem Wahlsystem diskutiert? Bin der Meinung, spätestens jetzt haben wir die Antwort................