Wir haben die Vorwahlen überlebt, und überlebt hat sich wahrscheinlich auch der alte Thread zu den Präsidentschaftswahlen, der inzwischen ja auch zu monströser Größe angeschwollen ist. Am Besten starten wir einfach einen neuen.
Zuerst eine aktualisierte Linkliste:
Guter Ausgangspunkt:
www.realclearpolitics.com
Die nützlichste Seite überhaupt: Dort stehen immer die neuesten Umfragen und RCP bildet aus den jeweils neuesten 3-6 einen Durchschnittswert, der Schwächen einzelner Erhebungen ausgleicht. Außerdem haufenweise Links zu aktuellen Artikeln, die den einen oder anderen Aspekt (nicht nur) amerikanischer Politik näher beleuchten.
Diverse Übersichten zu den 50 Einzelstaaten:
www.fivethirtyeight.com
Zahlenversessene Seite, auf der nicht nur Umfragen zu allen fünfzig Staaten gewichtet und in eine Prognose übersetzt werden, sondern sich auch andere Untersuchungen (zum Beispiel zur Zuverlässigkeit von Umfrageinstituten) finden.
www.electoral-vote.com
Zeigt die Wahllandkarte auf der Basis der jeweils letzten Umfrage in jedem Staat.
www.270towin.com
www.washingtonpost.com/wp-srv/politics/interactives/campaign08/electoral-college/
Zwei Seiten, auf denen man selbst an der Wahllandkarte rumbasteln und damit schnell sehen kann, wie sich ein Wahlergebnis in einem Staat auf den Ausgang der gesamten Wahl auswirken würde. Die erste der beiden Seiten bietet noch mehr Informationen.
Fakten zu Einzelstaaten:
quickfacts.census.gov/qfd/index.html
Webseite des U.S. Census Bureaus; Angaben zur Bevölkerungsstruktur einzelner Bundestaaten.
Dann gibt's noch die Wahlkampfblogs (unter Umständen von einer Zeitung betrieben):
www.politico.com
www.thegreenpapers.com
www.campaigndiaries.com
Washington Post: blog.washingtonpost.com/thefix
blog.washingtonpost.com/the-trail
TIME Magazine: time-blog.com/swampland
Weekly Standard: www.weeklystandard.com/weblogs/CampaignStandard
Schließlich Publikationen mit klarer politischer Ausrichtung:
The Nation (links): www.thenation.com
The New Republic (links): www.tnr.com/index.html
National Review (rechts): www.nationalreview.com
Rush Limbaugh (noch viel rechter): www.rushlimbaugh.com
Eine Einführung zu den im November wohl umkämpften Staaten:
www.salon.com/opinion/feature/2008/05/16/270/index.html
www.realclearpolitics.com/news/ap/politics/2008/Apr/27/electoral_map_favors_a_democrat__has_mccain_playing_defense.html
Also, wie ist die Stimmung hier? Wie seht Ihr die Chancen der Kandidaten?
> überlebt hat sich wahrscheinlich
> auch der alte Thread zu den Präsidentschaftswahlen, der inzwischen ja auch
> zu monströser Größe angeschwollen ist. Am Besten starten wir einfach
> einen neuen.
Barack Obama wird die US-Präsidentschaftswahl am 05. November 2008 gewinnen. Im Folgenden werden zehn Gründe angeführt, warum dies so sein wird:
1. Obama ist ein begnadeter Redner (vielleicht der weltweit beste Redner seit Jahrzehnten). In Verbindung mit seinem emphatischen Charisma wirkt er dadurch ebenso mitreißend wie überzeugend. Dies wird ihm u.a. helfen, die potenziellen Wechselwähler in der Mitte zu erreichen.
2. Diesbezüglich wird ihm zudem ein Vizepräsidentschaftskandidat helfen, der die noch unentschlossenen, weißen Arbeiter mit mittlerem Einkommen besonders anspricht und ihm darüber hinaus einen (oder mehrere) der Swing-States sichert.
3. Obama hat unzählige Wähler aktiviert, die sich zuvor kaum für Politik interessierten. Sie werden auch im November zur Wahl gehen und ihn unterstützen.
4. Obama genießt bei Jungwählern, bei Studenten und bei Intelektuellen eine breite Unterstützung.
6. Die Hispanics, die bei den Vorwahlen noch mehrheitlich Hillary Clinton gewählt haben, werden bei der Hauptwahl Obama unterstützen (hilfreich könnte dabei eine – wie auch immer geartete – Einbindung von Bill Richardson sein).
7. Seine Frau Michelle als mögliche künftige „First Lady“ und die politische Einbindung verschiedener namhafter weiterer Frauen werden ihm auch bei den weiblichen Wählern Sympathien und damit Wählerstimmen einbringen.
8. Obama kann mittels seiner ebenso jung wie dynamisch wirkenden Ausstrahlung und seines vergleichsweise geringen Alters den von den meisten Amerikanern herbeigesehnten Politikwechsel glaubwürdiger vertreten als der bereits 72jährige Kandidat der Republikaner.
9. Der sich abzeichnende wirtschaftliche Niedergang und der ungeliebte Golfkrieg werden vornehmlich mit den Republikanern in Verbindung gebracht, was im Umkehrschluss Obama zugutekommen wird.
10. Last but not least: Obama verfügt über eine ebenso professionelle wie inspirierte Wahlkampforganisation, die ihm nicht nur die notwendigen finanziellen Mittel einbringen, sondern auch dafür sorgen wird, die richtige Strategie zu fahren und die richtigen Themen zu setzen.
> Barack Obama wird die US-Präsidentschaftswahl am 05. November 2008
> gewinnen. Im Folgenden werden zehn Gründe angeführt, warum dies so sein
> wird:
>
> 1. Obama ist ein begnadeter Redner (vielleicht der weltweit beste Redner
> seit Jahrzehnten). In Verbindung mit seinem emphatischen Charisma wirkt er
> dadurch ebenso mitreißend wie überzeugend. Dies wird ihm u.a. helfen, die
> potenziellen Wechselwähler in der Mitte zu erreichen.
Wahr. Obama ist ein toller Redner, mcCain ein Langweiler. Der Kontrast könnte kaum deutlicher sein. Obama ist vital, frisch und telegen, mcCain alt und ausgelaugt.
>
> 2. Diesbezüglich wird ihm zudem ein Vizepräsidentschaftskandidat helfen,
> der die noch unentschlossenen, weißen Arbeiter mit mittlerem Einkommen
> besonders anspricht und ihm darüber hinaus einen (oder mehrere) der
> Swing-States sichert.
Naja, auch wahr, aber das ist dohc kein Grund, wieso er gewinnt. Noch hat er ja nicht mal einen Veep, und wenn er Clinton nimmt, ist das eher ein Grund, dass er verliert. Und Veeps aus den SwingStates bringen einem diese Staaten nicht unbedingt ein. Siehe Al Gore 2000.
>
> 3. Obama hat unzählige Wähler aktiviert, die sich zuvor kaum für Politik
> interessierten. Sie werden auch im November zur Wahl gehen und ihn
> unterstützen.
>
> 4. Obama genießt bei Jungwählern, bei Studenten und bei Intelektuellen
> eine breite Unterstützung.
>
Stimmt, und das hängt zusammen. Jungwähler sind nämlich die unzuverlässigste Wählergruppe, aber bei der derzeitigen "Obamamania" könnte sich das ändern.
> 5. Nahezu sämtliche schwarzen Wähler unterstützen Obama.
Ähm, das tun sie in jeder Wahl. ich glaube, Kerry hat 91 oder 92% der schwarzen Wahlstimmen gekriegt, das kann Obama sicher nicht mehr groß toppen.
>
> 6. Die Hispanics, die bei den Vorwahlen noch mehrheitlich Hillary Clinton
> gewählt haben, werden bei der Hauptwahl Obama unterstützen (hilfreich
> könnte dabei eine – wie auch immer geartete – Einbindung von Bill
> Richardson sein).
Auch das ist keine großartige Verbesserung gegenüber von Kerry. Den haben die Latinos auch mit knapper Mehrheit gewählt, viel besser wirds diesmal auch nicht. Richardson hat ja auch sooo viel auf Puerto Rico gebracht -.-
>
> 7. Seine Frau Michelle als mögliche künftige „First Lady“ und die
> politische Einbindung verschiedener namhafter weiterer Frauen werden ihm
> auch bei den weiblichen Wählern Sympathien und damit Wählerstimmen
> einbringen.
Ich mag Michelle eigentlich nicht so sehr als First Lady. Sie ist sicher nett, und kann gut lächeln, hat sich aber auch schon in Schwierigkeiten gebracht ("First time in my life I am really proud of America"). Sebelius und Napolitano helfen da sicher mehr.
>
> 8. Obama kann mittels seiner ebenso jung wie dynamisch wirkenden
> Ausstrahlung und seines vergleichsweise geringen Alters den von den meisten
> Amerikanern herbeigesehnten Politikwechsel glaubwürdiger vertreten als der
> bereits 72jährige Kandidat der Republikaner.
"Change you can Xerox", was? Stimmt schon, aber dafür ist McCain höher angesehen, was den Umgang mit den Themen an sich angeht.
>
> 9. Der sich abzeichnende wirtschaftliche Niedergang und der ungeliebte
> Golfkrieg werden vornehmlich mit den Republikanern in Verbindung gebracht,
> was im Umkehrschluss Obama zugutekommen wird.
Wahr. Das sehen wir in den gigantischen Unterschieden in der Partei-ID. Aber im gegenzug sind die Republikaner relativ geschlossen, die Demokraten (noch) nicht. Wenn das bei den Dems noch kommt, hat er gewonnen, wenn nicht, wirds saueng.
>
> 10. Last but not least: Obama verfügt über eine ebenso professionelle wie
> inspirierte Wahlkampforganisation, die ihm nicht nur die notwendigen
> finanziellen Mittel einbringen, sondern auch dafür sorgen wird, die
> richtige Strategie zu fahren und die richtigen Themen zu setzen.
Auch wahr. seine Fundraising Resultate und sein "ground game" sind grandios. Und er weiß das INternet einzusetzen, im Gegensatz zu McCain.
Übrigens, auch wenn meine South Dakota Prognose über 25% daneben war. Montana war gar nicht schlecht:
> > Montana: Obama 57,1%
> > Clinton 42.9%
Abstand: 14,2%
tatsächlicher Abstand: 15,2%
Wenn man dann noch bedenkt, dass "No Preference" auf dem Wahlzettel stand und ich das nicht wusste, lief Montana eigentlich perfekt.
Voraussage Obama: 57,1%
tatsächliches Ergebnis Obama: 56,4%
Wenn ich dann noch einbeziehe, dass er einige der 2,3% Preference Voter bekommen hätte, vllt. 1,4%, landen wir bei 57,1% Prognose und 57,8% Two-Way-VoteShare. Das ist gar nicht schlecht...
Wenn ich es richtig sehe, sind wir uns im Wesentlichen einig. Ich möchte nur zu zwei Punkten eine Ergänzung vornehmen:
Hillary Clinton hat gestern durch ihren Auftritt meines Erachtens politischen Selbstmord begangen. Bevor Obama sie einbindet, verliert er lieber die Wahl und tritt in vier Jahren erneut an. Außerdem würden viele der Obama-Fans eine Inthronisierung von Hillary berechtigterweise als Verrat ansehen. Entscheidender wäre aber der Mobilisierungseffekt, der davon auf der republikanischen Seite ausginge: Ein Schwarzer als Präsident und eine abgrundtief verhasste Frau als Vizepräsident würde es selbst einem spröden Langweiler wie McCain leicht machen, die konservativen Wähler an die Wahlurne zu bringen. Zudem könnten dann die Medien die bereits vorgefertigten Dossiers über Clinton auspacken, um sie angesichts ihrer zahlreicher Skandale sturmreif zu schießen. All dies kann sich Obama durch eine Nichtberücksichtigung ersparen. Mein persönlicher Favorit für die Vizepräsidentschaftskandidatur ist übrigens der Vietnamveteran Jim Webb. Auch Ted Strickland sollte im Hinblick auf Ohio natürlich intensiv eingebunden werden.
Ob man Michelle mag oder nicht, sei einmal dahingestellt. Tatsache ist, dass sie eine der attraktivsten „First Ladies“ der US-Geschichte sein würde. Wichtiger wären aber in der Tat die politisch relevanteren Frauen. Neben den von Dir genannten Sebelius und Napolitano sollte Obama dabei auch an Maria Shriver denken. Sie ist nicht nur eine glühende Obama-Verehrerin, sondern insbesondere die Frau des Republikaners Arnold Schwarzenegger. Könnte Arnie als Kandidat antreten, würde er vermutlich sogar die Wahlergebnisse von Reagan in den Schatten stellen. Insofern wäre das für Obama ein „Great Deal“.
Es wurde schon gesagt, die Demokraten seien momentan gespalten. Stimmt natürlich, wenn man sich die beiden Hauptdarsteller anschaut. Meiner Meinung nach sind die Reps aber auch kein Musterbeispiel für Einigkeit. Bei denen liegt's allerdings weniger an der Person des Spitzenkandidaten: Die meisten haben wohl mittlerweile eingesehen, dass McCain der einzige Kandidat ist, der die Wahl vielleicht noch wuppen kann. Hätten sie Huckabee oder Romney nominiert, würden wir hier wahrscheinlich nur noch über das Ausmaß der Klatsche diskutieren. Aber ideologisch scheint mir die alte Reagan-Koalition auseinanderzufallen. Da gibt es:
- den Bush-Flügel: Wirtschaftspolitik für die Reichen, sozial eher konservativ, aber mit einer Regierung, die Rekordsummen ausgibt und sich auch gern mal in alles und jedes einmischt (Abhörskandale);
- den Goldwater-Flügel: extrem marktwirtschaftlich orientiert, die Regierung gilt als größtes Übel. Zerfällt in zwei Teile: Der eine steht für eine konservative Gesellschaftspolitik (Reizthema: Abtreibungen), der andere (recht kleine) denkt, dass sich der Staat aus solchen privaten Angelegenheiten raushalten sollte (eher libertär);
- den Huckabee-Flügel: für eine Ausweitung der staatlichen Sozialpolitik und eine Konfrontation mit Big Business, gesellschaftspolitisch konservativ;
- die NeoCons: für eine Außenpolitik der Stärke mit dem Anspruch, die Verhältnisse im Rest der Welt zum Tanzen zu bringen;
- die Ron-Paulianer: gegen außenpolitische Abenteuer, fast schon isolationistisch.
- die Moderaten: irgendwie pragmatisch, allerdings ohne ideellen Überbau.
Mir scheint, dass die Partei momentan ziemlich ratlos ist, in welche Richtung man sich wenden soll. Und das beeinträchtigt auch die Chancen bei der Wahl erheblich, da es das Formulieren einer klaren Botschaft unmöglich macht. Das kann man ja an McCain ganz gut studieren (zum Glück hat in den vergangenen Monaten kaum jemand hingeschaut, aber das wird sich ändern): Mal betont er seine Gemeinsamkeiten mit Bush, dann wieder (wie mit seiner Rede vor zwei Tagen) streicht er eher die Unterschiede heraus. Er braucht halt sowohl die Stimmen derjenigen, für die Bush immer noch der Gottgesandte ist, als auch die der Leute, die in permantenten Steuererleichterungen für die Reichen, einem Schnüffelstaat und verbohrter Opposition gegen Klimaschutz nicht mehr den Königsweg zur Lösung der Probleme Amerikas sehen.
Obama hat es da viel einfacher: Ideologisch-programmatisch sind die Dems ja einig wie seit langem nicht mehr und er kann einfach die weit verbreitete "Schnautze voll"-Mentalität aufgreifen und muss nicht rumeiern: Wandel ja, aber Bush war doch eigentlich gar nicht schlecht, zwei links, zwei rechts, eine fallenlassen.
> > 5. Nahezu sämtliche schwarzen Wähler unterstützen Obama.
> Ähm, das tun sie in jeder Wahl. ich glaube, Kerry hat 91 oder 92% der
> schwarzen Wahlstimmen gekriegt, das kann Obama sicher nicht mehr groß
> toppen.
Was Obama veruchen wird, ist, mehr Leute als Wähler zu registrieren und zum ersten Mal an die Urne zu locken. Da gibt's auch bei den Schwarzen noch großes Potenzial.
> > 6. Die Hispanics, die bei den Vorwahlen noch mehrheitlich Hillary Clinton
>
> > gewählt haben, werden bei der Hauptwahl Obama unterstützen (hilfreich
> > könnte dabei eine – wie auch immer geartete – Einbindung von Bill
> > Richardson sein).
> Auch das ist keine großartige Verbesserung gegenüber von Kerry. Den haben
> die Latinos auch mit knapper Mehrheit gewählt, viel besser wirds diesmal
> auch nicht. Richardson hat ja auch sooo viel auf Puerto Rico gebracht -.-
Da haben die Republikaner halt Glück, dass sie den Bewerber nominiert haben, der relativ moderate Positionen zur Einwanderungs- und Einbürgerungspolitik vertritt und dafür ja ordentlich geprügelt wurde. In Arizona holt McCain bei den Senatswahlen auch ne deutliche Mehrheit der Latino-Stimmen, er schneidet dort ähnlich gut ab wie bei Weißen.
> > 8. Obama kann mittels seiner ebenso jung wie dynamisch wirkenden
> > Ausstrahlung und seines vergleichsweise geringen Alters den von den
> meisten
> > Amerikanern herbeigesehnten Politikwechsel glaubwürdiger vertreten als
> der
> > bereits 72jährige Kandidat der Republikaner.
> "Change you can Xerox", was? Stimmt schon, aber dafür ist McCain höher
> angesehen, was den Umgang mit den Themen an sich angeht.
Und McCain hat (im Moment noch) halt das Image des Mavericks, der kein Sklave der Parteilinie ist. Problematisch jedoch, dass er (noch) keine eigene Linie hat, sondern nur Einzelpositionen zu verschiedenen Themen (s.o.).
> > 10. Last but not least: Obama verfügt über eine ebenso professionelle
> wie
> > inspirierte Wahlkampforganisation, die ihm nicht nur die notwendigen
> > finanziellen Mittel einbringen, sondern auch dafür sorgen wird, die
> > richtige Strategie zu fahren und die richtigen Themen zu setzen.
> Auch wahr. seine Fundraising Resultate und sein "ground game" sind grandios.
> Und er weiß das INternet einzusetzen, im Gegensatz zu McCain.
Ein Riesenvorteil. Noch größer wäre der, wenn sich auch die Hillary-Fans einreihen würden. Die langen Vorwahlen hatten halt auch ihr Gutes: Obama hat in allen fünfzig Staaten schon ne schlagkräftige, kampferprobte Organisation, McCain nicht. Und Obama ist hart geprüft worden, was die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass es im Oktober noch ne unangenehme Überraschung gibt. Wäre Hillary schon im März ausgestiegen, hätte man vielleicht kaum über Wright diskutiert und das Thema wäre drei Wochen vor der Wahl auf den Tisch gekommen. Stattdessen wurde es schon weidlich breitgetreten, Obama hat sich aus der Kirche zurückgezogen: Ein Schaden bleibt wahrscheinlich, aber als Wahlkampfbombe taugt es nicht mehr. Die Reps haben bei der jüngsten Senatswahl in Louisiana endlos auf der Unterstützung des lokalen Kandidaten für Obama rumgehackt und Wright thematisiert; sie haben trotzdem in einer ihrer Hochburgen klar verloren.
McCain dagegen ist in einem Monat vom kaum beachteten Außenseiter zum Spitzenkandidaten avanciert und ist danach aus den Medien verschwunden; er wurde nicht so hart geprüft. Es wird auch daran liegen, dass seine Botschaft noch nicht die nötige Klarheit hat.
> Es wurde schon gesagt, die Demokraten seien momentan gespalten. Stimmt
> natürlich, wenn man sich die beiden Hauptdarsteller anschaut. Meiner
> Meinung nach sind die Reps aber auch kein Musterbeispiel für Einigkeit. Bei
> denen liegt's allerdings weniger an der Person des Spitzenkandidaten: Die
> meisten haben wohl mittlerweile eingesehen, dass McCain der einzige Kandidat
> ist, der die Wahl vielleicht noch wuppen kann. Hätten sie Huckabee oder
> Romney nominiert, würden wir hier wahrscheinlich nur noch über das Ausmaß
> der Klatsche diskutieren. Aber ideologisch scheint mir die alte
> Reagan-Koalition auseinanderzufallen.
right on!
mit erstaunen habe ich die letzten gop-primaries zur kenntnis genommen.
oft bekam "der kandidat" nur knapp 3/4 der stimmen, selbst dann, wenn nur ein - im republikanischen sinne sicherlich - verrückter gegenkandidat wie ron paul zur wahl stand.
mccain ist wahrlich nicht unumstritten.
allerdings, wie du zurecht feststellst, der focus der presse wurde mehr auf die demokraten gelegt. das hickhack dort war einfach interessanter. wenn clinton morgen aufgibt, könnte sich das blatt allerdings wenden...
//Zustimmung vom Gruenen, ist denn schon Adventszeit?//
Noch ein paar kleine Nachträge: Wenn man sich die Reden Obamas und McCains vom Dienstag anschaut, sieht man (neben einem sehr ungleich ausgeprägten Redetalent) einen großen Unterschied: Obama ging zwar auf McCain ein ("Toller Typ, aber politisch fast identisch mit Bush"), entwarf dann aber relativ lang und breit eine Vision für Amerika. McCain konzentrierte sich fast ausschließlich auf Obama; oft fielen die Worte: "That's not change we can believe in." Auseinandersetzung mit dem Gegner schön und gut, aber ohne eigene Vision wird es auch nicht gehen. Die muss er noch entwickeln.
Bleibt die Frage, wer sich die Konfusion bei den Republikanern eventuell zu Nutzen machen könnte. Ron Paul hat ja (unverständlicherweise) nicht versucht, aufs Ticket der Libertarian Party zu kommen, stattdessen tritt für die jetzt Bob Barr an. Der war mal republikanischer Kongressabgeordneter für Georgia und könnte vom Profil her der GOP die eine oder andere Stimme abjagen:
- Kriegskritiker,
- gesellschaftspolitisch konservativ (gegen Homo-Ehen),
- engagiert sich für Bürgerrechte,
- fiskalisch konservativ.
Vielleicht könnte Barr der Ralph Nader dieser Wahl werden. Von der Wahllandkarte her interessant: Barr stammt aus einer Region, in der Obama auf einen Sieg in zwei traditionell republikanischen Staaten hofft; die Libertarians als Partei sind vor allem im ebenfalls interessanten Mittleren Westen erfolgreich (in Maßen natürlich - bestes Ergebnis 2004: 0.73% in Indiana).
Mehr dazu hier, da und dort:
www.fivethirtyeight.com/search/label/libertarians
www.reason.com/news/show/126201.html
www.ajc.com/opinion/content/metro/stories/2008/04/05/barr_0406WEB.html
Vorschlag am Rande: Man könnte die "Andere"-Aktie sogar splitten in "Bob Barr" / "Cynthia McIrgendwas" (wahrscheinliche Spitzenkandidatin der Grünen) / "Nader" und "Andere".
//In dem Fall vergesst meine obigen Bemerkungen bitte umgehend, damit ich noch ein paar billige Libertarian-Aktien abgreifen kann...//
Ein Post, der einen weiteren Kandidaten für die Vizepräsidentschaft ins Spiel bringt: Brian Schweitzer, demokratischer Gouverneur von Montana. Klingt nicht ganz unplausibel:
www.fivethirtyeight.com/2008/06/on-brian-schweitzer-as-vp.html
Und Hillary soll am Samstag wohl doch endlich abtreten - gestern haben ihr ihre Freunde in der Partei wohl ziemlich unmissverständlich gesteckt, dass die Zeit reif ist:
www.politico.com/blogs/bensmith/0608/ABC_Clinton_to_drop_out_Friday.html
Ein weiterer Artikel fragt, ob sie ne gute VP-Kandidatin wäre:
www.politico.com/news/stories/0608/10856.html
Zwei hübsche Zitate:
- If Hillary has baggage, Bill is a Samsonite factory.
- Being the vice president is not that bad a job. In very different ways, Al Gore and Dick Cheney made the job meaningful by carving out their own niches. (Gore’s niche: the environment. Cheney’s niche: running the country.)
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Important elections in 2023
Several state elections in Germany and Austria
Presidential election in the Czech Republic
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