Zwei zweitgleiche Veröffentlichungen am heutigen Tag, die zeigen dass Fakten und Meinungsbildung nicht unterschiedlicher sein könnten.
http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20602081&sid;=aTByLRZsiMoc
http://www.focus.de/finanzen/boerse/devisen/waehrung-den-weltruf-verspielt_aid_462299.html
Wie gut ist die deutsche Presse informiert? - Sehr gut, wie die Fakten zeigen !
Haben"s mal den Artikel gelesen ?
Haben"s sich mal den Chart angeschaut ?
Der Artikel im FOCUS beschäftigt sich mit den Befürchtungen AMERIKANISCHER Währungsexperten.
[die man nicht unbedingt teilen muss; aber über die man berichten kann! Es ist journalistisch legitim, Wall Street Journal oder Business Week zu zitiern. Nichs anderes tun die AUtoren]
Der Dollar würde längst wie die Währung eines Dritte-Welt-Landes gehandelt, wenn man nur die wirtschaftliche Situation bewerten würde. Die USA sind genau so pleite wie Griechenland.
Aber sie sind politisch eine Macht (und drucken zur Not mal etwas Geld nach); haben noch immer Bodenschätze.
Nun zu dem Artikel bei bloomberg
Dollar Rises to Two-Month High as Retail, Sentiment Spur Fed Rate Outlook The dollar advanced to a two-month high against the euro as a bigger-than-forecast increase in retail sales and consumer sentiment indicated the U.S. economic recovery may be gaining momentum.
Das Zweimonatshoch ist eine Erholung des Dollar von 4% gegenüber dem Jahrestief.
Der Dollar hat gegenüber dem EURO in 2,5 Jahren 20% verloren.
Er liegt 16% schlechter als im März. Das wird in dem Artikel des Focus bewertet.
Re: Wie gut ist die deutsche Presse informiert? - Sehr gut, wie die Fakten zeigen !
Sie haben recht - was die Zahlen der Verganganheit betrifft.
Was aber jeden anständigen Ökonomen nebst rasant steigender Zinszahlungen bei der stetig wachsenden Staatsverschuldung die grössten Sorgen bereitet, ist der Umstand - und dies trifft allein auf die Mehrzahl der europäischen Länder insbesondere auch Deutschland und Österreich nicht aber auf die Staaten zu - , dass die Zahlungsverpflichtungen durch Pensionen eine gewaltige Schuldenlast mit Zeitzünder für unsere Volkswirtschaft darstellen, der nur schwer ohne Währungsreform zu entkommen sein wird.
> Sie haben recht - was die Zahlen der Verganganheit betrifft.
... und die Zukunft.
Die Regierung von Obama plant für die nächsten 4 Jahre eine jährliche (!) Neuverschuldung, die 40% des Bruttoinlandproduktes der Bundesrepublik entspricht.
Der Verschuldung wird die USA nur durch gezielte Inflation entgehen können -
und das wird weit weit früher kommen als die Pensionsprobleme der EU.
(Dazu kommt die hohe private Verschuldung in den USA)
Re: Wie gut ist die deutsche Presse informiert? - Sehr gut, wie die Fakten zeigen !
>Der Verschuldung wird die USA nur durch gezielte Inflation entgehen können
Im Grunde geschieht das schon: Wenn die Fed Staatsanleihen kauft, finanziert sie unmittelbar das Staatsdefizit. Großbritannien macht das übrigens noch im größeren Stil. Euro-Staaten steht dieser Weg der Gläubiger-Prellung nicht offen, daher können die bei entsprechender Dummheit pleite gehen.
> > Der Verschuldung wird die USA nur durch gezielte Inflation entgehen
> > können
> Im Grunde geschieht das schon: Wenn die Fed Staatsanleihen kauft, finanziert
> sie unmittelbar das Staatsdefizit.
Naja, sicher. Die Schulden müssen irgendwie abgebaut werden, da sie die wirtschaftliche Entwicklung blockieren, und vernünftigerweise wird man das teilweise per Inflation machen.
Es macht ja keinen Sinn, dass der Rest der Menschheit sich zu Krüppeln arbeitet, dabei trotzdem in Armut und Elend versinkt, nur um diese Schulden zu bedienen.
Macht ja selbst für die Eigentümer/Gläubiger dieser Barvermögen keinen Sinn, weil sie damit ja nichts mehr zur Hebung ihrer Lebensqualität tun können.
Weil die direkte Streichung der Schulden freilich auch wieder einige kontraproduktive wirtschaftliche Turbulenzen auslösen würde, und sich auch politisch schwer durchsetzen lässt, macht man es eben über eine sanfte Inflation. Das ist vernünftig.
> Euro-Staaten steht dieser Weg der Gläubiger-Prellung
> nicht offen
Der Ausdruck "Gläubiger-Prellung" fällt ja in den irrational-esoterischen Bereich, geht von einer Art "Heiligkeit des Eigentums" aus, vergleichbar mit der "heiligen Schrift" oder der "Heiligkeit des Propheten", ist Kampf-Rhetorik, und hat in einer sachlichen Diskussion ja nichts verloren.
Leider hat die EZB nicht die Möglichkeiten der FED oder der PBC (People's Bank of China, chinesische Notenbank), was dazu führen wird, dass Europa ökonomisch weiter hinter China und den USA zurück bleiben wird.
Was ja schon geschieht: Während in China, in Indien, in den USA das Wirtschaftswachstum bereits wieder merkbar anspringt, tut sich in Europa kaum was.
>Der Ausdruck "Gläubiger-Prellung" fällt ja in den irrational-esoterischen Bereich<
Unfug. Das ist eine Bewertung einer vorhandenen bzw. nicht vorhandenen Möglichkeit. Mehr nicht. Kann man teilen oder auch lassen.
Wenn das esoterisch oder irrational ist ist auch Nachbars Katze esoterisch. Oder anders ausgedrückt, ein weniger inflationärer Gebrauch von Adjektiven ist manchmal der "sachlichen Diskussion" durchaus nützlich.
> > Der Ausdruck "Gläubiger-Prellung" fällt ja in den irrational-esoterischen
> > Bereich
> Unfug. Das ist eine Bewertung einer vorhandenen bzw. nicht vorhandenen
> Möglichkeit.
Hm. Nach meinem Sprachverständnis inkludiert der Ausdruck "Gläubiger-Prellung" eine moralische Bewertung, nämlich dahingehend, dass diese "böse" sei. Somit wäre dann der Schuldenabbau per Inflation, der ja = "Gläubiger-Prellung", ebenfalls "böse".
Wenn aber nun Schuldenabbau per Inflation die sinnvollste und praktikabelste Möglichkeit ist, die offensichtlich wachstumshemmenden Schulden abzubauen - warum soll man's nicht machen?
"Gläubiger-Prellung" behauptet dann, dass es jenseits der Sinnhaftigkeit und Praktikabilität eben moralisch verwerflich sei.
Das halt' ich für irrational (und für Kampfrhetorik der Gläubiger).
Anders gesagt: Dahinter steckt offensichtlich die Streitfrage, ob Eigentum so etwas wie "heilig" sei. Diese Idee ist imo, wie jede "Heiligkeit", irrational und esoterisch. Eigentum ist manchmal, sogar recht oft, gesellschaftlich nützlich.
Ich hab' also nichts grundsätzlich gegen Eigentum - um Missverständnissen vorzubeugen. Eigentum ist eine Methode, gesellschaftliche Verhältnisse und individuelle Beziehungen zu regeln, die oft gut funktioniert. Mehr aber nicht. "Heilig" kann es nicht sein, schon deshalb, weil ich "Heiliges" grundsätzlich als irrational ablehne.
Deshalb halte ich Enteignung per Inflation, wo gesellschaftlich und/oder ökonomisch nützlich, für eine sinnvolle und angebrachte Möglichkeit.
Ist btw eine Diskussion, die ich mit Wolli hier schon seit Jahren führe.
> Hm. Nach meinem Sprachverständnis inkludiert der Ausdruck
> "Gläubiger-Prellung" eine moralische Bewertung, nämlich dahingehend, dass
> diese "böse" sei. Somit wäre dann der Schuldenabbau per Inflation, der ja
> = "Gläubiger-Prellung", ebenfalls "böse".
Schuldenabbau durch Inflation ist eine Form der Umverteilung von Gläubigern zu Schuldnern. Sie ist moralisch problematisch, weil sie überhaupt keine Rücksicht auf die Umstände nimmt.
Beispiel: Jemand verkauft sein Haus um 1 Million Euro. Er verleiht das Geld (der Einfachheit halber) an den Käufer des Hauses.
Wenn jetzt eine schwere Inflation kommt, die das Geld (der Einfachheit halber) komplett entwertet, hat der Käufer nachher ein Haus, für das er quasi nichts bezahlt hat, während der Verkäufer gar nichts mehr hat.