USA: Vorwahlen der GOP 2012 (Jetzt geht's los!)

Beiträge 171 - 180 von 247
  • RE: USA: Rick Perrys Rekord

    carokann, 10.09.2011 01:28, Antwort auf #170

    http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,785298,00.html

    Edit 6.51 AM 100911

    Hier die Szene aus der Debatte:

    http://www.youtube.com/watch?v=mjmrf4ad4jk

    Rick Perry hält einen schaurigen Rekord - und er ist mächtig stolz darauf. "Ihr Staat hat 234 Todeszellen-Insassen hingerichtet", erinnerte NBC-Moderator Brian Williams den Gouverneur von Texas bei der Kandidaten-Debatte der Republikaner [spiegel.de] am Mittwoch. Damit habe Perry mehr Menschen exekutieren lassen "als sonst ein Gouverneur in modernen Zeiten".

    Bevor Williams aussprechen konnte, brandete Applaus durchs Auditorium. Einige Zuschauer pfiffen begeistert, als begrüßten sie den Killer-Rekord aus vollem Herzen. Nachdem Rick Perry [spiegel.de] versichert hatte, er habe keine Bedenken, auch mal Unschuldigen die Giftspritze zu versetzen, fragte Williams ihn, was er von dem Beifall halte. Perry grinste zufrieden: "Ich glaube, dass die Amerikaner Gerechtigkeit verstehen."

  • an texas´wesen wird die welt verwesen

    saladin, 10.09.2011 02:33, Antwort auf #171

    so schlimm das ist (staatlicher mord ist auch nur mord - und dass nicht nur viele unschuldige hingerichtet werden sondern dass die hautfarbe und das vermögen mehr einfluss auf die verhängung der todesstrafe als das tatsächlicher verbrechen haben...wer darauf auch noch stolz ist....)  hier eine andere schlagzeile des tages:

    http://orf.at/stories/2076439/

    Die „9/11-Kriege“ 250.000 Tote

    http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,785298,00.html

    Rick Perry hält einen schaurigen Rekord - und er ist mächtig stolz darauf. "Ihr Staat hat 234 Todeszellen-Insassen hingerichtet", erinnerte NBC-Moderator Brian Williams den Gouverneur von Texas bei der Kandidaten-Debatte der Republikaner [spiegel.de] [spiegel.de] am Mittwoch. Damit habe Perry mehr Menschen exekutieren lassen "als sonst ein Gouverneur in modernen Zeiten".

    Bevor Williams aussprechen konnte, brandete Applaus durchs Auditorium. Einige Zuschauer pfiffen begeistert, als begrüßten sie den Killer-Rekord aus vollem Herzen. Nachdem Rick Perry [spiegel.de] [spiegel.de] versichert hatte, er habe keine Bedenken, auch mal Unschuldigen die Giftspritze zu versetzen, fragte Williams ihn, was er von dem Beifall halte. Perry grinste zufrieden: "Ich glaube, dass die Amerikaner Gerechtigkeit verstehen."

  • USA: Rick Perry und die Todesstrafe

    Wanli, 10.09.2011 09:56, Antwort auf #171

    Am Spiegel nervt, dass im Interesse einer runden Story gern mal Fakten zurechtgebogen werden:

    Nachdem Rick Perry [spiegel.de] [spiegel.de] versichert hatte, er habe keine Bedenken, auch mal Unschuldigen die Giftspritze zu versetzen, fragte Williams ihn, was er von dem Beifall halte. Perry grinste zufrieden: "Ich glaube, dass die Amerikaner Gerechtigkeit verstehen."

    Es kann sich natürlich jeder überzeugen, dass Perry sich nicht so geäußert hat; auch das zufriedene Grinsen ist wohl eher der Fantasie des Spiegel-Journalisten entsprungen.

    Natürlich ist Perrys Umgang mit der Todesstrafe abscheulich, wenn auch im exekutionsfreudigen Texas nicht allzu ungewöhnlich; schade, dass man ihn bei der Debatte nicht explizit nach einem Fall gefragt hat, der ihn in besonders schlechtem Licht zeigt: 2004 ließ Perry einen gewissen Cameron Todd Willingham hinrichten, obwohl zu dem Zeitpunkt schon große Zweifel daran bestanden, dass der Mann tatsächlich seine drei Töchter umgebracht hatte. 2009 sollte sich dann die staatliche Texas Forensic Science Commission den Fall noch einmal überprüfen; Perry tauschte daraufhin drei Mitglieder des Gremiums aus, es folgte ein mildes Urteil der solcherart gesäuberten Kommission: Zwar seien die forensischen Methoden, die zum Schuldspruch geführt hatten, heute nicht mehr zeitgemäß, doch den Willingham-Fall hat man nicht mehr explizit kommentiert. Einen möglicherweise Unschuldigen hat Perry also erst hinrichten lassen und dann alles getan, um eine Aufklärung zu verhindern.

    Das wirklich Traurige ist aber, dass so etwas einen Großteil der Republikaner kaum stören wird. Cry

    http://www.chicagoreader.com/Bleader/archives/2011/08/16/rick-perry-cameron-todd -willingham-and-the-death-penalty

    http://en.wikipedia.org/wiki/Cameron_Todd_Willingham

  • RE: USA: Rick Perry und die Todesstrafe

    SoulSupport, 10.09.2011 10:44, Antwort auf #173

    Wanli, hast du vielleicht einen Link für eine seite, bei der ich mir die Debatte anschauen kann?

  • USA: Link zum Debattenvideo

    Wanli, 10.09.2011 12:11, Antwort auf #174

    Ei sicher:

    http://www.2012presidentialelectionnews.com/2011/09/video-watch-the-full-reagan- library-republican-debate/

    Wurde in der Presse als die bislang beste Debatte bezeichnet, gleich zu Beginn ein netter Schlagabtausch zwischen Romney und Perry. Cool

    Der nächste Showdown steht aber schon vor der Tür, am Montag stehen die gleichen Kandidaten wieder zusammen auf der Bühne, diesmal in Florida und von CNN übertragen:

    http://www.2012presidentialelectionnews.com/2011/09/cnn-confirms-candidates-for- september-12th-tea-party-gop-debate/

  • USA: Umfrage / nächster Schlagabtausch / Pawlenty für Romney

    Wanli, 12.09.2011 14:37, Antwort auf #175

    Am Tag der nächsten Fernsehdebatte, aus Tampa / Florida übertragen von CNN und mitorganisiert von einem Tea-Party-Dachverband, steht Perry weiterhin gut da; die Zahlen der jüngsten Umfrage:

    Perry 32

    Romney 21

    Paul 13

    Alle anderen einstellig.

    Weitere Ergebnisse:

    "Perry doesn't simply have the most support in a hypothetical ballot - he also tops the list of GOP candidates on every personal quality tested," adds [CNN Polling Director] Holland.

    Thirty-six percent, for example, see him as the strongest leader in the field, with Romney second at 21 percent. According to the poll, 35 percent say Perry is the Republican candidate most likely to get the economy moving again, with Romney in second at 26 percent.

    Nearly three in ten say that Perry is the candidate who is most likely to fight for his beliefs, with Palin in second place at 23 percent and, significantly, Romney in a distant tie for fourth at just 11 percent.

    But Perry's biggest strength may be the electability factor, with 42 percent saying he has the best chance of beating Obama next year. Some 26 percent say Romney has the best chance of defeating the president.

    "That may go a very long way toward explaining his rise in the polls, since three-quarters of all Republicans say they would prefer a candidate who can beat President Obama over one who agrees with them on major issues," says Holland.

    The poll indicates that Perry doesn't fare quite as well on issues. Only 26 percent say he is the Republican hopeful who is most likely to agree with them on the issues. That's good enough for the top spot on that measure, too, but it's a far cry from the low 30s and high 40s Perry pulls on electability and leadership.

    Perry's biggest Achilles heel may be the likeability factor. Only one in four say he is the most likable GOP candidate out there, his lowest mark on the six items tested.

    Romney typically finishes second to Perry on those measures, but it's worth noting that only 15 percent say he is most likely to agree with them on issues and only 11 percent say Romney is most likely to fight for his beliefs.

    http://politicalticker.blogs.cnn.com/2011/09/12/new-cnn-poll-perry-on-top-when-i t-comes-to-electability/

    Derweil ist zu erwarten, dass heute die Zukunft der Sozialversicherungssysteme (die Perry in ihrer jetzigen Form als Betrug an der jüngeren Generation gebrandmarkt hatte) eine große Rolle spielt; gerade im Rentnerstaat Florida werden die anderen Bewerber sich wohl zu Anwälten der Senioren aufschwingen, um den Texaner auszubremsen.

    http://hotlineoncall.nationaljournal.com/archives/2011/09/what-we-learned-74.php

    http://www.thedailybeast.com/articles/2011/09/11/michele-bachmann-has-opening-ag ainst-perry-with-cnn-s-tea-party-debate.html

    Derweil hat Tim Pawlenty - der ein oder andere mag sich noch an ihn erinnern - eine Wahlempfehlung für Romney abgegeben:

    http://politicalwire.com/archives/2011/09/12/pawlenty_endorses_romney.html

  • USA: Paul on Air / Jindal unterstützt Perry

    Wanli, 12.09.2011 21:51, Antwort auf #176

    Manchmal sind Wahlwerbespots ja doch ganz sehenswert, zum Beispiel dieser hier von Fans Ron Pauls, in dem gegen Perry und Romney geschossen wird. Wer mal eine Debate gesehen hat, weiß, was für eine sonderbare - und für viele Leute höchst charismatische - Erscheinung dieser leise und freundliche ältere Herr ist. Dazu sein gewöhnungsbedürftiger, aber doch nicht ganz abwegiger Mix aus einem zunächst ziemlich links wirkenden Blick auf viele Probleme und den hardcore-libertären Lösungsansätzen (die er hoffentlich nie umsetzen darf). In den Medien kommt er weniger zur Sprache als Bachmann, obwohl die der jüngsten CNN-Umfrage zufolge nur halb so viele Fans an der Basis hat wie er (7 zu 13 Prozent), Präsidentschaftskandidat wird er auch nicht werden. Nehmt Euch zumindest die Minute und seht die Vorwahlen einmal aus der Perspektive von Paul und seinen Jüngern (der Werbespot wurde vom Paul-nahen "Revolution PAC" produziert):

    http://www.politico.com/news/stories/0911/63245.html

    Hat zwar direkt nix damit zu tun, aber den irrsten Werbespot eines republikanischen Vorwahlkampfes verlinkt man in dem Zusammenhang doch auch immer wieder gern:

    http://www.youtube.com/watch?v=KRY7wBuCcBY


    Schließlich freut sich die New Republic auf die heutige Debatte, insbesondere über einen wahrscheinlichen Fokus auf die amerikanischen Sozialsysteme - das sei genau das Thema, um das Obama seinen Wahlkampf aufziehen könne, indem er sich selbst als Erben der Sozialstaatspioniere Roosevelt und Johnson darstelle und den Kandidaten der GOP als Wiedergänger des marktradikalen Barry Goldwater:

    And the invisible primary’s focus on Social Security and Medicare is likely to become even more intense tonight, as the Republican candidates hold another debate in senior-rich Florida. Every moment they spend sparring over the New Deal and Great Society is a boon to Barack Obama. Even if the incumbent cannot win a referendum on his own presidency, he can win a competition between the ghost of Barry Goldwater and the ghosts of FDR and LBJ.

    http://www.tnr.com/article/politics/94762/perry-romney-obama-social-security-med icare


    EDIT: Romney konnte sich heute schon über eine Wahlempfehlung durch Pawlenty freuen (der gleich in sein Wahlkampfteam einsteigt und auch schon einen Auftritt mit ihm hatte), für Perry trommelt im Gegenzug nun der Gouverneur von Louisiana (und Hoffnungsträger der GOP) Bobby Jindal. Scheint langsam Zeit für viele republikanische Bigwigs zu sein, sich zu positionieren...

    http://politicalwire.com/archives/2011/09/12/jindal_will_endorse_perry.html

    GOP12 sinniert darüber, wer da den besseren Fang gemacht hat: Vermutlich Perry... Nach der Debatte werden beide - Jindal und Pawlenty - ihren Kommentar dazu abgeben.

    http://gop12.thehill.com/2011/09/bobby-jindal-endorses-perry.html

  • USA: Debattennachlese

    Wanli, 13.09.2011 06:08, Antwort auf #177

    Perry mal wieder unter Feier von allen Seiten; Romney attackierte ihn hart für seine Kommentare über die Sozialversicherungssysteme und stellte seine wirtschaftspolitischen Erfolge infrage, Bachmann und Sartorum hoben in ziemlich scharfer Form seine "Zwangsimpfung" junger Mädchen gegen Geschlechtskrankheiten hervor. Nachlese:

    WINNERS

    * Mitt Romney: Four debates. Four times Romney has wound up in the winner’s circle. It’s not a coincidence. Romney proved yet again that he is the best debater in this field with another solid performance in which he effectively downplayed his liabilities on health care and accentuated his strengths on jobs and the economy. Romney played more offense than he has in previous debates, taking the fight to Texas Gov. Rick Perry on Social Security. He also got a major assist from Rep. Michele Bachmann (Minn.) and former senator Rick Santorum (Pa.), both of whom relentlessly bashed Perry. But that’s how debates work. Romney also, smartly, ignored the tea party audience in the hall — who occasionally booed him — and focused his messaging on the much broader audience of people watching the debate on CNN. [...]

    LOSERS

    * Rick Perry: The frontrunner didn’t get it done tonight. After surviving the expected back and forth with Romney over Social Security, Perry seemed to let his guard down a bit when the subject turned to his executive order on the HPV vaccine. Big mistake. Bachmann lit into him and Santorum jumped on too. (Romney said nothing but had to be thrilled with the development.) Perry tried to emphasize that he was acting to save lives but it didn’t sell. Following that exchange, he looked flustered and missed a chance to go after Romney in a more meaningful way on health care. And Perry’s answer on illegal immigration drew boos from the audience. Looking for a silver lining for Perry? He demonstrated a willingness to clean up self-created messes on both Social Security and his “treasonous” remark about Federal Reserve Chairman Ben Bernanke.

    http://www.washingtonpost.com/blogs/the-fix/post/florida-republican-presidential -debate-winners-and-losers/2011/09/12/gIQAFKgHOK_blog.html

    http://www.politico.com/news/stories/0911/63331.html

  • USA: Wanlis Perlen der Weisheit / Arizona zieht Vorwahlen vor

    Wanli, 13.09.2011 20:20, Antwort auf #178

    http://www.politico.com/news/stories/0911/63357.html

    Wie steht es in der Wahlkampfschlacht um die republikanische Präsidentschaftskandidatur? Ich geb mal meine Einschätzung und würde mich freuen über weitere Meinungen von Euch. Gehen wir unsere Aktien mal der Reihe nach durch:

    Pawlenty: Vielleicht Vizepräsidentschaftskandidat, RAUS aus unserem Markt.

    Huntsman: Hätte vielleicht ne Chance gehabt, Feuer zu fangen, auch dank einer zunächst sehr wohlwollenden Medienberichterstattung, wenn Perry nicht ins Rennen gegangen wäre. Vielleicht hätte Überdruss angesichts eines blassen Favoriten Romney dazu geführt, dass sich vor allem moderate Republikaner einem frischen Gesicht zugewandt hätten, dann vielleicht ein Überraschungssieg in New Hampshire: Nicht wahrscheinlich, aber denkbar. So, wie sich das Rennen in den letzten Wochen entwickelt hat (der moderate Teil der Partei wird sich geschlossen hinter Romney stellen müssen, wenn man Perry stoppen will), scheint mir Huntsman raus zu sein, 0 Chancen auf die Kandidatur. Bei Intrade steht er immer noch bei 5,9%, ein absoluter Witz, der vielleicht die These des im Folgenden verlinkten Artikels stützt: Intrade sei als Prognoseinstrument bei Vorwahlen ziemlich wertlos, da kleine Außenseiter immer massiv überbewertet seien:

    http://www.tnr.com/article/politics/90371/intrade-and-jon-huntsman-president-odd s-republican-nomination

    Bachmann: Hat mMn auch keine Chance auf die Kandidatur - was nicht heißt, dass sie das Ergebnis der Vorwahlen nicht beeinflussen wird: Sie hat unzweifelhaft Potenzial im ersten Vorwahlstaat Iowa und generell am rechten Rand der Partei, auch wenn sie nach Perrys Antritt in den Umfragen enorm verloren hat. Sie kann ihn aber weiter von rechts angreifen als Ideologin, die noch nie Kompromisse geschlossen hat, und ihm dadurch Steine in den Weg legen.

    Aber selbst wenn sie in Iowa doch noch gewinnt, bezweifle ich stark, dass sie das Geld und auch die organisatorischen Fähigkeiten haben wird, einen Sieg dort in einen Erfolg in anderen Vorwahlstaaten umzumünzen. Der Sommer hat ja auch schon gezeigt, dass ein Bachmann-Höhenflug eine scharfe Reaktion in konservativen Medien (vor allem auf Fox) nach sich zieht, da die Eliten der GOP eine solche Präsidentschaftskandidatin wirklich nicht brauchen können. Bei Intrade steht ihre Chance auf die Kandidatur bei 3,2%, meiner Ansicht nach ist das ein fairer Wert.

    Andere: Es scheint niemand mehr seinen Hut in den Ring werfen zu wollen, langsam wird die Zeit auch knapp für Nachzügler. Palin flirtet zwar immer wieder mit einer Kandidatur, betont aber auch immer wieder, sie brauche kein Amt, um die nationale politische Konversation beeinflussen zu können. Interessant: Ich dachte eigentlich, sie sei eine natürliche Verbündete für Perry, da beide doch einiges an politischen Überzeugungen und auch an Charakterzügen teilen; noch 2010 hatte sie begeistert für Perry Wahlkampf gemacht bei den Vorwahlen in Texas. Aber jetzt äußert sie sich doch sehr kritisch, wirft ihm vor, zu enge Beziehungen zur Wirtschaft zu haben ("crony capitalism"):

    http://gop12.thehill.com/2011/09/palin-rips-perry-for-crony-capitalism.html

    Mal sehen, welche Rolle sie in den nächsten Monaten spielt; antreten wird sie meiner Meinung nach nicht, ebenso wenig wie Giuliani. Die übrigen Anderen? Bei der letzten Debatte hab ich bald angefangen vorzuspulen, wenn mal wieder Cain oder Gingrich das Wort ergriffen haben. Die sind noch im Rennen, damit ihr nächstes Buch sich besser verkauft, das war's dann aber auch. Santorum ist immerhin insofern relevant, als er wie Bachmann begeistert zur Attacke auf Perry bläst. Präsidentschaftskandidat wird keiner von denen.

    Perry: Jetzt wird's langsam interessant. Keiner der Bewerber deckt das Spektrum in der GOP so gründlich ab wie er, Umfragen der letzten Wochen sahen ihn sowohl landesweit mit zweistelligem Vorsprung vor jedem Mitbewerber als auch in Führung in drei der vier frühesten Vorwahlstaaten (Iowa, Nevada, South Carolina), auch im vierten (New Hampshire) rückte er ordentlich an den dort führenden Romney heran. Perry ist nach wie vor der einzige Kandidat, dem ich zutraue, gleich in den ersten Wochen der Vorwahlsaison sämtliche Mitbewerber auszuknocken.

    Gerade die Debatten haben aber auch Schwächen aufgezeigt: Er mag der einzige Kandidat sein, der sämtliche Parteiflügel ansprechen kann, aber das bedeutet auch, dass ihn Kandidaten aller Flügel angreifen; bei beiden Debatten prasselten die Angriffe von allen Seiten auf ihn ein. Er hat das überstanden, hatte aber oft keine überzeugende Antwort auf die Angriffe. Sein Image des Kandidaten, der trotz elf Jahren als Gouverneur die reine konservative Lehre / Leere verkörpert, hat ein paar Kratzer abbekommen:

    A) Die staatlich verordnete Impfung von Mädchen gegen Geschlechtskrankheiten wirft die Frage auf, ob er in Wahrheit nicht die Regierung statt Familien über Gesundheitsfragen entscheiden lassen will und ob er Wirtschaftsunternehmen unnötige Staatsaufträge zugeschanzt hat;

    http://cnn.com/video/?/video/us/2011/09/12/tea-party-bachmann-perry-merck.cnn

    B) gegenüber illegalen Immigranten vertrat der Texaner nicht die harte Linie, die in seiner Partei Konsens ist, und rudert in dieser Frage interessanterweise auch nicht zurück.

    http://cnn.com/video/?/video/politics/2011/09/12/tea-party-debate-immigration.cn n

    http://gop12.thehill.com/2011/09/perry-defends-dream-act-again.html;

    C) seine Zweifel an der Nachhaltigkeit der Sozialsysteme werden ihm als Absicht ausgelegt, diese abzuschaffen, eine sehr unpopuläre Position selbst in der staatskritischen Rechten.

    Ein bisschen unfair ist das schon, insbesondere der erste und der letzte Vorwurf verzerren die Fakten sowie das, was Perry getan oder gesagt hat, schon sehr.

    http://www.politico.com/blogs/bensmith/0911/Bachmanns_vaccine_doubts_dangerous_a nd_irresponsible.html#

    Bislang ist es ihm aber nicht recht gelungen, diese Überzeichnungen richtigzustellen, was wiederum momentan einige Zweifel an seiner Fähigkeit aufwirft, sich in einem harten Wahlkampf durchzusetzen. Bei Intrade liegt er derzeit wieder hinter Romney bei 35%.

    Romney: Sicher der Gewinner der letzten Woche; bis vor kurzem schien ihn Perry in jeder Hinsicht zu überflügeln. Allerdings hat Mitt nun den Vorteil, dass in der Presse und bei den Debatten die Kritik an Perry im Vordergrund steht und seine eigenen Häresien höchstens beiläufig erwähnt werden. Es scheint Romney auch gut zu tun, nicht mehr einfach - wie bei den ersten Debatten - auf der Bühne zu stehen und sich als Favorit lächelnd aus dem Streit herauszuhalten; jetzt lässt ihm Perry keine Wahl, er muss mitmischen und erweist sich dabei als sehr geschickter Debattierer. Man schaue sich einfach mal den folgenden kurzen Clip an, Perry und Romney streiten über die Zukunft der Sozialversicherungssysteme:

    http://cnn.com/video/?/video/politics/2011/09/12/ex-debate-perry-romney-social-s ecurity.cnn

    Das konservative Publikum im Saal scheint hier eher auf Perrys Seite zu sein, aber unvoreingenommeneren Beobachtern sollte klar sein, dass ein Romney hier meisterhaft und viel geschickter agiert als Perry. Das wird auch republikanischen Funktionären nicht entgangen sein; es dürfte klar sein, wen sie lieber in eine Debatte gegen Obama schicken würden. Ich halte einen Perry-Durchmarsch deshalb für weniger wahrscheinlich als noch letzte Woche, die Aussichten auf eine lange Vorwahlschlacht dürften gestiegen sein. Bei Intrade steht Romney mittlerweile auch wieder vor Perry mit 40%. Das halte ich für etwas überzogen, aber gleichauf würde ich die beiden momentan schon sehen.

    In jedem Fall denke ich, dass sich der Fokus immer weiter auf Perry und Romney verengen wird. Funktionäre und konservative Meinungsführer haben einfach keinen Grund, einen anderen als die beiden zu unterstützen, in den kommenden Wochen werden wir daher etliche Wahlempfehlungen für die ein oder andere Hälfte dieses Duos sehen; beide liegen in den Umfragen vorn, haben starke Wahlkampfteams und dürften auch beim Eintreiben von Spenden Lichtjahre vor Santorum und Co. liegen. Die Medien haben sich auch längst auf diese Interpretation - die Vorwahlen als Duell von Mitt versus Rick - festgelegt. Für einen anderen Kandidaten wird es fast unmöglich sein, diesen Trend aufzuhalten. Aber ganz sicher kann man nie sein:

    After watching nearly four hours of Republican debate since Thursday night, I will confess to feeling like a detective searching for a missing clue. The Perry versus Romney story line seems too simple, too predictable to define the race all the way to the Iowa caucuses. While Perry is still atop his perch, the only safe bet is that something unexpected will jumble the GOP contest before the first frost.

    http://www.tnr.com/article/politics/94825/debate-perry-romney-bachmann-tampa-rep ublican

    Für uns Europäer ist die Prognose ja eh schwierig, da die republikanische Basis völlig anders tickt als wir; letzte Woche bejubelte sie die hohe Zahl an Hinrichtungen in Texas, gestern klatschte und pfiff der Mob und rief begeistert "Yeah" auf die Frage des Moderators, ob man Menschen, die eine medizinische Behandlung nicht bezahlen könnten, einfach sterben lassen solle. Selbst der nicht gerade zart besaitete Perry gab danach zu Protokoll, diese Reaktion habe ihn verstört.

    http://politicalwire.com/archives/2011/09/13/perry_disappointed_by_crowd_reactio n.html#043544a

    So, wenn Ihr mich für diesen langen, aufwendigen Post belohnen wollt, dann postet hier mal Euren Blick auf die Vorwahlen. Kiss


    Kurze Info noch: Arizona hat sein Primary regelwidrig auf Ende Februar vorgezogen; Florida und weitere Staaten werden vermutlich nachziehen, was dann die ersten vier Staaten wiederum veranlassen dürfte, ihre Wahlen schon im Januar (im Extremfall sogar schon im Dezember) abzuhalten.

    http://politicalwire.com/archives/2011/09/13/arizona_kicks_off_calendar_mania.ht ml

  • RE: USA: Wanlis Perlen der Weisheit / Arizona zieht Vorwahlen vor

    gruener (Luddit), 13.09.2011 20:34, Antwort auf #179

    ich teile deine einschätzungen.

    dennoch würde mich brennend interessieren, gegen welche geschlechtskrankheiten perry reihenweise impfen lässt. m.e. hat bislang noch niemand einen impfstoff gegen die gängigen geschlechtskrankheiten gefunden.

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