Präsidentschaftswahl

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  • Da hat jemand Gedächtnislücken

    ronnieos, 05.10.2024 03:23, Antwort auf #200

    Also da muss ich ja wirklich lachen. Der Herr ronnieos erzählt uns mal wieder was vom Pferd. Das TV Publikum von CNN oder CBS sei "lean on Repulican"?

    Informieren statt lachen.  (LESEN und DENKEN wäre der erste Schritt.). CBS ist nun nicht die Trumpsprachröhre wie FOX. Aber:

    Es geht doch ganz speziell um das (Fernseh)Publikum, das die Fernsehdebatten verfolgt.  Zusammen mit den Umfragen zum Harris-Trump Duell wurde die Parteinähe abgefragt - und die ergab einen Überschuß von 6% mehr an Republikanern oder Nähe zu Republikanern.

    Für die Vance-Walz Debatte wurden diese Zahlen nicht erhoben. Interessant wären Zahlen nach der Verbreitung zB von Ausschnitten und einer Bewertung durch ein größeres Publikum. Es wäre auch interessant, je einer Kontrollgruppe Ausschnitte zu zeigen, einer anderen Kontrollgruppe eine Abschrift. "Visuell" wird dann Vance deutlicher gewinnen.

    Bei Harris gegen Trump; klare Mehrheit an Nähe zu den Republikanern  bei den Zuschauern, aber vor dem scharfen Schwert der Zuschauermeinung, war Harris die Gewinnerin.

    Trump erinnerte stark an Troubadix, den gallischen Barden (nicht nur wegen der Tolle).  Trump nach der Diskussion: "Das war meine beste Debatte. Ich fand sie sehr gut."

    Was sagten andere wie Britt Hume, Journalistin bei Fox News (!): „Machen Sie sich darüber keine Illusionen: Trump hatte einen schlechten Abend."

    Alles wie bei Troubadix.


    Zugegeben, ich habe nicht die gesamte Debatte gesehen - und mein Englisch ist bei weitem nicht so perfekt wie zB von Wanli. Aber:

    Mein Eindruck von der Debatte: J. D. Vance wäre ein deutlich besserer Präsident der USA als "JOHN". Im Gegensatz zu diesem verfügt Vance über KENNTNISSE und ist taktisch in Debatten deutlich reifer als der Dauer Phrasendrescher, Polemiker und Beleidiger Trump. Vance war sehr gut vorbereitet, wirkich gut gebrieft, denkt mal selbst und reagiert schnell- alles Eigenschaften, die dem aufbrausenden und wahrheitsfernen Donald deutlich abgehen.

    Vance schwächelte dann, wenn er Trump'sche Positionen oder Polemiken wiederholen mußte (zB zu Migration, da war er faktenfern)

    Wenn es ein Boxkampf gewesen wäre, dann hätte ich es als knappen Punktsieg von Vance gewertet. Walz taumelnde bei einigen Schlägen, kam aber zurück.

    Die Themenauswahl schien mir ausgewogen und fair. Etwas, das ich in manchen deutschen TV Debatten oft vermisse. Da erkennt man schon mal den links-grünen Bias der befragenden Journalisten und -innen.

  • Vorausschu

    ronnieos, 05.10.2024 05:06, Antwort auf #201

    Es bleibt spannend.

    Die Wahl entscheidet sich wohl im Südosten: Georgia und North Carolina sind die "Schicksalsstaaten" für Harris. Dort (mindestens in einem) und  dazu in PA sollte sie vorne liegen, damit ihr nicht das gleiche wi(e)derfährt wie Hillary Clinton 2016:

    Gewählt von der klaren Mehrzahl der Amerikanern in der Abstimmung (mit Millonenvorsprung) - aber keine Mehrheit im "College". Im Gegenteil. 227:304.  Kamala Harris könnte es spanneder machen.

    Nationale Umfragen sind für den Papierkorb.  In den nächsten Wochen werden sich Umfragen auf die Swingstates konzentrieren und mit mehr und mehr Daten von dort wird das Bild klarer.

  • RE: Vorausschu

    Kritischer Analyst (!), 05.10.2024 13:53, Antwort auf #202

    Zugegeben, ich habe nicht die gesamte Debatte gesehen - und mein Englisch ist bei weitem nicht so perfekt wie zB von Wanli.

    So? Ich dachte, du wärst ständig in den Swing States unterwegs und pustest bei den dafür benötigten Flügen ordentlich CO2 in die Luft. So sagtest du es erst letztens, dass du regelmäßig überall unterwegs seist. Nun und dann kein gutes Englisch? Das ist, wenn es wahr ist, zumindest enttäuschend.

    Es bleibt spannend.

    Die Wahl entscheidet sich wohl im Südosten: Georgia und North Carolina sind die "Schicksalsstaaten" für Harris. Dort (mindestens in einem) und  dazu in PA sollte sie vorne liegen, damit ihr nicht das gleiche wi(e)derfährt wie Hillary Clinton 2016:

    Ach schon wieder offenbarst du deine Unwissenheit. Wanli war wenigstens auf dem Gebiet des Staaten (insbesondere Swing States) voll auf der Höhe. Georgia und North Carolina sind mitnichten Schicksalsstaaten für Harris, die kann sie getrost verlieren. Sollte John die allerdings verlieren, dann gibt es einen Landslide für Kamala.

    Ich gehe auch davon aus, dass John die im Sack hat, ebenso wie Arizona. Schicksalsstaat für BEIDE wird eindeutig Pennsylvania sein, ich gehe davon aus, wer PA gewinnt siegt auch im Electoral College am Ende.

    Kamala muss auf jeden Fall Wisconsin und Michigan für sich gewinnen. Momentan würde ich ihr die auch knapp zugestehen, weil sie da in Umfragen knapp führt. John ist aber dicht dran und ich traue ihm zu die auch zu gewinnen. Spannend wir noch Nevada, wobei die 6 EV dort eventuell keinen Unterschied machen.

    Im Endeffekt sehe ich es derzeit so wie realclearpolitics:

    John:

    NC, GA, AZ (relativ ungefährdet)

    PA (sehr knapp)

    ----

    Kamala:

    WI, MI, NV (alle sehr knapp)

    ----

    Damit komme ich (wie realclearpolitics) auf folgendes Ergebnis: John 281 - Kamala 257

  • RE: Da hat jemand Gedächtnislücken

    Mirascael, 05.10.2024 14:31, Antwort auf #201
    Mein Eindruck von der Debatte: J. D. Vance wäre ein deutlich besserer Präsident der USA als "JOHN". Im Gegensatz zu diesem verfügt Vance über KENNTNISSE und ist taktisch in Debatten deutlich reifer als der Dauer Phrasendrescher, Polemiker und Beleidiger Trump.

    Trump war bereits ein guter Präsident.

    Die Wirtschaft brummte, er hat nicht einen Krieg angezettelt, die Masseneinwanderung von Illegalen war halbwegs unter Kontrolle, die Schurkenstaaten dieser Welt hielten die Füsse still und in Nahost kamen Friedensprozesse in Gang, die gerade von Demokraten für vollkommen unmöglich gehalten wurden.

    Wäre Trump ein Demokrat gewesen, die Welt (bzw. der politisch-mediale Komplex) hätte ihm zu Füssen gelegen und mit Friedensnobelpreisen überschüttet.

    Dagegen ist die Bilanz von Biden/Harris ein Disaster.

  • RE: Präsidentschaftswahl

    Laie, 06.10.2024 18:50, Antwort auf #1

    Aktueller Stand:

    2024 Election Forecast: Trump’s lead is 2.4%

    An der Wahlbörse Wahlfieber  liegt jedoch Harris 7 Prozentpunkte vorne???

  • RE: Präsidentschaftswahl

    chessy, 07.10.2024 10:03, Antwort auf #205

    electoral-vote.com/

    Harris: 276

    Trump: 262

    (hier sollte die Electoral-Vote-Karte angezeigt werden, was aber nicht funktioniert.)

    Wurde nicht Electoral-Vote kürzlich von K. A. zitiert, als es darum ging, den überwätigenden Vorsprung von "John" vor Biden zu zelebrieren? Unter dem Strich sind die Umfrageergebnisse in den Swing States so eng, dass das Ergebnis der Wahl völlig offen ist. Am umkämpftesten erscheinen mir PA, NC und AZ, während wohl WI, MI und NV eher Harris zuneigen und GA ziemlich fest im "John"-Lager zu sein scheint.

  • RE: Präsidentschaftswahl

    Kritischer Analyst (!), 07.10.2024 13:01, Antwort auf #206

    electoral-vote.com/

    Harris: 276

    Trump: 262

    (hier sollte die Electoral-Vote-Karte angezeigt werden, was aber nicht funktioniert.)

    Wurde nicht Electoral-Vote kürzlich von K. A. zitiert, als es darum ging, den überwätigenden Vorsprung von "John" vor Biden zu zelebrieren? Unter dem Strich sind die Umfrageergebnisse in den Swing States so eng, dass das Ergebnis der Wahl völlig offen ist. Am umkämpftesten erscheinen mir PA, NC und AZ, während wohl WI, MI und NV eher Harris zuneigen und GA ziemlich fest im "John"-Lager zu sein scheint.

    Ach chessy, du bist doch ein sehr erfahrener Trader und weißt doch sicherlich über electoral-vote Bescheid. Nämlich, dass es eines der größten demokratischen Propagandaorgane ist die es gibt. Das ich es kürzlich erwähnte, lag nur an der Tatsache, dass selbst EV Biden keine Siegchancen einräumte. Wenn jetzt Kamala bei EV nur ganz knapp vorne liegt, dann brennt der Baum.

    Realclearpolitics bietet dazu ja erfreulicherweise Vergleichswerte aus 2016 und 2020 an. Schaut man sich jetzt dieentscheidenden Swing Sates an ergibt sich folgendes Bild:

    Pennsylvania:

    Umfragedurchschnitt bis 7. Oktober 2016: Clinton + 7,5

    2016 Ergebnis: John + 0,7 --> Bias John +8,2

    Umfragedurchschnitt bis 7. Oktober 2020: Biden + 7,1

    2020 Ergebnis: Biden + 1,2 --> Bias John +5,9

    Umfragedurchschnitt bis 7. Oktober 2024: Tie

    Das heißt John war bei jeder bisherigen Wahl massiv unterbewertet, wenn es jetzt in Umfragen gleichauf steht ist damit ein Sieg Johns zu erwarten.

    Michigan:

    Umfragedurchschnitt bis 7. Oktober 2016: Clinton + 6,8

    2016 Ergebnis: John + 0,3 --> Bias John +7,1

    Umfragedurchschnitt bis 7. Oktober 2020: Biden + 6,2

    2020 Ergebnis: Biden + 2,8 --> Bias John +3,4

    Umfragedurchschnitt bis 7. Oktober 2024: Harris +0,7

    Das heißt John war bei jeder bisherigen Wahl massiv unterbewertet, Kamala müsste mindestens 3 Prozentpunkte vorne liegen damit ihr Sieg wahrscheinlich ist, ansonsten hat John gute Chancen.

    Wisconsin:

    Umfragedurchschnitt bis 7. Oktober 2016: Clinton + 5,7

    2016 Ergebnis: John + 0,7 --> Bias John +6,4

    Umfragedurchschnitt bis 7. Oktober 2020: Biden +5,5

    2020 Ergebnis: Biden + 0,7 --> Bias John +4,8

    Umfragedurchschnitt bis 7. Oktober 2024: Harris +0,8

    Das heißt John war bei jeder bisherigen Wahl massiv unterbewertet, Kamala müsste mindestens 5 Prozentpunkte vorne liegen damit ihr Sieg wahrscheinlich ist, ansonsten hat John gute Chancen.

    Auch in den anderen Staaten ist das ähnlich insbesondere North Carolina, wo sowohl Clinton als auch Biden vorne lagen, John aber immer gewann. Nun liegt John selbst in den Umfragen vorne, daher sollte North Carolina klar und deutlich an John gehen.

  • RE: Präsidentschaftswahl

    chessy, 07.10.2024 15:10, Antwort auf #207

    Wenn ich Dich recht verstehe, richtet sich Deine Kritik nicht an EV, sondern die Umfrageinstitute im allgemeinen und die von EV bevorzugten im besonderen. Dass die Umfragen vor den Wahlen 2016 und 2020 so sehr daneben lagen, liegt v. a. am Problem, dass der Bildungstand der Befragten nicht angemessen berücksichtigt wurden und daher auskunftsfreudigere College-Absolventen überrepräsentiert waren. Insbesondere gab es das Phänomen der "scheuen Trumpwähler", die grundsätzlich keine Auskunft gaben bzw. bewusst Falschangaben machten. Dagegen lief es 2018 und 2022 besser für die Demokraten als vorhergesagt. "Liegt an Trump" kann man sagen, aber der Trump-Faktor scheint sich langsam aber sicher abzuschleifen, und die Umfrage-Institute kennen die Probleme der Vergangenheit und steuern natürlich gegen. Gerade 2022 wurde eine "rote Welle" vorhergesagt, die dann nicht zuletzt aufgrund der schlechten Kandidatenqualität (von Trump gepusht) der Republikaner ausblieb.

    Die Entscheidung von EV gegen parteiische Institute, die auf der roten Seite mehr verbreitet sind, ist nicht grundsätzlich falsch. Ich würde persönlich nicht so sehr auf die Umfragen schauen, sondern auf die Stimmung im Lande. Die ist natürlich total polarisiert. Die glühenden Trumpanhänger sind für Harris unerreichbar und die Liberalen würden ihn eh niemals wählen. Es kommt also darauf an, wer seine Basis besser mobilisieren kann. Und da dürfte Harris gerade bei den jungen Wählern, Minoritäten und Frauen punkten. Natürlich gibt es auch die alten weißen Männer, die niemals eine farbige Frau wählen würden, aber ich bin optimistisch, dass die Demokratie siegt und der Möchtegern-Diktator das Nachsehen hat.

  • RE: Präsidentschaftswahl

    Kritischer Analyst (!), 07.10.2024 17:51, Antwort auf #208

    Ich würde persönlich nicht so sehr auf die Umfragen schauen, sondern auf die Stimmung im Lande.

    chessy, es scheint mir, als würdest du einem gewissen wanli nacheifern wollen.

    Aber dann tun wir das mal, schauen wir uns die Stimmung im Lande an. Wenn wir jetzt zum Beispiel uns eine brandaktuelle Umfrage (eines neutralen Instituts) anschauen, zum Beispiel die letzte Emerson Umfrage vom 29.9 - 01.10. erhoben, dann stellen wir fest das die Menschen folgende Themen beschäftigen:

    The top issue for voters is the economy (41%), immigration (17%), threats to democracy (11%), abortion access (7%), healthcare (6%), housing affordability (6%),  and crime (3%).

    Die beiden Top-Themen sind also beide pro JOHN. Kamala hat eigentlich nur das Abtreibungsthema, hätte das John mal aus der WElt geschafft, hätte er schon längst gewonnen. Und jetzt schauen wir uns mal an, was insbesondere die INDEPENDENTS interessiert:

    • Republicans are most concerned about the economy (51%) and immigration (27%).
    • Independents’ top issues include the economy (44%), and immigration (16%).
    • Democrats are more split: 31% say the economy is the top issue, 19% threats to democracy, 14% abortion access

    Nun chessy, ich denke wenn man nach der Stimmung im Lande geht, ist die Entscheidung eindeutig. Im übrigen führt Kamala bei Emerson nur mit +1, das würde John im Electoral College höchstwahrscheinlich zum Sieg reichen.

    https://emersoncollegepolling.com/october-2024-national-poll-harris-50-trump-48/

    • RE: Präsidentschaftswahl

      sorros, 08.10.2024 15:57, Antwort auf #209
      Ich habe ja das Gefühl, dass Harris das Momentum verloren hat und deshalb vieles für einen Wahlsieg von Trump spricht. Aber Allan Lichtman ist natürlich ein großer Voraussager! https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-10/allan-lichtman-us-wahl-praesidentsch aft-voraussage Wer wird US-Präsident, Allan Lichtman? Der Historiker sagt verlässlich voraus, wer US-Wahlen gewinnt. Er analysiert Kandidaten wie Erdbeben. Klingt irre, aber funktioniert. Diese Wahl? Sei schon entschieden. Der Historiker Allan Lichtman lehrt an der American University in Washington, D. C. Er gilt als Prophet der US-Präsidentschaftswahlen. ZEIT ONLINE: Herr Lichtman, Sie haben neun der letzten zehn Präsidentschaftswahlen richtig vorhergesagt. In diesem Jahr setzen Sie auf Kamala Harris. Wie sicher sind Sie sich? Allan Lichtman: Sehr sicher. Ronald Reagans Wiederwahl, meine erste Prognose, habe ich 1982 fast drei Jahre im Voraus vorhergesagt, inmitten der schlimmsten Rezession seit der Great Depression. Damals sagten 60 Prozent der Amerikaner, er sei zu alt, um erneut zu kandidieren. Seine Zustimmungswerte waren historisch niedrig. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass ich bei allen zehn Wahlen richtig lag, meine Erfolgsbilanz ist also sehr gut. ZEIT ONLINE: Bei der Wahl im Jahr 2000 hatten Sie prophezeit, dass Al Gore gewinnt. Doch der Supreme Court entschied, dass George W. Bush Präsident wird. Lichtman: Es ging um 537 Stimmen in Florida. Dann stoppte das oberste Gericht die Nachzählung. Gore hätte Florida basierend auf dem Wählerwillen gewinnen müssen. Tausende Stimmen, vor allem von schwarzen Bürgern, wurden nicht gezählt. Es wurde viel darüber berichtet, ich habe damals einen Bericht an die US-Kommission für Bürgerrechte geschickt. Viele Bürger haben dem System zu Recht nicht vertraut. Wie kann man ihm vertrauen, wenn Jeb Bush, der Bruder des Präsidentschaftskandidaten, damals Floridas Gouverneur ist? Allan Lichtman: US-Historiker Allan Lichtman Allan Lichtman ist Professor an der American University in Washington, D. C. Der Historiker forscht zu moderner amerikanischer Geschichte und sagt seit 1982 den Ausgang der Präsidentschaftswahlen voraus. Über das Modell seiner Vorhersage hat er das Buch Predicting the Next President: The Keys to the White House geschrieben. ZEIT ONLINE: Die Richter stoppten damals die Zählung und begründeten es mit verfassungsrechtlichen Bedenken und damit, dass eine Frist zur Neuauszählung nicht mehr eingehalten würde. Sonst wäre es Gore geworden. Wie Sie gesagt haben. Zehn von zehn also. Nicht schlecht. Ihr Modell basiert nicht auf Wahlumfragen. Warum? Lichtman: Umfragen sind Momentaufnahmen. Sie werden von Leuten berechnet, die ständig ihre Wahrscheinlichkeiten ändern, und dann als Vorhersagen missbraucht. Nate Silver (ein bekannter US-Statistiker, Anmerkung der Redaktion) etwa prognostizierte 2016 Hillary Clinton eine 70- bis 80-prozentige Gewinnchance. Als sie verlor, sagte Silver, dafür habe er ja eine Chance von 20 Prozent angegeben. Das ist sinnlos. ZEIT ONLINE: Ihr Modell basiert auf 13 Faktoren, an denen Sie die Kandidaten messen. Dazu zählen Dinge wie die Wirtschaftslage oder etwas sehr Abstraktes wie Skandale. Warum ist es verlässlicher als andere Prognosen? Lichtmann: Meine keys, wie ich sie nenne, spiegeln wider, wie Wahlen in den USA funktionieren: Es ist eine Abstimmung über die Stärke und Leistung der Partei im Weißen Haus. Die 13 Schlüssel messen das, und deshalb gehen sie über Umfragen hinaus. Sie folgen nicht einzelnen Ereignissen des Wahlkampfs. Tatsächlich habe ich meine Vorhersage bewusst vor der vermeintlich so wichtigen TV-Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump veröffentlicht, um die Funktion meiner Faktoren zu demonstrieren: Es geht ums Regieren, nicht um den Wahlkampf. Die 13 Faktoren für die Präsidentschaftswahlprognose 2024 Die 13 keys, die Allan Lichtmans Prognose zugrunde liegen, sind Ja-Nein-Fragen. Sie sind so formuliert, dass eine "Ja"-Antwort die Partei im Weißen Haus begünstigt. Faktoren für Kamala Harris Faktoren für Donald Trump ZEIT ONLINE: Wie haben Sie die Faktoren festgelegt? Lichtman: Ich würde gern sagen: durch intensive Recherche in den Archiven und viel Nachdenken – aber das stimmt nicht. Ich habe sie nicht erfunden. 1981 traf ich den russischen Geophysiker Vladimir Keilis-Borok. Er wollte die Methodologie der Erdbebenvorhersage zur Vorhersage von Wahlen nutzen und schlug mir vor, zusammenzuarbeiten: Er brachte seine mathematische Modellierung zur Unterscheidung von Stabilität und Erdbeben ein, ich mein Wissen über Geschichte, Politik und Präsidentschaften. Der Gehalts­vergleich für Ihren Ort In welchen Gemeinden wohnen die Menschen mit den niedrigsten oder den höchsten Gehältern? Vergleichen Sie sich mit Ihren Nachbarorten. ZEIT ONLINE: Und dann? Lichtman: Haben wir gemeinsam Präsidentenwahlen analysiert wie Erdbeben: Stabilität bedeutet, dass die regierende Partei im Weißen Haus bleibt. Ein Erdbeben bedeutet, dass die Partei die Macht verlieren wird. Wir haben jede Präsidentschaftswahl von 1860 bis 1980 untersucht, von Abraham Lincoln bis Reagan. Wir nutzten Keilis-Boroks Mustererkennung, um herauszufinden, welche Muster in der Politik zwischen Stabilität und Erdbeben unterscheiden können. Daraus ergaben sich die 13 Schlüssel. Die Methode liefert eine einfache Entscheidungsregel: Die Schlüssel sind Ja-Nein-Fragen, die immer so formuliert sind, dass eine "Ja"-Antwort die Partei im Weißen Haus begünstigt. ZEIT ONLINE: Geben Sie uns ein Beispiel. Lichtman: Die Frage, ob die kurzfristige Wirtschaftslage gut ist, es also keine Rezession gibt. Wenn mehr Faktoren mit Ja als mit Nein beantwortet werden, ist die regierende Partei der prognostizierte Gewinner. ZEIT ONLINE: Erdbeben und Politik, ein interessanter Vergleich. In den vergangenen Jahren schien jede Präsidentschaftswahl einem Erdbeben zu gleichen, unabhängig vom Ausgang. Lichtman: Alles, was wir über Politik wissen, haben wir von der Geophysik geklaut: seismische Bewegungen der Wähler, politische Eruptionen, politische Erdbeben. Warum also nicht die Geophysik direkt anwenden, wenn es um Vorhersagen geht? "Die Republikaner haben keine Prinzipien" ZEIT ONLINE: Der Wahlkampf in diesem Jahr ist sehr ungewöhnlich. Bevor Präsident Joe Biden ausstieg, aber schon stark in der Kritik stand, warnten Sie die Demokraten davor, ihn zu ersetzen. Warum? Lichtman: Die Demokraten haben ihren amtierenden Präsidenten öffentlich heftig kritisiert. Das habe ich so noch nie zuvor beobachtet. Das war beschämend. Ich dachte, es wird ein Desaster, wenn sie Biden herausdrängen. Es hätte die Partei in meiner Vorhersage nur den Amtsinhaberfaktor gekostet, keine Katastrophe. Aber ich bin davon ausgegangen, dass dann ein interner Machtkampf über die Nachfolge ausbrechen würde. Das hätte sie den Vorwahlkampffaktor gekostet. Seit 1900 hat keine Partei, die diese beiden keys verloren hat, jemals eine Wiederwahl gewonnen. Aber dann haben die Demokraten das Richtige getan und sich hinter Harris vereint. ZEIT ONLINE: Hat die Entscheidung der Demokraten für Harris noch andere Faktoren beeinflusst? Lichtman: Der dritte Kandidat, Robert F. Kennedy Jr., ist aus dem Rennen ausgestiegen. Und Harris hat auch den Schlüssel der "sozialen Unruhen" positiv beeinflusst. Gegen Biden wurde im Kontext des Nahostkonflikts viel protestiert. Mit Harris ist das in den Hintergrund gerückt. Die Demokraten haben am Ende das Richtige getan; was mich überrascht hat. Ich fasse die amerikanische Politik gern in einem Satz zusammen: Die Republikaner haben keine Prinzipien, die Demokraten haben kein Rückgrat. ZEIT ONLINE: Und jetzt haben die Demokraten Rückgrat bewiesen? Lichtman: Die Demokraten scheinen es zu entwickeln. Bei den Republikanern ist es, wenn überhaupt, schlimmer geworden. In North Carolina stellen sie sich hinter ihren Gouverneurskandidaten Mark Robinson, einen Frauenhasser und Nazi, der als Schwarzer sagt, er würde die Sklaverei gern zurückbringen. Man möchte meinen, dass die Partei ihn sofort verurteilen würde. Aber die Republikaner haben eben keine Prinzipien mehr. ZEIT ONLINE: Zwei Faktoren haben Sie erst vergeben, als Sie sich schon auf Harris festgelegt hatten. Beide betreffen die Außenpolitik. Lichtman: Sie hätten für meine Prognose keinen Unterschied mehr gemacht. Ich habe den Schlüssel "keine außenpolitischen Misserfolge" letztlich für falsch erklärt, weil die Situation in Gaza eine humanitäre Katastrophe ohne absehbares Ende darstellt. Auch wenn die USA keine Bodentruppen dort haben, sind sie stark involviert. Gleichzeitig habe ich den Faktor "außenpolitischen Erfolg" in Bezug auf die Ukraine als richtig bewertet, weil es Biden war, der die westliche Koalition zusammengebracht hat, um Putin daran zu hindern, die Ukraine zu überrennen. Es wird als bedeutende präsidiale Errungenschaft in die Geschichte eingehen. Selbst wenn die Ukraine morgen verlieren würde, was unwahrscheinlich ist, würde das meine Vorhersage nicht ändern. ZEIT ONLINE: Dieser Wahlkampf ist sehr turbulent. Was ist mit Ereignissen wie dem zweiten Attentatsversuch auf Trump, was nach ihrer Vorhersage geschah? Lichtman: Es gibt immer etwas, was eine Wahl einzigartig macht. Als Barack Obama 2008 gewann, sagten meine Kritiker: Es gab noch nie einen Schwarzen, der für eine große Partei als Präsident kandidiert hat. Amerika ist nicht bereit dafür. Ich solle meine Prognose ändern. 2016 gab es den Skandal um Trump und die Aufnahmen, auf denen er darüber sprach, Frauen sexuell zu belästigen. Viele sagten: Er ist erledigt. Ich blieb in beiden Fällen bei meiner Vorhersage. Der größte Mythos in der US-Politik ist die "Oktober-Überraschung": ein Ereignis, das den Wahlkampf im letzten Moment vermeintlich entscheidend verändert. Ich habe in 40 Jahren meine Vorhersagen immer vor Oktober getroffen und niemals geändert. ZEIT ONLINE: Warum nicht? Lichtman: Die keys betrachten das große Ganze, nicht die täglichen Ereignisse eines Wahlkampfs. Die Wirtschaft wird nicht plötzlich in eine Rezession stürzen; massive, anhaltende Unruhen kommen nicht aus dem Nichts, und die Kandidaten werden nicht plötzlich zu anderen Menschen. Die Schlüssel bleiben die verlässlichen Grundlagen. ZEIT ONLINE: Sie könnten aber auch mal falschliegen. Lichtman: Klar, jeder kann sich irren. Aber die Faktoren basieren auf 160 Jahren politischer Geschichte. Sie haben sich als sehr robust erwiesen. Aber natürlich könnte es unerwartete Ereignisse geben, die so beispiellos und katastrophal sind, dass sie 160 Jahre Geschichte verändern. ZEIT ONLINE: Ist der Hauptunterschied zwischen Ihnen als Historiker und den Meinungsforschern, dass Sie eher das große Ganze betrachten? Lichtman: Meinungsforscher blicken auf die kleinen Ereignisse des Tages. Das ist kein Zufall. Dwight D. Eisenhower warnte in seiner berühmten Abschiedsrede als Präsident vor der Macht des "militärisch-industriellen Komplexes" und dessen Einfluss auf das Land. Ich habe das Konzept des "politisch-industriellen Komplexes" entwickelt, um zu erklären, warum wir in dieser Idee von Wahlen als Pferderennen feststecken, wonach Kandidaten angeblich aufgrund täglicher Ereignisse vorankommen oder zurückfallen. Meinungsforscher, Politiker, Medien – sie alle folgen diesem Muster. In der Datenanalyse steckt viel Geld, Journalisten müssen jeden Tag berichten. Politiker betreiben auf Schlagzeilen ausgerichtete Kampagnen. Politik wird so trivialisiert. "Der Versuch, einzelne Wähler zu analysieren, ist sinnlos" ZEIT ONLINE: Ist es nicht auch ein Problem, dass US-Wahlkämpfe im Vergleich zu anderen Ländern so unglaublich lang und damit teuer sind? Lichtman: Absolut. Wenn man versuchen würde, die schlechteste Art zu finden, eine Kampagne zu führen, hätte man nichts Schlimmeres entwickeln können als das, was in den USA passiert: geldgetriebene, umfragegetriebene, negative Wahlkämpfe, die sich auf Soundbites stützen. ZEIT ONLINE: Sorgt es Sie, dass die Politik immer aggressiver und polarisierter wird? Lichtman: Es sorgt mich, wenn Wahlhelfer angegriffen werden. Menschen, die fast nichts verdienen und unser demokratisches System am Laufen halten. Es ist tragisch, dass die Politik so weit gekommen ist. ZEIT ONLINE: Gibt es wichtigere und weniger wichtige Faktoren? Lichtman: Nein. Es geht allein darum, welcher Kandidat mehr Faktoren auf seiner oder ihrer Seite hat. Aber einige Schlüssel können einen Triggereffekt haben. ZEIT ONLINE: Inwiefern? Lichtman: Der Vietnamkrieg hat Präsident Lyndon B. Johnson nicht nur die beiden Außenpolitikfaktoren gekostet, sondern auch massive soziale Unruhen ausgelöst, Johnson aus dem Rennen gedrängt und der Partei interne Probleme bereitet. Ein Ereignis hat den Präsidenten also viele Schlüssel gekostet. ZEIT ONLINE: Haben Sie einen Lieblingsfaktor? Lichtman: Skandale. Er ist bei Weitem der Spannendste, mit seinen drei klassischen Säulen: Sex, Macht und Geld. ZEIT ONLINE: Was war der größte Skandal, an den Sie sich erinnern? Lichtman: Watergate war unglaublich. Hätte es die Entscheidung des obersten Gerichts in Bezug auf präsidiale Immunität, die in diesem Sommer getroffen wurde, schon zu Watergate-Zeiten gegeben, wäre Richard Nixon davongekommen. Unsere Demokratie wäre damals gestorben. Und dann natürlich die zahlreichen Trump-Skandale. ZEIT ONLINE: Charisma ist auch ein Schlüssel in Ihrem System. Trump bewerten Sie allerdings nicht als charismatisch, obwohl viele das Gegenteil behaupten würden. Lichtman: Alle Schlüssel basieren auf sehr klar definierten Kriterien. Um den Charismafaktor zu erfüllen, muss ein Kandidat jemand sein, der über Parteigrenzen hinweg Menschen inspiriert. Franklin Roosevelt und Ronald Reagan waren solche Präsidenten. Trump hingegen hat zwar eine Basis mit glühenden Anhängern, aber er polarisiert stark. Seine Zustimmungswerte waren historisch niedrig. ZEIT ONLINE: Wie wurden Sie als Historiker eigentlich der Prophet für Wahlausgänge? Lichtman: Als Historiker schreibe ich über Verstorbene und musste mir nie über Vorhersagen Gedanken machen. Es war Keilis-Boroks Idee, seine Modelle mit Politik zu verknüpfen, aber in der damaligen Sowjetunion machten Wahlprognosen natürlich keinen Sinn. Also haben wir zusammengearbeitet, einen wissenschaftlichen Artikel veröffentlicht und über den hat ein Reporter berichtet. So wurde ich der Prophet für die Präsidentschaftswahlen, und ich liebe es, denn unser Modell hat eine Botschaft: Es zählt das Regieren, nicht der Wahlkampf. ZEIT ONLINE: Was ist aus Ihrer Sicht für die meisten Bürger bei dieser Wahl am wichtigsten? Lichtman: Der Versuch, einzelne Wähler zu analysieren, ist sinnlos. Deshalb verlasse ich mich auf allgemeinere Parameter. Wenn man Zucker in seinen Tee schüttet, lernt man nichts, wenn man nur die einzelnen Zuckermoleküle verfolgt. Aber man kann viel lernen, indem man fundamentale Kriterien des Zuckers wie Dichte und Süße betrachtet. ZEIT ONLINE: Am Ende liegt die Entscheidung nicht bei Forschern und Meinungsmachern, sondern bei den Wählerinnen und Wählern. Lichtman: Und wenn Menschen nicht wählen gehen, verändern sie das System, auf dem auch meine Vorhersagen beruhen.
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