es liegt mir fern, grass als person zu verteidigen. auch worte über broder zu verlieren, ist müßig.
Es geht nicht um die handelnde Person, sondern um das von ihr entfachte Feuer, das nun großflächig einige jener initialisiert, die bisher geschwiegen haben: Geschwiegen bisher aus Angst, aus Betroffenheit, aus Mitläufertum, aus Opportunismus, um weiterhin gesellschaftliche und mediale Anerkennung zu bekommen - alles Facetten menschlichen Seins -
Mir geht dieser selbstgerechte Selbstdarsteller nue auf die Nerven
Das sind die
Worte einer Generation, die,
scheint es, vor vielen, vielen
Jahren gestorben ist, Zombies
seit Kriegstagen, und die sich
seither selbst erlösen will. Und
zwar über den Umweg Israel.
Das Problem bei diesem Gedicht ist
damit nicht, ob es gut ist oder schlecht,
das lässt sich leicht sagen. Das Problem
ist auch nicht, ob Günter Grass Antisemit
ist oder nicht, ich glaube das nicht. Das
Problem ist, dass Grass eine Art von
Vereinfachung vorführt, wie sie im
deutschen Denken verwurzelt ist und
auch von Teilen der Linken in den siebziger
Jahren praktiziert wurde – was
dann in der Konsequenz zu Antisemitismus
führen kann.
Grass jedenfalls hat, „gealtert und mit
letzter Tinte“, getan, was Grass eben tun
musste, weil er Grass ist. Und? Hat ihn
jemand daran gehindert?
Georg Diez SPIEGEL 15/12
Auch T. Nehls, WDR/ARD schlägt nun Ausweitung auf Friedensnobelpreis vor:
Angemessener Umgang und differenzierte Sichtweisen zu jenem Nobelpreisträger, der das Schweigen brach, setzen sich, wie Thomas Nehls vom WDR, ARD-Hauptstadtstudio beweist, nach und nach durch. Die Günter Grass Jagdgesellschaft wird einfach nicht mehr ernst genommen.
Tom Segev:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1722743/
Ich glaube, viele Länder haben so Schriftsteller, die als moralische Autorität angesehen werden, obwohl sie eigentlich nicht so viel wissen. Ich frage mich manchmal, wer ... Sagen wir, der israelische Amos Oz, wie oft unterhält der sich eigentlich mit dem Netanjahu dann, dass er in der Lage ist, so große, so klare Meinungen zu haben? Und so dachte ich auch vom Günter Grass, wann hat der sich eigentlich zum letzten Mal mit Herrn Ahmadinedschad unterhalten, damit er genau so wissen kann, wie es eigentlich steht mit dem iranischen Atom?
tschuldigung DP
Das Problem ist, dass Grass eine Art von Vereinfachung vorführt, wie sie im deutschen Denken verwurzelt ist und auch von Teilen der Linken in den siebziger Jahren praktiziert wurde – was dann in der Konsequenz zu Antisemitismus führen kann. Grass jedenfalls hat, „gealtert und mit letzter Tinte“, getan, was Grass eben tun musste, weil er Grass ist. Und? Hat ihn jemand daran gehindert?
Da hat er nicht ganz Unrecht, aber warum regen sich plötzlich so viele Leute, insbesondere plötzlich politisch korrekte Medien, über das bekannt pathetische Geschwafel eines Literaten auf, das sicherlich nicht antisemitisch (er spricht nicht mal von Juden) oder hetzerisch ist? Man kann annehmen, dass Grass nicht zu Unrecht einen (konventionellen) israelischen Erstschlag in Form von Bombardierungen befürchtet, welcher vom Iran konventionell gekontert werden würde. Da der Iran ebenso wie Israel ein hochgerüsteter Staat, mit treuen, militärisch höchst gefährlichen Vasallen wie der Hisbollah ist, kann sich das heftig hochschaukeln, wobei es bei einer Ausweitung des Krieges auf israelisches Gebiet durchaus zum Einsatz von Atomwaffen kommen könnte, wahrscheinlicher ist dann aber das militärische Eingreifen der USA.
Meiner Meinung nach hätte Grass einfach sagen sollen, dass er Angst vor einigen bescheuerten Kriegstreibern auf Seiten der rechtsradikalen israelischen Regierung hat, welche damit außenpolitisch von extremen innenpolitischen Problemen infolge ihrer asozialen neoliberalen Politik und korrupten Geschenken an illegale Siedler und religiöse Fanatiker ablenken möchte, und dass die deutsche Regierung in dieser Situation keine Atom-Uboote verschenken sollte. Das wäre in den Medien aber ebenfalls als einseitig und antisemitisch aufgefasst worden. Auch wenn viele das Gegenteil behaupten, eine wirklich deutliche Kritik an israelischer Politik ist in Deutschland nach wie vor ein Tabu. Es müssen auch nicht unbedingt Deutsche sein, die Israel sagen, was zu tun ist, aber wir müssen auch nicht beim weiteren Hochrüsten helfen und Aktionen politisch kritischerer Staaten zusammen mit den USA und Großbritannien international blockieren.
Netanjahu ok, es ist sein Job!
Aber Hochhuth und Reich-Ranicki begleitet von unbekannteren Claqueren, mit Beschimpfungen wie (tatsächlich!) Antisemitismus (ich hätte es nicht für möglich gehalten), dem Bezug auf seine lächerlich unbedeutende SS-Mitgliedschaft (interessant bei seiner Beurteilung ist schließlich nur sein Umgang damit), mit dem Griff ins ganz große Klo (ich schäme mich als Deutscher).
Wenn es nicht nur die eitlen alten Selbstdarsteller wären, die (peinlich, peinlich) die Schlachten von gestern, gegen die Gegner von vorgestern, mit den neuen (uralten) Zinnsoldaten schlagen (endlich, endlich kann mans dem Grass mal geben, ohne sich als neidischer Konkurrent zu zeigen), man müßte in die Schlacht ziehen für den bescheuerten Grass. Man müßte tatsächlich die Stigmatisierung einer Auseinandersetzung mit Israel, als antisemitisch, zurückweisen!
Aber so, aber so, "aber hier darf jeder machen was er will, im Rahmen der freiheitlich demokratischen Grundordnung, versteht sich"(FJD)! Auch dummschwätzen, denunzieren, Eitelkeiten ausleben und die Menschen mit diesem ganzen Scheiss belästigen, als ginge es tatsächlich um Politik!
Vor dreißig Jahren - im Kalten Krieg - hieß es (mitunter zurecht): Ein kluges Wort. Und schon bist du Kommunist.
Heutzutage - wo die Giutmenschen allerorts auf Kriegspfad sind - genügt eine Warnung gegen den Mainstream. Und schon bist du als Antisemit gebrandmarkt.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, einmal Grass verteidigen zu müssen. Den Grass, den ich nicht mag. Dessen Werke ich langweilig finde. Und das ist noch geschmeichelt. Jener Grass, der vermutlich gerne ein Thomas Mann gewesen wäre. Und den Mann doch nie erreicht hat. Nobelpreis hin - und her. Was wird man mir als Nächstes zugemutet?
Um es abzukürzen: Wenn Grass wegen eines einzigen (harmlosen) Gedichts in der Öffentlichkeit als Antisemit abgestempelt wird, dann möchte ich nicht verschont werden.
2011 hat es Lars von Trier in Cannes erwischt. 2012 nun Günter Grass. Die Einschläge häufen sich. Und der gutmenschliche Faschismus blüht und blüht und blüht ...
PS: Den alten Säcken ist um Ostern herum langweilig? Wen wundert's! Zu Ostern werden Eier gesucht. Aber wenn sich darum eh nichts mehr bewegt, wozu dann das ganze Eiersuchen?
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