Folgerungen aus der Kommunalwahl 2020 in NRW

posts 11 - 20 by 63
  • RE: eine erste vorsichtige "Conclusio"

    Mirascael, 20.09.2020 18:53, Reply to #10
    #11
    Aber es gibt m.E. eine ausreichende Marktlücke für eine sich vom Nationalismus fernhaltende Partei von Kritikern der Coronapolitik und vor allem ihrer Demokratiedefizite, verbunden mit einer Ablehnung eines deutschen Alleingangs in der Flüchtlingsfrage.

    Trotzdem bin ich auch da aktuell ehrlich gesagt skeptisch und verweise auf die verschiedenen AfD-Abspaltungen, die sich stimmenmäßig im Promillebereich bewegen. Oder auf die Freien Wähler, die in keiner bundesweiten Umfrage eine Rolle spielen. Das Potential ist vielleicht da, aber ich sehe nicht, wie eine Partei es heben könnte gegeben z.B. die Ausrichtung der Medien. Ich denke, dass sich bis auf weiteres keine weitere Partei auf Bundesebene etablieren wird.

    Du bräuchtest einen populären Prominenten vom Kaliber Schill oder Lafontaine.

    Wobei: die beschriebene Marktlücke wurde ja anfangs von der AfD eingenommen, bevor sie medial in die rechte Ecke gedrängt und von rechten Spinnern gekapert wurde.

  • RE: eine erste vorsichtige "Conclusio"

    sorros, 20.09.2020 19:04, Reply to #11
    #12

    Wobei: die beschriebene Marktlücke wurde ja anfangs von der AfD eingenommen, bevor sie medial in die rechte Ecke gedrängt wurde und von rechten Spinnern gekapert wurde.

    Eben!

  • RE: eine erste vorsichtige "Conclusio"

    SeppH (!), 20.09.2020 19:22, Reply to #11
    #13

    Wobei: die beschriebene Marktlücke wurde ja anfangs von der AfD eingenommen, bevor sie medial in die rechte Ecke gedrängt wurde und von rechten Spinnern gekapert wurde.

    Mit der moderateren Ausrichtung war sie weniger erfolgreich, siehe die Bundestagswahl 2013. Sie wurde durch den schärferen, weniger liberalen Kurs erfolgreicher, unter anderem weil sie mehr frühere Nichtwähler anziehen konnte.

  • RE: eine erste vorsichtige "Conclusio"

    saladin, 20.09.2020 22:06, Reply to #9
    #14

    Aber es gibt m.E. eine ausreichende Marktlücke für eine sich vom Nationalismus fernhaltende Partei von Kritikern der Coronapolitik und vor allem ihrer Demokratiedefizite, verbunden mit einer Ablehnung eines deutschen Alleingangs in der Flüchtlingsfrage.

    a

    DAS SEHE ICH ETWAS ANDERS

    das erfolgrezept der afd besteht AUCH auf der möglichkeit ihrer wähler sich einfach auszukotzen, ihren frust und hass rauszulassen, jemand anderem die schuld zu geben (egal für was), auf jemand anderen/schwächeren reinzudreschen (flüchtlinge, minderheiten, juden, obdachlose, jugendliche, antifa, linke chaoten, arbeitsfaule, sozialschmarotzer - wurscht einfach eine gesichtslose masse die schuld hat und gegenüber der man besser, moralischer und mit mehr selbstwert dasteht)

    das wühlen im sumpf, das schmeissen mit dreck und scheisse, die abwertende, dehumanisierende sprache, die nähe zur gewalt ist kein ausreisser, sondern das zentrale vereiningende element, das die befriedigung und  selbstwertgefühl viele ihrer wähler erzeugt

    der erfolg beruht auf emotionen und nicht auf kognitiven konzepten

    es ist keine "gehirnwichserei" wie bei vielen linken oder liberalen bewegungen sondern eine auf emotionen und urinstinkten aufbauende bewegung

    (also eher bierzelt oder rockkonzert versus oper)

  • RE: eine erste vorsichtige "Conclusio"

    sorros, 20.09.2020 22:20, Reply to #14
    #15

    Und warum soll das meinem Post widersprechen? Die Bindungskraft der AfD bröckelt und für einen großen Teil der Corona-Widerständler, ist die rechtsradikale Ausrichtung nicht attraktiv.

  • RE: eine erste vorsichtige "Conclusio"

    Mirascael, 20.09.2020 22:47, Reply to #14
    #16

    Aber es gibt m.E. eine ausreichende Marktlücke für eine sich vom Nationalismus fernhaltende Partei von Kritikern der Coronapolitik und vor allem ihrer Demokratiedefizite, verbunden mit einer Ablehnung eines deutschen Alleingangs in der Flüchtlingsfrage.

    a

    DAS SEHE ICH ETWAS ANDERS

    das erfolgrezept der afd besteht AUCH auf der möglichkeit ihrer wähler sich einfach auszukotzen, ihren frust und hass rauszulassen, jemand anderem die schuld zu geben (egal für was), auf jemand anderen/schwächeren reinzudreschen (flüchtlinge, minderheiten, juden, obdachlose, jugendliche, antifa, linke chaoten, arbeitsfaule, sozialschmarotzer - wurscht einfach eine gesichtslose masse die schuld hat und gegenüber der man besser, moralischer und mit mehr selbstwert dasteht)

    das wühlen im sumpf, das schmeissen mit dreck und scheisse, die abwertende, dehumanisierende sprache, die nähe zur gewalt ist kein ausreisser, sondern das zentrale vereiningende element, das die befriedigung und  selbstwertgefühl viele ihrer wähler erzeugt

    der erfolg beruht auf emotionen und nicht auf kognitiven konzepten

    es ist keine "gehirnwichserei" wie bei vielen linken oder liberalen bewegungen sondern eine auf emotionen und urinstinkten aufbauende bewegung

    (also eher bierzelt oder rockkonzert versus oper)

    Klingt prinzipiell auch wie eine Beschreibung des linken Erfolgsrezeptes, nur dass die Objekte des Hasses Bonzen, Vermieter, Unternehmer, Manager, Aktionäre, Hauseigentümer, Banker, Christen, Polizisten, Spiesser, Kleinbürger, Neoliberale, Konservative etc. sind - wobei das da ja durchaus eine Menge Überschneidungen bei rechten und linken Hassobjekten gibt (Hufeisen sag ich nur).

    Hauptsache man steht besser, moralischer und mit mehr selbstwert da, das rechtfertigt "das wühlen im sumpf, das schmeissen mit dreck und scheisse, die abwertende, dehumanisierende sprache, die nähe zur gewalt", von diesen Typen gibt es hier im Forum ja auch so einige aus dem linken Lager.

  • RE: eine erste vorsichtige "Conclusio"

    gruener (Luddit), 22.09.2020 03:04, Reply to #9
    #17

    gruener:

    ich nehme sehr wohl zur kenntnis, dass aktuell zwei neue parteistrukturen im entstehen sind, von denen man jedoch noch nicht (endgültig - eigentlich noch nicht einmal ansatzweise) sagen kann, wie und in welche richtung sie sich entwickeln werden oder gar entwickeln könnten.

    im gegensatz zu früheren parteilichen neuentwicklungen stehen beide aber offenbar im gemeinhin mehrheitlich geduldeten/gewünschten gesellschaftspolitischen konsens. ihr parteiwerdendes streben ist - nach oberflächlicher betrachtung - weniger eine revolutionäre umgestaltung im klassischen sinne denn primär die konsequente weiterentwicklung eines bestehenden status quo (volt) resp. die möglichst kompromisslose umsetzung eines neuen lebens- wie bewegungsmodells nach ökologischen sowie nachhaltigen gesichtspunkten (klimalisten).

    t.b.c.

    drui:

    Ich sehe das bei den Klimalisten in etwa wie bei den Freien Wählern: Es ist eher eine kommunale Sache. Ja, in Bayern sind die auch landesweit stark und "regieren" als Anhängsel der CSU, aber das ist dort eine Sondersituation in einem quasi absolutistisch regierten Staat ohne reale Opposition.

    Die Klimalisten-Vertreter sind sehr heterogen, es ist nicht mal eine Ein-Themen-Partei, weil es keine Parteistrukturen geben dürfte. Man einigt sich nur darauf, Wissenschaft zu akzeptieren und zu fördern. Daraus folgt, dass man den Klimawandel als reale und dringende Gefahr sieht und gegen Lobbyismus ist. Punkt. Wenn man so will ein reiner Technokratenverein, nur dass die Tecnokraten diesmal nicht auf persönliche und Wirtschaftsinteressen hören. Wenn sie eine Konkurrenz sind, dann am ehesten für freie und unabhängige Wählervereinigungen.

    Aus meiner Sicht wäre es wichtiger, Umweltthemen und Wissenschaftsakzeptanz in die Linke, in die Union und in die SPD (so lange die noch existiert) zu bringen (AfD und FDP sind da wohl bereits für rationale Argumente verloren und ideologisch verdorben). Die Konsequenzen des Klimawandels gehen alle Parteien etwas an.

    Bei Volt teile ich, wie oben ausgeführt, die Einschätzung des gruenen bei den Klimalisten die Position von drui.
    Was ich aber bei dem Thema noch interessant finde ist der Aspekt den SeppH angeführt hat. Es gibt, auch wenn der gruene es noch so gerne möchte, kein radilkaleres erfolgreiches Produktdesign im grünen Marktsegment. Maximal gäbe es Platz für Volt, wenn sie in Richtung der schweizerischen GLP gingen.
    Aber es gibt m.E. eine ausreichende Marktlücke für eine sich vom Nationalismus fernhaltende Partei von Kritikern der Coronapolitik und vor allem ihrer Demokratiedefizite, verbunden mit einer Ablehnung eines deutschen Alleingangs in der Flüchtlingsfrage.

    a

    ich ergänze einmal:

    wir haben es hier mit zwei parteien (in werdung) zu tun, die insbesondere jüngere menschen anziehen dürften/könnten.

    zum teil ist eine wiederholung - abgeschwächt: eine ähnlichkeit - zu den endsiebzigern erkennbar. der jahrelange protest der neuen sozialen bewegungen mündete in der parteigründung der grünen. damals wie heute geht es um sogenannte umweltfragen (bei volt auch um gesamteuropäische fragen), die die etablierten parteien und die poltik nicht energisch und konsequent genug anpacken.

    damals wie heute fußte der protest - und dessen parteiwerdung - zunächst lokal, regional. und nicht zuletzt war dieser sehr heterogen und vor allem für junge/jüngere menschen attraktiv.

    es gibt m.e. noch keine wissenschaftliche studie, die die wählerinnen dieser beiden parteien untersucht hat. ich kann an der stelle daher nur unwissenschaftlich mutmaßen.

    der gravierende unterschied zu damals:

    1. weder volt noch die klimalisten fordern etwas neues, revolutionäres, sondern orientieren sich an einem - auch mitunter vermeintlichen - gesellschaftlichen konsens resp. klagen die umsetzung längst beschlossener "dinge" ein.

    2. beide parteien haben eigentlich längst (mindestens) eine inhaltliche vertretung in den parlamenten.

    am ende kommt dann doch ein hauch "revolution" ins spiel: beiden parteien geht es bei ihren hauptthemen nicht schnell genug voran. auch das macht sie für einen mitunter eher ungeduldigen part der jugend sowohl attraktiv als auch wohltuend abhebend von den etablierten parteien (incl. grüne).

    aktuell ist völlig ungewiss, in welche richtung sich volt und klimalisten entwickeln werden. zumal ihr erscheinen zu einem äußerst ungünstigen zeitpunkt kommt: die weltwirtschaft steht vor der vermutlich größten krise der letzten jahrzehnte, nicht allein europa vor einem corona-bedingten zweiten lockdown.

    sowohl das globale denken und agieren als auch andere themen könnten vorerst in den hintergrund treten. zumindest beim wähler. politische inhalte gemäß dem motto "alle reden von corona, wir reden vom klima/von europa" könnte dieser trotz sympathie mit kreuzen an anderer stelle abstrafen.

    soweit der worse-case aus sicht beider parteien.

    wenn es hingegen "gut" läuft - das wort "gut" steht bewusst in anführungsstrichen -, gelingt beiden zur bundestagswahl ein bundesweites antreten. mit einem überspringen der 5-prozent-hürde ist nicht zu rechnen, sehr wohl aber mit einem achtungserfolg - d.h. jeweils deutlich über einem 1 %.

    am ende könnten zwei "gute" parteiergebnisse aber genau jene prozente sein, die fehlen für eine (schnellere) umgestaltung der bundesdeutschen politik in ihrem sinne.

    ein erster stimmungstest für volt und klimalisten dürfte - sofern beide parteien antreten - baden-württemberg werden, wo sie auf eine konservative, auf ausgleich bedachte grüne regierungspartei träfen. ein feld, das beide parteien sehr gut beackern könnten. das rennen, ob der nächste bawü-ministerpräsident aus den reihen der cdu oder den grünen kommt, ist aktuell ergebnisoffen, mit leichtem vorteil für kretschmann.

    ******

    nachtrag:

    persönlich habe ich überhaupt kein gesteigertes interesse an einem "radilkaleren erfolgreichen Produktdesign im grünen Marktsegment".

    ich versuche an dieser stelle lediglich ein wenig zu analysieren. unabhängig von eigenen politischen interessen - auch das gehört zu wahlfieber. wobei ich mir erlaube, sowohl chancen als auch gefahren zu benennen. und ggf. anzuführen, zu wessen lasten neue politische kräfte gehen dürften. das habe ich 2009 bei den piraten und 2013 bei der afd ähnlich gehandhabt.

    die von sorros angeführten zwei strömungen sind aktuell irrelevant, da es keine konkreten anzeichen in die jeweiligen richtungen gibt. wobei ich nicht vollkommen ausschließen möchte, dass sich volt - irgendwann einmal - in richtung einer deutscher glp entwickeln könnte.

  • RE: eine erste vorsichtige "Conclusio"

    Eckhart, 23.09.2020 11:26, Reply to #17
    #18

    die von sorros angeführten zwei strömungen sind aktuell irrelevant, da es keine konkreten anzeichen in die jeweiligen richtungen gibt. wobei ich nicht vollkommen ausschließen möchte, dass sich volt - irgendwann einmal - in richtung einer deutscher glp entwickeln könnte.

    Mal kurz nachgehakt, aber haben wir mit der (nur mäßig erfolgreichen) ÖDP nicht bereits eine Partei "in richtung einer deutschen glp".
    Natürlich nicht 1:1, aber wenn es um "politische Marktsegmente" geht, dann kann man die doch nicht aussen vor lassen?

  • RE: eine erste vorsichtige "Conclusio"

    sorros, 23.09.2020 17:24, Reply to #18
    #19

    die von sorros angeführten zwei strömungen sind aktuell irrelevant, da es keine konkreten anzeichen in die jeweiligen richtungen gibt. wobei ich nicht vollkommen ausschließen möchte, dass sich volt - irgendwann einmal - in richtung einer deutscher glp entwickeln könnte.

    Mal kurz nachgehakt, aber haben wir mit der (nur mäßig erfolgreichen) ÖDP nicht bereits eine Partei "in richtung einer deutschen glp".
    Natürlich nicht 1:1, aber wenn es um "politische Marktsegmente" geht, dann kann man die doch nicht aussen vor lassen?

    Nein! Die ÖDP ist konservativ, nicht liberal.

  • RE: eine erste vorsichtige "Conclusio"

    Eckhart, 23.09.2020 19:10, Reply to #19
    #20

    die von sorros angeführten zwei strömungen sind aktuell irrelevant, da es keine konkreten anzeichen in die jeweiligen richtungen gibt. wobei ich nicht vollkommen ausschließen möchte, dass sich volt - irgendwann einmal - in richtung einer deutscher glp entwickeln könnte.

    Mal kurz nachgehakt, aber haben wir mit der (nur mäßig erfolgreichen) ÖDP nicht bereits eine Partei "in richtung einer deutschen glp".
    Natürlich nicht 1:1, aber wenn es um "politische Marktsegmente" geht, dann kann man die doch nicht aussen vor lassen?

    Nein! Die ÖDP ist konservativ, nicht liberal.

    Persönlich sehe ich ja den Grünen Schwerpunkt ausserhalb der üblichen Kategorien von Links, liberal, konservativ. Letztlich kann man mit allen sonstigen politischen Überzeugungen den Schutz von Umwelt und Klima als lebensnotwendige Basis für eine lebenswerte Gesellschaft und nachhaltige Wirtschaft ansehen.

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