Midterm-Elections 2010

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  • RE: Die radikale Präsidentschaft

    quaoar, 23.09.2010 23:31, Reply to #37
    #41

     

    nur hat sich halt die welt verändert und die gewichtung der einzelnen gremien hat sich verändert (z.b. hat die bundesebene viel macht gewonnen - einfach dadurch dass die welt vernetzter wurde und aussenpolitik/wirtschaftspolitik angewichtung gewonnen hat)

     

    Sicher hat der Präsident durch das größere Gewicht der Außenpolitik und seine weitgehenden Befugnisse, vor allem im diplomatischen Bereich, an Bedeutung gewonnen.

    Allerdings auch nur begrenzt. Sah man zB kürzlich an der Senatsabstimmung über die Klimaschutzmaßnahmen: Obamas Vorstoß wurde glatt abgelehnt.

    Zeigt: Der Präsident kann zwar diplomatisch einiges versprechen, und sogar Verträge aushandeln, aber zu Hause durchsetzen kann er's dann oft nicht.

    Vor allem aber bedroht das außenpolitische Gewicht des Präsidenten nicht die US-Verfassungsordnung, um die's hier ja ging. Der Präsident kann damit seine Befugnisse gemäß Verfassung nicht ausweiten.

     

    das einfachste beispiel ist krieg

    krieg kann nur (vereinfacht gesagt) der kongress erklären

    der präsidenz hat damit nichts zu tun

    :-) so sieht es die verfassung !!!!

     

    in realität darf der präsident als oberbefehlshaber die truppen hinschicken wo immer er will.

     

    Ja und Nein. Krieg kann natürlich weiterhin nur der Kongress erklären.

    Der Irak- und der Afghansitan-Krieg sind dafür _keine_ Gegenbeispiele, die wurden ja offiziell erklärt.

    Ein Gegenbeispiel wäre der Vietnam-Krieg, der unerklärt statt fand. Ging auch prompt schief.

    Das Problem des Präsidenten ist, dass er als Commander in Chief die Truppen zwar theoretisch beliebig einsetzen kann. Sobald das aber zusätzliches Geld kostet, hat der Kongress die Hand auf dem Budget. Somit beschränken sich die eigenständigen Möglichkeiten des Präsidenten eigentlich auf Interventionen, die er aus dem laufenden Budget finanzieren kann.


    Deshalb bemühte sich Bush im Fall Irak und Afghanistan ja so um offizielle Kriegserklärungen (und erreichte sie auch): Weil man in Vietnam eben gesehen hat, dass die unerklärten "Interventions"-Kriege schief gehen.Die Bevölkerung steht nicht dahinter, die Medien sind dagegen, ständig fehlt das Geld... Ist nicht zu machen.

    Also, Du hast schon recht, klarerweise ist die Bedeutung des Präsidenten durch die enorme Aufrüstung nach 1941 und dank seiner Befugnsise als Oberbefehlshaber gewachsen. Aber eben auch nur begrenzt.


    Und wieder bedroht das nicht das innere Gleichgewicht der US-Verfassung.


    Die Entwicklung hat große Bedeutung für die Welt, sozusagen. Wir alle, außerhalb, sind durch die US-Außen- und Militärpolitik stark betroffen. Für die Welt außerhalb der USA ist der US-Präsident enorm viel wichtiger geworden.

    Aber nicht US-intern. Da hat sich an der Position der Präsidenten nicht so gar viel geändert. Er ist in ein recht enges Korsett von Kontrollen und Beschränkungen eingezwängt, sobald die Dinge "größer" werden. Also die exekutive Größenordnung überschreiten. Daran hat sich nix geändert

    Man sieht das von außerhalb der USA verzerrrt.

  • RE: Die radikale Präsidentschaft

    Wanli, 24.09.2010 07:51, Reply to #41
    #42

    Das Problem des Präsidenten ist, dass er als Commander in Chief die Truppen zwar theoretisch beliebig einsetzen kann. Sobald das aber zusätzliches Geld kostet, hat der Kongress die Hand auf dem Budget. Somit beschränken sich die eigenständigen Möglichkeiten des Präsidenten eigentlich auf Interventionen, die er aus dem laufenden Budget finanzieren kann.

    Das ist zwar richtig, Du übersiehst dabei aber einen entscheidenen Unterschied zwischen der Verabschiedung eines Haushalts (unter anderem nötig, um Kriege zu finanzieren) und anderen Gesetzesvorhaben. Zwar benötigen alle eine einfache Mehrheit im Senat, doch bei letzteren kann eine Minderheit von mindenstens 41 Senatoren verhindern, dass überhaupt eine Abstimmung durchgeführt wird - der sogenannte Filibuster. Für normale Gesetzesvorhaben liegt die Mehrheit im Senat also de facto bei 60 Senatoren; für den Haushalt gilt das aber nicht, da ist wirklich nur eine einfache Mehrheit vonnöten (notfalls, eine gewisse Kompromissbereitschaft der Regierung vorausgesetzt, ist nicht mal die nötig, wenn die Regierung das Repräsentantenhaus kontrolliert). Innenpolitische Reformen sind also tatsächlich deutlich schwerer im Parlament durchzusetzen als die Finanzierung etwa von Kriegen.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Filibuster_in_the_U.S._Senate

    Die jetzige Regierung hatte zur Beginn ihrer Amtszeit tatsächlich genau 60 Senatoren ihrer Partei (eine ziemlich seltene Konstellation). Trotzdem bedeutete das Fehlen einer Fraktionsdisziplin im europäischen Sinne und die Herkunft mancher Senatoren aus eher konservativen Staaten, dass die "Filibuster-sichere" Mehrheit nur schwer zu erreichen war. Dazu kommt, dass der Senat von den Verfassungsvätern zwar als Club von unabhängigen Gentlemen gedacht war, heute aber gerade die republikanische Opposition einen knallharten Verweigerungskurs fährt - kompromissbereite republikanische Senatoren wie Olympia Snowe aus Maine müssen damit rechnen, bei den nächsten Vorwahlen von einem Hardliner herausgefordert und besiegt zu werden (ist gerade zum Beispiel Bob Bennett aus Utah widerfahren). Die Opposition nicht kompromissbereit, ein Teil der eigenen Leute aus Sorge um ihren Sitz nicht willens, politische Risiken einzugehen, dazu die Notwendigkeit, 60% des Senats auf ihrer Seite zu haben: Das macht es so schwierig für eine Regierung, überhaupt Reformen anzupacken. Kriege sind da einfacher zu führen.

  • RE: Die radikale Präsidentschaft

    quaoar, 24.09.2010 13:40, Reply to #42
    #43

     

    Das Problem des Präsidenten ist, dass er als Commander in Chief die Truppen zwar theoretisch beliebig einsetzen kann. Sobald das aber zusätzliches Geld kostet, hat der Kongress die Hand auf dem Budget. Somit beschränken sich die eigenständigen Möglichkeiten des Präsidenten eigentlich auf Interventionen, die er aus dem laufenden Budget finanzieren kann.

    Das ist zwar richtig, Du übersiehst dabei aber einen entscheidenen Unterschied...

     

    Nope, übersehe ich nicht. Ist hieramtlich bekannt. Smile

    Es hat aber mit unserer Frage nichts zu tun.

    Diese lautete: Ist die Verfassungsordnung gefährdet (die These caros), und zwar dadurch, dass der Präsident als Comander in Chief eine vergleichsweise freie Hand beim Einsatz der US-Militärmacht hat (die These saladins)?

    Meine Einschätzung dazu lautet: Nein.

    Weil A.) die freie Hand des Präsidenten dabei nicht so weit geht, wie gerüchteweise kursiert. Er benötigt für eine Kriegserklärung eine Mehrheit in beiden Häusern (oder für die Kriegserklärung nur im Senat?) und für das Kriegs-Budget jedenfalls eine Mehrheit in beiden Häusern.

    Die Freiräume des Präsidenten beschränken sich damit auf kleinere Interventionen, die er aus dem laufenden Budget finanzieren kann. - "Kleiner" natürlich aus Sicht der USA. Aus Sicht des betroffenen Landes kann das durchaus einen veritablen Krieg darstellen. Das hat aber bloß mit der Größe er USA zu tun, und bedroht evtl den Weltfrieden. Nicht aber die Verfassungsordnung der USA.

    Und weil B.) der Präsident eben nicht in der Lage ist, die USA schnell mal in einen nicht erklärten Krieg hinein zu treiben, der ihm dann Gelegenheit gäbe, die Verfassungsordnung auszuhebeln (die These saladins, die ja in Europa weit verbreitet ist). Das klappt nicht.

     

    Die D-Anti-Militaristen übersehen immer, dass die Bush-Kriege Irak und Afghanistan keineswegs gegen die US-Vergfassungordnung oder unter deren Beugung geführt werden/wurden. Im Gegenteil: Beide wurden vom Kongress mit überwältigender Mehrheit (ca. 90%) erklärt, und hatten auch eine ähnliche Unterstützung in der Bevölkerung. (Irak allerdings möglicherweise nur dank des Massenvernichtungswaffen-Schmähs.)

    Der beharrliche und leicht dümmliche Irrtum der deutschen gutmenschlichen Intellektuellen besteht darin, zu glauben, dass jeglicher Krieg immer nur unter Aushebelung der Verfassungsordnung geführt werden kann. Weil das ja laut D-Grundgesetz tatäschlich so ist.

    (Deshalb kann man sehr berechtigt diskutieren, ob der dt. "Einsatz" in Afghanistan nicht die D-Verfassungsordnung beugt. - Sollte es sich nämlich in Wahrheit um einen Krieg handeln, wäre das tatsächlich eine Verletzung des GG. Deshalb hat die Fischer-Schröder-Regierung das ja in "Einsatz" umbenannt. Ist es hingegen ein Krieg, ist ja die gesamte damailige rot-grüne Regierung schwer strafbar (wegen "Führung eines Angriffskriegs") und müsste eingeknastet werden. (Was - btw - imo der Fall ist, der grüne Obermilitarist Fischer allen voran. Der hat ja zusätzlich noch den Angriffskrieg gegen Serbien zu verantworten.))


    Das ist aber nicht überall so. Der US-Verfassung ist ein vergleichbares "Kriegsverbot" völlig fremd. Die bloße Tatsache eines Kriegs hebelt dort keineswegs die Verfassungsordnung aus.


    PS: Ebenso ist die US-Bevölkerung keinesfalls so pazifistisch, wie das der deutsche Gutmensch gern hätte. Der Durchschnitts-Ami sieht militärische Aktionen durchaus als probates Mittel an, Ärgernisse aus der Welt zu schaffen, wenn's denn anders nicht geht.

     

    Das macht es so schwierig für eine Regierung, überhaupt Reformen anzupacken. Kriege sind da einfacher zu führen.


    Da hast natürlich recht.

    Ein US-Präsident tut sich bei weitem leichter, den benötigten "Erfolgsnachweis" durch kleinere militärische Abenteuer ("kleiner" aus Sicht der USA, siehe oben) zu erbringen, als durch innenpolitische Reformen. Die er ja grundsätzlich nur in homöopathischen Dosen durchbringt. - Darin besteht ja die US-Verfassungsordnung: Der Präsident _soll_ keine normative, also gesetzgeberische Macht haben. Und er hat sie tatsächlich nicht.

    Trotzdem tritt alle vier Jahre einer an mit großartigen Versprechungen, ab sofort werde alles anders. (Siehe: "Yes we can".) Das klappt aber dann nie, zu Recht, weil er eben aufgrund der Verfassungsordnung diese Macht nicht hat und nicht haben soll. Das routinemäßige Scheitern sämtlicher Prädidenten seit 1776 mit ihren innenpolitischen Programmen (mit der einzigen Ausnahme Roosevelts, der wirklich was weiter brachte) _entspricht_ der Verfassungsordnung.

    So verlegen sich die US-Präsidenten halt gern aufs Militärische, wo sie eher was zustande bringen. - Dank größerer Befugnisse.

    Das ist angesichts der Größe und des schieren militärischen Potentials der USA für den Rest der Welt zwar etwas unangenehm: Man kann da schnell in Grund und Boden bombardiert sein, bevor man noch richtig hingeschaut hat, siehe zB Saddam. Es bedroht aber nicht die US-Verfassungsordnung.

     

    Oder anders gesagt: Wenn es für die US-Regierung schwierig bis unmöglich ist, Reformen anzupacken, dann widerspricht das nicht der US-Verfassung, im Gegenteil, es entspricht ihr präzise. Die Regierung soll keine Reformen anpacken. Sie soll sich aufs Administrieren beschränken. Reformen obliegen einzig dem Kongress, dem gewählten Parlament. So will es die US-Verfasung. Und gerade das weitläufige Scheitern Obambis zeigt, dass sie funktioniert

    Das ist eben anders als in Europa, wo die Regierungen aus einer unseligen Vergangenheit heraus ja noch immer stark monarchistische und/oder faschistoide Vollmachten haben. Siehst ja in D: De facto beschließt der Kanzler (mit dem Vizekanzler im Fall einer Koalition) die Gesetze nahezu im Alleingang. Der BT ist ja wenig mehr als ein Vollzugsorgan. In Ö ist es etwas, aber nicht viel besser. In der EU ist alles noch viel schlimmer.

    Anders in den USA, wo Gesetze nicht nur showhalber, sondern wirklich vom gewählten Parlament beschlossen werden. Präsident/Regierung haben dort nicht mal ein Initiativrecht (Antragsrecht). Das ist eben Demokratie und Gewaltenteilung.

  • RE: Die radikale Präsidentschaft

    saladin, 24.09.2010 16:07, Reply to #43
    #44

    du schreibst mir da eine these zu die ich gar nicht aufgestellt habe ;-)

     

    die verfassungsinterpretation verändert sich im lauf der zeit (nonanet)

    welche spielräume gesehen werden und welche tatsächlich bis an ihre grenzen ausgereizt werden ist auch von der epoche abhängig

    aussenpolitisch ist der präsident (heute-war früher anders) primus - solange es keine verträge oder gesetze braucht

    (also solange er niemanden fragt kann er praktisch machen was er will - budget ist wurscht bei kriegen - erst werden truppen entsendet und wenn geld alle ist:"lasst unsere truppen nicht allein")

     

    innenpolitisch ist die sache anders (auch wenn da sich seine rolle im laufe der zeit auch geändert hat, mehr noch hat sich aber die machtverteilung bund-bundesstaaten geändert)

     

    aber z.b. bush hat seine agenda durchgebracht indem er senat/h.of reps medial vor sich hergetrieben hat

    das hat o. versäumt und die dems bekommen jetzt die rechnung dafür

    (wer streitet wird bestraft - irgendwie bekannt oder?)

  • RE: Die radikale Präsidentschaft

    Wanli, 24.09.2010 16:08, Reply to #43
    #45

    Einem Großteil Deines Posts kann ich inhaltlich absolut zustimmen, wenngleich mich der Ton doch bisweilen stört. Meiner Meinung nach gehört das Wort "Gutmensch" beispielsweise auf den Index, da es das Gegenüber ja von vornherein herabwürdigt. Ich als "realistischer Gutmensch" lass mich mit Vergnügen auf inhaltlich interessante Debatten ein, zerpflück' meine Argumente meinetwegen nach Herzenslust, aber von vornherein als naives Dummerchen mag ich nicht tituliert werden. Und "Obambi" scheint mir auch mehr der Sprachgebrauch zu sein, der auf Obama-Hass-Seiten wie "Politically Incorrect" gepflegt wird und irgendwie etwas stumpf ist.

    Inhaltlich Probleme hab ich vor allem mit Deinen letzten Absätzen:

    Oder anders gesagt: Wenn es für die US-Regierung schwierig bis unmöglich ist, Reformen anzupacken, dann widerspricht das nicht der US-Verfassung, im Gegenteil, es entspricht ihr präzise. Die Regierung soll keine Reformen anpacken. Sie soll sich aufs Administrieren beschränken. Reformen obliegen einzig dem Kongress, dem gewählten Parlament. So will es die US-Verfasung. Und gerade das weitläufige Scheitern Obambis zeigt, dass sie funktioniert

    Das ist eben anders als in Europa, wo die Regierungen aus einer unseligen Vergangenheit heraus ja noch immer stark monarchistische und/oder faschistoide Vollmachten haben. Siehst ja in D: De facto beschließt der Kanzler (mit dem Vizekanzler im Fall einer Koalition) die Gesetze nahezu im Alleingang. Der BT ist ja wenig mehr als ein Vollzugsorgan. In Ö ist es etwas, aber nicht viel besser. In der EU ist alles noch viel schlimmer.

    Anders in den USA, wo Gesetze nicht nur showhalber, sondern wirklich vom gewählten Parlament beschlossen werden. Präsident/Regierung haben dort nicht mal ein Initiativrecht (Antragsrecht). Das ist eben Demokratie und Gewaltenteilung.

    Klar, Politologen werden einen Unterschied machen zwischen einer Verfassungsordnung wie der britischen (auch "Wahldiktatur" genannt, weil Regierung und Parlamentsmehrheit ja praktisch identisch sind) und der amerikanischen, wo Legislative und Exekutive getrennt gewählt werden. In der Praxis ist es aber doch so, dass amerikanische Präsidenten durchaus mit innenpolitischen Reformen in Verbindung gebracht werden. Vater der Sklavenbefreiung ist und bleibt Lincoln, auch wenn über die notwendige Verfassungserweiterung (dreizehntes Amendment) natürlich nicht er, sondern der Kongress abstimmte. Praktisch hat Lincolns Regierung aber die notwendige Vorarbeit geleistet und die Mehrheiten organisiert. Das Gleiche gilt für Theodor Roosevelts Anti-Trust-Gesetzgebung, die wichtige Lobbyarbeit Woodrow Wilsons für die Einführung des Frauenwahlrechts (neunzehntes Amendment) oder Lyndon B. Johnsons Bürgerrechtsgesetzgebung. In allen diesen Fällen spielte die Exekutive ne wichtige Rolle bei der Vorbereitung der weitrechenden Reformgesetzgebung, obwohl die Entscheidung letztendlich im Parlament fiel - aber das ist in Deutschland ja auch so, Gesetzesvorhaben der Regierung werden erst nach der Abstimmung im Bundestag Gesetz. So diametral entgegengesetzt, wie Du es hier behauptest, ist die Verfassungswirklichkeit in den Staaten und in Europa also nicht (obwohl ein Scheitern von Regierungsvorhaben im Parlament natürlich in den Staaten öfters vorkommt als etwa in Großbritannien). Und der Regierung in Deutschland (oder Österreich) faschistoide Vollmachten zu unterstellen, ist so polemisch, dass es einfach nur Unsinn ist. Die faschistoide Ära in Deutschland begann mit einem Ermächtigungsgesetz; in der Bundesrepublik wohl kaum möglich (weil verfassungswidrig).

    In der Vergangenheit gab es wie gesagt in den Staaten durchaus weitreichende innenpolitische Reformen, heute sind sie deutlich schwieriger durchzubringen - das ist, würde ich mal behaupten, Fakt. EIN Grund sicher ein schleichender Wandel in der Auslegung der Verfassungsordnung (die durchaus nicht so in Stein gemeißelt ist, wie Du es behauptest): Früher waren Filibuster eine absolute Ausnahme (wie oben schon mal erwähnt: Senatoren in Windeln, die 24 Stunden am Stück unter anderem über Keksrezepte sprachen). Heute kommen Filibuster ständig vor, so dass man schon von einem Wandel sprechen kann: Einst lag die Mehrheit im Senat bei 50 Senatoren (plus dem Vizepräsidenten - der darf ja bei einem Patt entscheiden, was bei einer strikten Trennung von Exekutive und Legislative auch kaum der Fall wäre), heute liegt sie bei 60. Eine sehr hohe Zahl, die bedeutet, dass die Bürger nicht für eine einfache Mehrheit ihrer Wunschpartei im Senat sorgen müssen, um ihre Anliegen umgesetzt zu sehen, sondern für eine Super-Majority. Eine entschlossene Minderheit kann eine Umsetzung des Mehrheitswillens verhindern. Das finde ich nicht besonders demokratisch.

    Und zur Mär von der perfekten Gewaltenteilung ein Nachsatz: Wer ernennt denn die Richter am Obersten Gerichtshof? Vom Himmel fallen die ja nicht. Wenn man sich das unwürdige Gewürge jüngst um die Berufung von Frau Sotomayor anschaut, ob das so zum Vorbild taugt?

  • RE: Die radikale Präsidentschaft

    carokann, 24.09.2010 16:26, Reply to #45
    #46

    wenngleich mich der Ton doch bisweilen stört. Meiner Meinung nach gehört das Wort "Gutmensch" beispielsweise auf den Index, da es das Gegenüber ja von vornherein herabwürdigt. Ich als "realistischer Gutmensch" lass mich mit Vergnügen auf inhaltlich interessante Debatten ein, zerpflück' meine Argumente meinetwegen nach Herzenslust, aber von vornherein als naives Dummerchen mag ich nicht tituliert werden. Und "Obambi" scheint mir auch mehr der Sprachgebrauch zu sein, der auf Obama-Hass-Seiten wie "Politically Incorrect" gepflegt wird und irgendwie etwas stumpf ist.

    Ich hatte an anderer Stelle ja die Einschätzung einer Interessenvertretung von Journalisten gepostet.  Du bringst es auf den Punkt.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Gutmensch

    <h2>Verwendung in der Politik [Bearbeiten [wikipedia.org]]</h2>

    Mit unterschiedlicher Absicht und Häufigkeit wird der Begriff im gesamten politischen Spektrum verwendet; als ideologisch besetzter Kampfbegriff in der Auseinandersetzung mit (tatsächlichen und vermeintlichen) Vertretern einer „politischen Korrektheit“ aber vorwiegend im konservativen, rechtspopulistischen und rechtsextremen Bereich.

    Wie sagte ein notorischer "Gutmensch?"

    "Der Schoss ist fruchtbar noch...

    "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch." - Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. Hrsg. von D. G. Matthews. London: Methuen, 1981. S. 200.

  • RE: Die radikale Präsidentschaft

    gruener (Luddit), 24.09.2010 19:10, Reply to #46
    #47

    http://de.wikipedia.org/wiki/Gutmensch

    <h2>Verwendung in der Politik [Bearbeiten [wikipedia.org] [wikipedia.org]]</h2>

    Mit unterschiedlicher Absicht und Häufigkeit wird der Begriff im gesamten politischen Spektrum verwendet; als ideologisch besetzter Kampfbegriff in der Auseinandersetzung mit (tatsächlichen und vermeintlichen) Vertretern einer „politischen Korrektheit“ aber vorwiegend im konservativen, rechtspopulistischen und rechtsextremen Bereich.

    Wie sagte ein notorischer "Gutmensch?"

    "Der Schoss ist fruchtbar noch...

    "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch." - Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. Hrsg. von D. G. Matthews. London: Methuen, 1981. S. 200.

     

    wikipedia liefert eine weitgehende richtige beschreibung.

    der autor müht sich zudem, möglichst intellektuell zu klingen, und verfällt dabei leider schlussendlich in das klassische schubladendenken: kritik an der vorherrschenden meinung muss quasi per se einen rechten background haben.

    da "gutmensch" mittlerweile wirklich etwas inflationär gebraucht wird, plädiere ich für die einführung einer neuen begrifflichkeit, um das phänomen zu beschreiben: "anti-mephisto".

     

    ps: bertolt brecht ein gutmensch? ich weiß ja nicht...

  • RE: Die radikale Präsidentschaft

    quaoar, 24.09.2010 22:30, Reply to #44
    #48

     

    du schreibst mir da eine these zu die ich gar nicht aufgestellt habe ;-)

    Abbitte, wenn ich das getan habe. War keine Absicht, beruht auf einem Missverständnis.

     

    aber z.b. bush hat seine agenda durchgebracht indem er senat/h.of reps medial vor sich hergetrieben hat

    Eigentlich nicht. Was hat er durch gebracht?

    Insbesondere die ganze christliche Agenda, sein Hauptanliegen, mit der er ja antrat, blieb komplett unerledigt.

    Er brachte kein bundesweites Abteibungsverbot durch, keine Verankerung des Kreationismus in den Lerhplänen, keine finanzielle staatliche Förderung von evangelikalen Gruppen (eines seiner Hauptversprechen in beiden Wahlkämpfen 2000 ud 2004), die Pornographieverbote brachte er nur kleinweise durch den Kongress, und der spärliche Rest wurden dann vom Supreme Court kassiert, die Anti-Schwulen-Gesetze sind gescheitert... etc.

    Bushs Hauptagenda in beiden Wahlkämpfen war doch eine Rechristiansierung der USA und die Rückführung der Moral-Gesetzgebung auf den Stand "vor 68". Das ist komplett gescheitert.

    Also Bush ist definitv kein Beispiel eines Präsidenten, der viel von dem erreicht hätte, was er sich vorgenommen hatte. Gott sei Dank Smile, muss man sagen.

  • RE: Die radikale Präsidentschaft

    Wanli, 24.09.2010 23:20, Reply to #48
    #49
    Insbesondere die ganze christliche Agenda, sein Hauptanliegen, mit der er ja antrat, blieb komplett unerledigt.

    Richtig - wobei es von nem taktischen Standpunkt her auch gar keinen Sinn macht, das anzugehen. Diese "Hot-Button-Issues" lässt man (als Republikaner) doch besser ungelöst, dann kann man bis in alle Ewigkeit mit einem Knopfdruck die christliche Rechte zu den Urnen treiben. War in den letzten Jahren doch schön zu sehen: In diversen Staaten wurden zeitgleich mit wichtigen Wahlen irgendwelche Verfassungszusätze zur Abstimmung gestellt (eben solche Dinge wie die Schwulenehe betreffend), um die eigenen Schäfchen zu mobilisieren. Insofern wird jeder Politiker der GOP vor den Wahlen hier Versprechungen machen, um nach den Wahlen nichts zu tun. Bei den letzten Vorwahlen hat Huckabee (der nimmt diese Dinge ja tatsächlich ernst) sinngemäß gesagt, die christliche Rechte sei es leid, immer vor Wahlen zu Hundertausenden auszuschwärmen und im Wahlkampf Klinken zu putzen, dann aber keine Ergebnisse zu sehen oder gar selbst mal nen Präsidentschaftskandidaten zu stellen. Immer das Gleiche bei der GOP: Die christliche Rechte kriegt warme Worte, die Reichen kriegen Resultate.

    Fußnote mit Blick auf 2012: Gouverneur Mitch Daniels aus Indiana hat neulich einen "Waffenstillstand" in den Kulturkämpfen (um Abtreibung etc.) gefordert. Er hat jüngst auch geäßert, man könne Steuererhöhungen nicht für alle Ewigkeit ausschließen. Für beides wurde er aus den eigenen Reihen heftigst attackiert. Läuft sich da jemand warm, um als (vermutlich einziger) MODERATER Republikaner in die Vorwahlsaison zu gehen?

    Bushs Hauptagenda in beiden Wahlkämpfen war doch eine Rechristiansierung der USA und die Rückführung der Moral-Gesetzgebung auf den Stand "vor 68". Das ist komplett gescheitert.

    Also Bush ist definitv kein Beispiel eines Präsidenten, der viel von dem erreicht hätte, was er sich vorgenommen hatte. Gott sei Dank Smile, muss man sagen.

    Hm, neben dem Krieg, den Papa angefangen, aber für Sohnemanns Geschmack nicht gründlich genug beendet hatte, fallen mir noch die massiven Steuersenkungen ein, die nen großen Anteil daran hatten, Clintons Haushaltsplus in ein schwarzes Loch von Defizit zu verwandeln. Auch - und das von einem Republikaner - die Aushöhlung von Bürgerrechten an der Legislative vorbei (Wire Tapping). Da bleibt schon was, wenn auch nix Gutes.

  • RE: Die radikale Präsidentschaft

    saladin, 25.09.2010 00:14, Reply to #48
    #50

    was in den schulbüchern steht entscheidet nicht der bund

    da gibt es in den einzelnen bundesstaaten gewählte boards of education die das entscheiden

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