Was meinst Du, warum bitter?
EDIT: Ach so, das Ranking... ;-)
Dem trüben Novemberwetter angemessen eine Reportage aus Pennsylvania, aus einer Gegend des Staates, die vom Strukturwandel heftig gebeutelt wird, in der die Zahl der Drogentoten explosionsartig ansteigt, wo Fortbildungsangebote nicht nachgefragt werden, da sowieso niemand glaubt, hier der ökonomischen Malaise entrinnen zu können.
Die meisten Leute hier haben Trump gewählt und wollen es wieder tun, auch wenn ihre Hoffnung gering ist, dass sich dadurch etwas ändert: Immerhin pöbelt er immer wieder gegen die da oben, insbesondere diese... “Nigger“ in der NFL.
Etwas amüsanter dann schon die FOX-Berichterstattung am Wahlabend: Sobald klar wurde, dass die GOP eine ordentliche Schlappe kassiert hatte, schwieg man das Thema zunächst tot und präsentierte am nächsten Morgen Highlights der Wahlnacht des Vorjahres, Trump als Sieger. Später dann ein Medley aus einem mexikanischen Vergewaltiger und “crooked Hillary“.
http://www.motherjones.com/kevin-drum/2017/11/fox-news-knows-its-audience/
EDIT: In den Wahlen zu Virginias House erhielten die Kandidaten der Demokraten neun Prozent mehr als die der Republikaner, ob sie damit eine Mehrheit der Sitze erhalten, ist allerdings noch unklar. Virginia demonstriert mal wieder, was man durch einen skrupellosen Zuschnitt von Wahlkreisen erreichen kann.
Was meinst Du, warum bitter?
EDIT: Ach so, das Ranking... ;-
Herzlichen Glückwunsch zum hervorragenden 1. Platz, Wanli! Gestern warst Du noch gaaanz weit hinten. Und ich habe mit (hart erarbeiteten) 0,43% Plus letztlich den 3. Platz errungen.
Ich habe den traurigen "Niggers for Life"-Artikel auch gelesen und es kann schon frustrieren, dass die Demokraten derzeit anscheinend keine Möglichkeit haben, ihre alte Klientel - weiße Arbeiter aus der Unterschicht und unteren Mittelschicht- anzusprechen, ohne auf Rassismus, Kulturkrieg, fanatische Religion oder Abtreibungsextremisten zu setzen.
Ich denke aber auch, dass Trump seine Basis langfristig reduziert, es dauert eben seine Zeit. Bei gebildeten Weißen und va. weiblichen Weißen hat Trump schon massiv verloren. Nate Silver hat dargelegt, wie sich die Trumpunterstützer von "bedingungslos und absolut" zu eher schlechtgelaunten Unterstützern wandeln, und manche von ihnen dann genug haben. Und Trump hat ein Händchen dafür, Freunde zu verraten und vor den Kopf zu stoßen. Die Demokraten haben es auch versäumt, Trumps Milliardärsarroganz vorzuführen, seine Faulheit, sein Golffetischismus, seine Annerkennungssucht bei den Reichen, Schönen und Erfolgreichen (die oftmals sehr liberal sind). Außerdem glaube ich, dass der Trumpismus eine Unterhaltungsform ist, die nach einer gewissen Zeit nervt. Es gibt Leute, die einen stumpfen Hit jahrelang in Rotation im Radio hören können, während ihn andere nach dem 3. mal schon hassen. Erstere brauchen dann Jahre, bis sie merken, dass sie gesamtgesellschaftlich nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit sind. Trump scheint mir zudem nicht sonderlich kreativ, was neue Formen von Unterhaltung und Provokation angeht.
Und vielleicht bricht irgendwann auch Bannon/ Breitbart mit ihm, wenn ihnen klar wird, dass Trump kein wirkliches Interesse am rassistischen und nationalistisch-protektionistischen Kulturkampf hat. Ich bin z.B. gespannt, wie Bannon Trumps Kotau vor China schluckt. Bannon ist ein außgesprochener Chinahasser und die (in seinen Augen) "Reisfresser" sind ganz weit oben auf seiner Feindesliste. Sollte dann auch noch ein Dreamer-Pakt in Kooperation mit den Demokraten kommen, könnte Bannon platzen und sehr häßliche Eiterflecken in seinem Umfeld verspritzen.
Ich war selbst nicht restlos davon überzeugt, auf Northam zu setzen, die Nachrichten aus der Woche vor der Wahl wie auch die sinkenden Umfragewerte haben mir schon Bauchschmerzen gemacht. Aber in den Nachwahlen über das vergangene Jahr hinweg konnte man doch schon ein ziemlich motiviertes demokratisches Klientel beobachten, also hab ich es doch riskiert. Ausnahmsweise mal der richtige Riecher...
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Noch ein Monat bis zur Wahl in Alabama und GOP-Kandidat Moore steckt in Schwierigkeiten. Eine Frau vertraute der WaPo an, der damals über dreißig Jahre alte Moore habe sie als 14-Jährige missbraucht; drei weitere Frauen gaben an, auch ihnen, damals ebenfalls minderjährig, habe der Mann Avancen gemacht. Moore bestreitet die Vorwürfe.
Die republikanische Gouverneurin möchte keine Wahlempfehlung für den Parteifreund abgeben.
https://politicalwire.com/2017/11/09/ivey-declines-moore/
Die republikanische Senatorin Murkowski rief ihn zum Rückzug auf, stattdessen könne ein anderer Republikaner als Write-in-Kandidat antreten.
https://politicalwire.com/2017/11/09/murkowski-raises-possibility-write-challeng e-alabama/
Schwer zu sagen, ob Moore Kandidat bleibt; in Montana hatte ja auch ein Politiker einen Journalisten attackiert, den Skandal ausgesessen und die Wahl gewonnen. Bei der GOP weiß man nie...
EDIT: McCain fordert Moores Rückzug, andere Senatoren distanzieren sich etwas vorsichtiger. Moore wird auf jeden Fall auf dem Stimmzettel stehen, aber wenn die örtliche GOP ihm die Unterstützung entzieht, würden Stimmen für ihn wohl nicht gezählt.
Schwer zu sagen, ob Moore Kandidat bleibt; in Montana hatte ja auch ein Politiker einen Journalisten attackiert, den Skandal ausgesessen und die Wahl gewonnen. Bei der GOP weiß man nie...
Ja, aaaber der Gianforte-Schläger hatte den Großteil seiner Stimmen (zwei Drittel, in roten Bezirken um die 90%) schon beim Early Voting gewonnen (als der Übergriff noch nicht erfolgt war oder bekannt war), am Wahltag sah das anders aus. Außerdem ist es für mich schon ein qualitativer Unterschied, ob ein Arschloch einen nervigen Journalisten umhaut oder eine (bzw. mehrere) 14-Jährige (fast) vergewaltigt. Passt irgendwie zu einem Bannon-Kandidaten. Wenn man gerade denkt, dass diese Typen zwar widerlich sind, aber sicher nicht sooo kriminell und übel, wird man bei der GOP immer wieder überrascht. Die Chance auf einen demokratischen Senator aus Alabama ist so hoch wie seit 1997 nicht mehr, und der hatte sein Amt in den 70er Jahren angetreten.
Schwer zu sagen. Wenn Moore einen Rückzieher macht oder von der GOP Alabamas dazu gezwungen wird, dann würde wahrscheinlich wirklich der in den Vorwahlen unterlegene amtierende Senator Strange den Write-in-Kandidaten machen.
Auf der einen Seite ne gewisse Herausforderung, den eigenen Parteigängern zu verklickern, dass sie ihr Kreuz eben nicht beim Kandidaten mit dem vertrauten “R“ machen, sondern sich nen anderen Namen merken und den dann aufschreiben sollen; ein paar treue Moore-Loyalisten mögen dazu auch gar nicht bereit sein.
Andererseits wäre Strange vermutlich ein mehrheitsfähigerer Kandidat als der Theokrat Moore, der ja schon unabhängig von den heutigen Vorwürfen eine bizarre Figur darstellt, mit der auch viele Republikaner fremdeln.
https://newrepublic.com/minutes/145768/dont-endorse-roy-moore
EDIT: Kann hier am Handy nicht vernünftig zitieren, klickt den folgenden Link bitte selbst an, es sind nur ein paar Sätze zu lesen: ein Republikaner verteidigt das Umwerben von Minderjährigen. Sehr amüsant.
https://politicalwire.com/2017/11/09/extra-bonus-quote-day-100/
Eine ständig aktualisierte Übersicht über die Äußerungen von Moores Parteifreunden:
https://www.axios.com/republican-responded-roy-moore-allegations-2508140244.html
EDIT: Einen wird die Entwicklung natürlich sehr freuen: Der Donald hatte Wahlkampf für Moores Kontrahenten Strange gemacht und war Medienberichten zufolge extrem angefressen darüber, dass die örtliche Basis seine Empfehlung schnöde ignoriert hatte. Jetzt kann er twittern, er habe ja schon immer gesagt, dass Moore kein geeigneter Kandidat sei.
Klar, Strange ist der amtierende Senator und hätte auch als Write-In eine gute Chance, aber werden die Moore-Anhänger nicht eine Verschwörung wittern? Und motiviert genug sein, den verhassten Establishment-Kandidaten zu wählen? Jetzt wird erst mal Schmutz geworfen innerhalb der GOP und die Demokraten können Popcorn holen. Die Wahl ist in vier Wochen.
Edit: Die Wahl hat schon begonnen, Moore hat schon Absentee- Stimmen gesammelt
https://www.politico.com/story/2017/11/09/roy-moore-republicans-senate-scandal-2 44753
Hatte da gestern wohl einige Sätze im TPM-Artikel zu den Vorwürfen gegen Moore falsch verstanden, deshalb zunächst eine Klarstellung: Niemand kann Moore zum Verzicht auf seine Kandidatur zwingen, den kann nur er selbst erklären. Und dass er das tun wird, erscheint heute noch unwahrscheinlicher als bereits gestern: Moore wirkt insgesamt doch reichlich egomanisch, hat dem Establishment der GOP, das ihn in den Vorwahlen erbittert bekämpft hatte, außerdem nichts zu verdanken, will mit 70 Jahren auch nichts mehr werden. Sein Traum wird es wirklich sein, auf einer der größten Bühnen der Welt, dem Floor des Senats, demnächst seine Show abziehen zu können, und weder die ihm kürzlich nachgewiesene Hinterziehung von Steuern auf eine Million Dollar undeklariertes Einkommen noch der ihm jetzt vorgeworfene Missbrauch einer 14-Jährigen werden ihn wohl daran hindern, es bei der Wahl einfach mal drauf ankommen zu lassen, denn zu verlieren hat er eigentlich nichts und Alabama ist so rubinrot, dass man sich schon einige schwarze Flecken auf der weißen Weste leisten kann, wenn auf dem Stimmzettel ein "R" hinter dem eigenen Namen steht. Inzwischen nutzt Moore die Vorwürfe sogar zur Spendenakquise, hier über Twitter:
The Obama-Clinton Machine’s liberal media lapdogs just launched the most vicious and nasty round of attacks against me I’ve EVER faced!
We are are in the midst of a spiritual battle with those who want to silence our message.
Natürlich hindert nichts einen anderen Konservativen, eine Write-in-Kampagne zu starten, vielleicht sogar mit Unterstützung von Parteigrößen. Ob eine solche zünden könnte oder schlicht den Wahlsieg des Demokraten bedeuten würde? Gewisse Zweifel sind angebracht, schließlich finden sich gerade vor Ort genügend kleinere Parteifunktionäre, die Moore verteidigen: Entweder sind die Vorwürfe "Fake News" oder gar nicht so schwerwiegend - War Maria nicht auch minderjährig, als Josef sie heiratete? - oder schlicht wurscht, weil man halt immer für den Republikaner stimmt:
Republicans have built entire campaigns on a manufactured epidemic of transgender people hiding in bathroom stalls waiting to molest children. But when one of their own is accused of such a crime, they respond along the lines of Bibb County GOP chairman Jerry Pow, who said on Thursday that he would vote for Moore even if he did commit a sex crime against an underage girl. “I’m not saying I support what he did,” Pow said. Supporting child abuse is one thing—supporting an alleged child abuser, to some in the GOP, is another.
Natürlich gibt es auch andere Stimmen. Jonah Goldberg ist ein bekannter Journalist, den ich weniger oft zustimmend zitiere, ist er doch ein knallharter Konservativer. Aber in diesem Fall trifft er den Nagel wirklich mal auf den Kopf, da er zwar nicht meine Werte vertritt, aber eben durchaus auch ein Wertesystem, das nicht völlig den eigenen parteipolitischen Bedürfnissen untergeordnet ist. Zunächst hinterfragt Goldberg, warum ein spinnerter Theokrat wie Moore überhaupt so lange akzeptabel war für viele Republikaner, die nun zu ihm auf Distanz gehen, dann argumentiert er, ein solcher Typ im Senat würde der Partei langfristig eher schaden als nützen:
I suppose it’s good that some Republicans see this as a bridge too far. But it’s a little hard for me to focus on that upside when you think about what they considered to be acceptable until now. Still, it’s good to know where the line is. You can set up shady charities for profit. You can call for religious tests and champion theocracy. You can cutely flirt with the idea that homosexuals have no rights — I don’t mean gay marriage, but the right to life — you can be removed from the bench, twice, you can demonstrate a thumbless grasp of the issues central to the Trump agenda: This is all acceptable for many conservatives. But, molest a little girl? That at least is too much. [...]
I am one of those naïve fools who actually believed that the conservatives who often talked the loudest about the supreme importance of character were sincere. The last two years disabused me of that. But just as a matter of cold realpolitik, I cannot grasp why so many people think it’s a good idea to stand by a man who, if elected, will serve as a negative campaign ad made flesh. I get the argument that it’s a “binary choice!” But it’s a binary choice now, because a bunch of people who want to see the GOP burn down made it one. In the long run, a Senator Moore would cost Republicans more seats than the one he might give them. He’d be an albatross for every elected Republican, including President Trump, who will be asked to take a side on every scene in the clown show Moore would bring to Washington. And every conservative who ever denounces a Democrat for immoral behavior or insane views will be asked, “Oh yeah, why did you support Roy Moore then?” Saving Steve Bannon’s reputation as the leader of some (doomed) movement certainly isn’t worth it, not for the cost to the GOP not to mention your own souls.
Man kann sich natürlich auch kürzer fassen, wie es der im Januar 2019 scheidende Senator Jeff Flake tut:
Come on, Republicans. Is this who we are? This cannot be who we are.
https://politicalwire.com/2017/11/10/extra-bonus-quote-day-101/
Es bleibt abzuwarten, ob aus solchen Erwägungen heraus noch ein Konservativer den Hut in den Ring wirft, wie ja auch nicht völlig ausgeschlossen ist, dass Moore doch noch aufgibt, wenn der Druck weiter steigt. Falls das nicht passiert, was dann?
Momentan liegt Moore im RCP-Schnitt sechs Punkte vor seinem demokratischen Gegner Jones.
538 hat mal in den Archiven gewühlt und eine Untersuchung zutage gefördert, der zufolge das Aufdecken ernsthafter ethischer Verfehlungen in Senatswahlkämpfen im Schnitt einen Swing von 13 Punkten zur Folge hatte; ein ähnlicher Effekt würde Jones zum Favoriten machen.
One paper from researchers who looked at senators running for re-election from 1974 to 2008 estimated that scandals involving immoral behavior cost the scandal-plagued candidate 6.5 percentage points and raised his opponent’s vote share 6.5 points, for a net change of 13 points. We don’t know if the Alabama race will move that much, but any penalty approaching that size would be more than enough to significantly darken Moore’s prospects of winning this Senate seat.
https://fivethirtyeight.com/features/9-key-questions-about-roy-moore-and-the-ala bama-senate-race/
Doch bezieht sich die Studie auf Fälle zwischen 1974 und 2008; ist die Polarisierung mittlerweile schon so weit fortgeschritten, dass der Effekt geringer ausfällt? Oder gibt es dank Moores zahlreicher Skandale in der Vergangenheit doch noch so etwas wie den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt und damit einem Demokraten den Wahlsieg in Alabama bescheren kann?
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EDIT:
Manches die Trump-Truppe Betreffende traut man sich ja fast nicht zu schreiben, weil es so wahnsinnig klingt. Sonderermittler Mueller untersucht offenbar gerade, ob Trumps ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater Flynn und sein Filius geplant hatten, Erdogans Erzfeind Fethullah Gülen in den USA zu kidnappen, außer Landes zu schmuggeln und dann der türkischen Regierung zu übergeben, mit der Flynn schon diesbezügliche Verhandlungen geführt und ein Kopfgeld von etwa 15 Millionen Dollar vereinbart haben soll. Die Nachricht geht auf das Wall Street Journal zurück, nicht gerade ein Trump-kritisches Organ.
Die GOP-Senatoren gehen auf Distanz zu Moore und stoppen ihre Gelder für seine Wahlkampagne.
https://www.politico.com/story/2017/11/10/nrsc-drops-out-of-fundraising-agreemen t-with-moore-244783
Auch der Präsident geht vorsichtig auf Distanz, lustigerweise nicht Bannon, der Moores Verfehlungen mit denen von Trump vergleicht (und somit insgeheim für wahr hält).
https://www.politico.com/story/2017/11/10/trump-roy-moore-teenagers-allegations- 244772
https://www.politico.com/story/2017/11/10/roy-moore-accusations-steve-bannon-res ponse-244777
Diverse Möglichkeiten für Jones, die Wahl doch noch zu gewinnen:
Die GOP-Wähler in Alabama sind gespalten, ob sie zu Moore halten oder zu einem Establishment-Write-In-Strange
Die Motivation zur Wahl zu gehen ist gering bei Republikanern, hoch bei Demokraten
Moore zieht sich sehr spät zurück, zu spät für Strange
Die Wahlkampfspenden sind hoch bei den Demokraten, niedrig bei Republikanern
Alles in allem erscheinen die Anschuldigungen übertrieben, meint Steve Bannon:
Ist auch nicht schlimmer als Trumps Pussygrap-Statement, ist laaange her, das Mädchen war schon 14, also fast 16, es wurde nur geküsst (und befummelt und Kleidung entfernt), Moore war damals unter 40 Jahre alt, also fast noch ein Kind. In diesem Bild zusammengefasst:
Mein Eindruck: Moore wird kein Senator, und wenn er es doch wird, wird er bald abdanken müssen.
Tja, aus demokratischer Sicht machen die Vorgänge in Alabama natürlich wirklich Hoffnung. Ein großes Ziel der Partei wäre es ja, die Mehrheit im Senat zurückzuerobern. Um das schon bei den Wahlen im nächsten Jahr zu bewerkstelligen, dürfte die Partei selbst keinen Sitz verlieren - angesichts der Fülle der zu verteidigenden Sitze schien das lange hoffnungslos, aber mittlerweile stehen die Chancen darauf gar nicht mehr so schlecht, haben die betreffenden Senatoren doch durch die Bank recht gute Zustimmungswerte, die Großwetterlage ist zudem ganz günstig für die Blauen.
Dann müsste man eben noch drei GOP-Sitze erobern. Zwei scheinen definitiv möglich, nämlich Nevada und Arizona, aber das entscheidende dritte aussichtsreiche Ziel war bislang nicht auszumachen. Kippen die Demokraten jetzt Alabama, dann würde das also alles verändern, dann hätte man diesen dritten Sitz nämlich schon.
Die Frage ist halt, wie wahrscheinlich ein Sieg in Alabama ist. Auf der einen Seite sind die Republikaner selbst in den Südstaaten nicht gefeit vor Wahlniederlagen, wenn ihr Kandidat seine Libido nicht unter Kontrolle hatte, und in diesem Fall reden wir halt auch über eine 14-Jährige, deren Mutter Moore versprochen hatte, auf das Kind aufzupassen.
The former Republican governor of Alabama, Robert Bentley, recently resigned from office over a sex and corruption scandal. Former Sen. David Vitter (R-La.) lost the Louisiana gubernatorial race in 2015 in part due to revelations that he had hired prostitutes. And neither of those scandals were remotely as horrifying as this one.
http://theweek.com/articles/736386/shocking-allegations-against-roy-moore-really -might-end
Auf der anderen Seite ist Alabama schon ein extrem konservatives Pflaster; in einem Interview äußerte sich jetzt Nate Cohn, eine Art Nate Silver der New York Times, zu den jüngsten Entwicklungen und goß etwas Wasser in den blauen Wein:
Alabama is an extremely conservative state that is deeply polarized along racial lines. Hillary Clinton might not even have received 15 percent of the white vote in Alabama last year. For Doug Jones to win, he might need to double that number. So this is not an easy task at all for the Democrats.
I am certainly open to the possibility that these allegations are enough to be a serious burden on Roy Moore’s chances, especially given that he has already shown some electoral weakness in Alabama in the past. But I don’t see any reason to assume he is in serious jeopardy either. [...]
In Mississippi the white vote is more conservative, but black voters are a much larger share of the electorate. If you had a revolt against a Republican candidate and black turnout was high, I think you can imagine how the Democrats get over the top there in a way that is tougher to imagine in Alabama. The argument the other way is that Alabama has better-educated metropolitan areas like Birmingham or Huntsville where maybe you can imagine that a Republican revolt would be modestly more likely than it would in Mississippi. But no, I think Alabama is basically as tough as it gets for Democrats.
Zudem sei der Demokrat Jones zwar ganz bestimmt kein Schlechter, trete eloquent und überzeugend auf, bislang mache er allerdings keine Anstalten, seine progressiven Ansichten etwas zu modifizieren, um leichter um Stimmen konservativerer Bürger buhlen zu können.
If you look at his campaign page, he is talking about Planned Parenthood. He doesn’t support a 20-week abortion ban. Alabama is an extraordinarily conservative state. I have never been to Alabama, but the numbers suggest that the political culture there bears no resemblance to what people from Northern blue states are accustomed to. White evangelical Christians represent a huge share of the electorate. They are deeply conservative, and I don’t know that you can win Alabama without making inroads among that group. And I don’t see Doug Jones making very much of an effort to assuage some of the concerns those voters are going to have about him.
Im Interview geht es darüber hinaus übrigens auch um die Möglichkeit einer koordinierten Write-in-Kampagne, die Moore natürlich massiv Stimmen kosten würde, aber einen Sieg der Republikaner möglicherweise auch nicht verhindern werde.
Klar, republikanische VIPs gehen auf Distanz zu Moore, aber eben auch meist nicht ganz konsequent; in ihren Statements findet sich fast immer die Einschränkung, die Vorwürfe müssten ja erst bestätigt werden. Wie bitte soll das denn funktionieren? Die WaPo hat unabhängig voneinander 30 Leute befragt, darunter auch Freundinnen des betroffenen Mädchens, denen es schon damals vom Missbrauch erzählt hatte. Natürlich ist auch ein so gründlich recherchierter Artikel kein Gerichtsurteil, aber eigentlich sollte er schon ausreichen, um Moore ohne Einschränkungen zum Rückzug aufzufordern. Und das ist eben bislang noch nicht geschehen.
Moore selbst äußerte sich jetzt noch einmal recht vielsagend (Hervorhebungen von mir):
Alabama Senate candidate Roy Moore told Sean Hannity that a story about alleged sexual misconduct was “completely manufactured.”
Moore also claimed that his campaign has evidence of “collusion” related to the allegations, but isn’t ready to release details to the public. He suggested that, “I’m sure in the next four weeks they’re gonna come out with another article.”
Moore further explained that he “dated a lot of young ladies” but he doesn’t “remember dating any girl without the permission of her mother.”
https://politicalwire.com/2017/11/10/moore-denies-sexual-misconduct-allegations/
Vielen jungen Damen hat er also den Hof gemacht und weiß vermutlich, dass da noch etwas kommen kann. Darüber hinaus natürlich die übliche Masche, die Medien als Handlanger der Gegenseite darzustellen; sicherheitshalber wirft man auch noch einen juristischen Begriff in die Runde, der im Zusammenhang mit den Untersuchungen zu Trumps Russiagate öfters fällt, um die eigenen Schwierigkeiten mit denen des in Alabama noch populären Präsidenten gleichzusetzen.
Eklig, schauen wir mal, ob er damit durchkommt.
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EDIT: Mittlerweile gibt es sogar bewegte Bilder von Moores Begegnung mit der jungen Südstaatenschönheit.
https://www.youtube.com/watch?time_continue=107&v=0r-PeKscAYM
https://www.youtube.com/watch?time_continue=14&v=bnlv1wd13fY
In den nächsten Wochen und Monaten finden u.a. folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden (voraussichtlich) Märkte aufgesetzt:
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1. Halbjahr
2. Halbjahr
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