Er hat nur in einem unserer Märkte überhaupt ne eigene Aktie, aber Wanli glaubt ja schon länger an den ehemaligen Senator. Nun ja, er glaubt zumindest, dass Santorum in Iowa besser abschneiden wird, als es die Umfragen nahelegen. Ganz falsch scheine ich damit nicht zu liegen, immerhin kriecht er in Erhebungen jüngeren Datums gaaanz langsam nach oben und liegt jetzt so etwa bei 6%. Aber so richtig zünden tut er nicht, was ich erstaunlich finde angesichts seiner doch recht soliden Debattenauftritte und der Tatsache, dass er seit Monaten praktisch in Iowa wohnt und dort unermüdlich übers Land zieht und Wählerfleisch an sich presst. Alle Kandidaten (plus Sarah Palin) haben zusammen bislang 649 Auftritte in Iowa absolviert, davon entfallen fette 227 allein auf Santorum.
http://caucuses.desmoinesregister.com/data/iowa-caucus/candidate-tracker/
Wenn es stimmt, dass "Retail Politics" (also der direkte Kontakt zum Wähler) in Iowa und New Hampshire entscheidend ist, dann muss da doch für Rick was rausspringen? Hinreichend christlich-konservativ ist er auch, er hat (im Rahmen seiner eher bescheidenen Mittel) eine wohl recht brauchbare Organisation aufgebaut und ist der einzige Kandidat, der schon alle 99 Counties des Staates besucht hat. In vielen Ecken des Staates haben die Leute also nur Santorum leibhaftig gesehen, wenn sie zur Abstimmung schreiten - dachte Wanli zumindest.
http://www.politico.com/blogs/bensmith/1211/The_saddest_statistic_in_Iowa.html?s howall
Santorum kommt ja eigentlich aus Pennsylvania, die dortige Pittsburgh Post-Gazette führt deshalb schon seit Monaten eine (nicht ganz ernstgemeinte) Kolumne nur für ihn: The Daily Santorum. Man wartet angestrengt auf Zeichen eines Santorum-Booms, schließlich waren alle anderen auch schon mal dran.
Der letzte Post klingt allerdings eher resigniert, harte Arbeit im Tür-zu-Tür-Wahlkampf zahle sich offenbar im Medienzeitalter nicht mehr aus:
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, ich halte meine Iowa-Santorum Aktien eisern...
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, ich halte meine Iowa-Santorum Aktien eisern...
Na, geht doch! In den Umfragen ein gewisser Aufwärtstrend, und heute haben sich auch zwei einflussreiche Evangelikale in Iowa für Santorum ausgesprochen. Einer davon gilt als der prominenteste Standartenträger der christlichen Rechten dort, war ihr Kandidat bei den parteiinternen Vorwahlen um die Kandidatur als Gouverneur und Huckabees wichtigster Helfer bei dessen Sieg 2008.
Das sollte Rick auf der Zielgeraden noch ein wenig Schub geben...
Besonders aktiv im Wahlkampf in Iowa sind dieser Tage Bachmann, Perry und Santorum; sie ziehen unermüdlich durchs Land, treten auch vor kleinsten Wählergrüppchen auf, um auf der Zielgeraden noch etwas Begeisterung zu entfachen und am Caucustag positiv zu überraschen.
Hier noch ein Artikel über den unermüdlichen Wahlkampf Rick Santorums, mittlerweile Wanlis Geheimtipp, der seinen Minimalwahlkampf nun schon seit Monaten ungeachtet mauer Umfragezahlen beinhart durchzieht:
Fraglich, wie lange Rick Santorum noch im Rennen ist, aber wenn er Iowa übersteht und in weitern Staaten ins Rennen gehen sollte, mag er jetzt einen wichtigen Erfolg errungen haben: Die Gründer der Webseite "Huck's Army" (Zwillingsbrüder aus Oregon) hatten vor vier Jahren ein landesweites Netzwerk aus 20000 Aktivisten aufgebaut, das sich damals für Huckabee ins Zeug legte.
Jetzt will man Santorum unterstützen:
Now is not the time for voters to settle for second or third best, not when we have a candidate like Rick Santorum. Rick is the strongest, most consistent conservative in the race. He is without question the best choice for evangelicals and social conservatives. Rick’s record and experience qualify him to lead on the most pressing issues facing our country, because he’s already done it. Whether it’s welfare reform, Iranian sanctions, or partial-birth abortion, Rick has not only been on the right side of the issues, he’s been leading the charge to get the job done. [..]
Rick Santorum has the same dark horse potential that fueled Mike Huckabee’s surprise finish in 2008. You won’t hear much about him from the mainstream media, but on the ground in Iowa he’s connecting with voters and building momentum at just the right time.
http://caucuses.desmoinesregister.com/2011/12/27/former-hucks-army-leaders-endor se-santorum/
Wenn Santorum im Rennen bleibt und die Twins tatsächlich einen Teil der damaligen "Armee" wieder aktivieren können, dann dürfte das dem finanziell nicht auf Rosen gebetteten und jenseits von Iowa und South Carolina noch kaum vertretenen Santorum sehr zupass kommen.
Jetzt hat auch Santorum sein Super-PAC, das in Iowa eine Viertelmillion in Fernsehwerbung für den Mann investiert. Hier der Fernsehspot:
http://gop12.thehill.com/2011/12/super-pac-drops-250k-for-santorum.html
Schon vor Jahren haben Schwulenaktivisten einen kleinen Wettbewerb ausgeschrieben; es ging darum, irgendetwas Ekliges zukünftig mit der Bezeichnung "Santorum" zu belegen, um den Kreuzritter gegen homosexuelle Umtriebe damit gebührend zu ehren. Man einigte sich schließlich auf das Gemisch aus Gleitcreme und Fäkalien, das (mangelnde Hygiene vorausgesetzt) beim Analverkehr auftreten mag. Bei Google ist das immer noch der erste Treffer auf den Suchbegriff "Rick Santorum".
Kaum erstaunlich also, dass Blogger großen Spaß an den derzeitigen Schlagzeilen haben:
Ein Satz, der im Sinne der oben genannten Definition (und unter Beachtung der Tatsache, dass "behind" auch das menschliche Hinterteil bezeichnet und "surge" ein Aufwallen) eine Bedeutung erlangt, die man sich lieber nicht allzu genau vorstellt.
http://slog.thestranger.com/slog/archives/2011/12/28/headline-of-the-day
Der Rest des Feldes hat etwas andere Sorgen: Perry griff Santorum heute zum ersten Mal an, warf ihm vor, während seiner Zeit im Kongress viel Geld in seinen Wahlkreis / Staat umgeleitet zu haben durch sogenannte "Earmarks". Santorum konterte, das sei ja auch eine der Aufgaben eines Senators; die Gelder seien sinnvoll verwendet worden:
http://gop12.thehill.com/2011/12/santorum-still-proud-of-earmarks.html
Eine texanische Zeitung grub dann binnen kürzester Zeit natürlich ein Papier aus, in dem sich die von Perry geführte Regierung des Staates rühmte, beim Einstreichen solcher "Earmarks" für Texas besonders geschickt gewesen zu sein:
Texas has sought its own earmarks under Perry’s leadership. In a July 2006 strategic plan, the Texas Office of State-Federal Relations bragged that it and the Texas Department of Transportation ‘worked closely together to secure over $669 million in highway earmarks for the state, $78 million in bus and bus facility earmarks, and $505 million in New Starts transit earmarks in the five-year surface transportation bill.’
Dass der Mann mit dem Google-Problem nun erstmals von Rivalen direkt attackiert wird, dürfte ihm wohl eher Freude machen...
EDIT: Viel interessanter ist eigentlich noch, dass Santorums Positionen hinsichtlich der Rolle des Staates im Wirtschaftsleben jetzt unter die Lupe genommen werden: Er habe als Abgeordneter in Washington im Bereich der Armutsbekämpfung oder des Freihandels eine unzureichend konservative Haltung vertreten. Sein Wirtschaftsprogramm ist deutlich auf die Arbeiterklasse zugeschnitten. Interessanterweise galt das (in noch viel stärkerem Maße) auch für Huckabee, ebenfalls ein Evangelikaler mit einer Distanz zu den wirtschaftspolitischen Orthodoxien seiner Partei.
http://www.tnr.com/blog/the-stump/99017/the-other-huckabee-santorum-connection
Auf den Titel der konservativen National Review möchte es jeder Republikaner mal schaffen; Rick Santorum hat jetzt die Ehre:
https://www.nationalreview.com/sites/default/files/nfs/uploaded/u1084/2012/01/20 120123_300.jpg
Eindrucksvolle Verbesserung von Santorums Umfragezahlen, auch andere Polls stellen da Bewegung fest:
http://fivethirtyeight.blogs.nytimes.com/2012/01/05/first-post-iowa-polls-show-b ounce-for-santorum/
Ein katholisches PAC will ihn unterstützen - er wird jeden Dollar brauchen gegen die Finanzkraft Romneys.
http://www.nationalreview.com/corner/287292/catholic-pac-rallies-santorum-s-side -kathryn-jean-lopez
Im Gegenzug führt Santorums größere Popularität natürlich auch zu investigativem Journalismus. Vor seinem Ausscheiden aus dem Senat sei er einer der korruptesten Senatoren gewesen, seine Intervention in Gesetzgebungsverfahren (als einer der mächtigsten Senatoren der GOP) habe sich für ihn ausgezahlt. Auch der amerikanische Senat hat übrigens eine Regelung, die es Senatoren verbietet, Kredite zu Sonderkonditionen anzunehmen; das hielt Santorum aber angeblich nicht davon ab, sich einen Kredit über 500000 Dollar für den Kauf eines Hauses zu besonders attraktiven Bedingungen zu sichern:
Perhaps the most jarring detail from his tenure in office is the unorthodox $500,000 mortgage that Santorum and his wife secured on the home in rural Virginia they had purchased for $643,361. According to a series of reports in the Philadelphia Daily News, the mortgage came from Philadelphia Trust Company, a fledgling private bank catering to "affluent investors and institutions" whose officers had contributed $24,000 to Santorum's political action committees and re-election campaign.
In advertising, the lender said it only offered its preferred rates to well-heeled borrowers who also used their investment services. But Santorum's public disclosure forms showed he did not have the required minimum $250,000 in liquid assets and was not an investor with Philadelphia Trust. His ability to secure the five-year loan led [Melanie] Sloan to file a complaint under a Senate ethics rule that specifically prohibits members from accepting a loan on terms not available to members of the general public. At the time, a Santorum spokeswoman told the Daily News that the mortgage terms were set at "market rates," but did not provide further comment.
http://abcnews.go.com/Blotter/santorum-surge-brings-ethics-questions/story?id=15 287424#.TwTQjCNAZNl
Vor einigen Wochen hatte Wanli eine schöne Grafik eingeblendet - die zwei markante Effekte illustriete:
- 1) Romneys Umfragewerte ändern sich seit vielen Monaten kaum
- 2) Es gibt ein beständiges auf-und-ab von "Herausforderen" - Bachmann - Perry - Cain - Gingrich - jeder wurde nach oben gespült und verschwand wieder - nun schein es "Rick's turn".
Ich finde die hohen Gebote für Romney im Markt "Kandidat" noch verfrüht ... vor 4 Jahren lag Robert Giuliani ähnlich deutlich vorne .... und war nach 4 Vorwahlen verbrannt. Das wird Romney nicht passieren - aber sowohl in SC als auch Fl hat Gingrich die Nase noch vorne -
Bis super tuesday 2008 war alles offen - und zwischen McCain (9 Staaten gewonnen) Romney (7) Huckabee (5) noch nichts entschieden.
Ähnliche galt für Clinton vs Obama: In den polls zwei Wochen vor dem Super Tuesday sah es für Hillary rosig aus - dann drehte Obama drei/vier Staaten.
Leider gibt es dieses Jahr keinen so ausgeprägten "super tuesday". Am 6. März sind zwar 11 Vorwahlen; aber 2008 waren es am 5 Feb über 20 (Den und Gop hatten in einigen Staaten differierende Termine).
Schade - der Super Tuesday Markt war 2008 der schönste und spannendste (man musste ins Detail gehen ..)
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